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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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kein Blut sehen können. Ist das richtig? Sind Sie …«
    »Ich habe vor gar nichts Angst.«
    Seine Stimme klang selbstsicher: fast sogar stolz. Endlich sah er mich an.
    »Ihr Vater hat uns das aber gesagt.«
    »Nein.« Miller schüttelte ruhig den Kopf. »Das war mal, aber jetzt nicht mehr.«
    »Was ist mit den Tieren, James?«
    »Was soll damit sein?«
    »Sie konnten doch kein Blut sehen? Das hat uns Ihr Vater gesagt. Wie hat er sich dazu verhalten? «
    Miller sah mich nur an. Er hatte denselben stechenden Blick wie sein Vater. Ich erinnerte mich, wie ich auf der Straße auf Laura gewartet hatte. Derselbe kaltblütige Gesichtsausdruck. Ich fragte mich, ob das schon immer so gewesen war. Natürlich nicht. Er war nicht so geboren worden.
    Ich sagte: »Als ich klein war, war mein Vater ein bisschen so wie Ihrer. Vielleicht sogar schlimmer. Möchten Sie wissen, was er gemacht hat?«
    Er antwortete nicht, was mich nicht davon abhielt fortzufahren.
    »Ich war damals erst sechs Jahre alt. Ein kleines Kind. Ich war ziemlich schwächlich und bin oft schikaniert worden. Als mein Vater davon erfuhr, wollte er mir beibringen, wie man kämpft. Er ging mit mir hinaus und zeigte mir vor allen Nachbarn, wie man boxt. Dabei hat er das eigentlich gar nicht gemacht. Er hat mich nur immer wieder geschlagen und mich aufgefordert, die Hände oben zu halten. Weil er es mir eigentlich gar nicht beigebracht hat, verstehen Sie?«
    Miller nickte. »Ja.«
    »Genau. Er war es. Auch er hat mich schikaniert. Um sich einem Schwächeren gegenüber überlegen zu fühlen. Ich habe das Gefühl, dass es bei Ihrem Vater so ähnlich ist.«
    »Kann sein.«
    »Was hat er Sie mit dem Hund machen lassen, James? Hatten Sie damals nicht einen kleinen Hund? Was sollten Sie mit ihm machen? Ihn ertränken?«
    Miller nickte erneut, aber mit unverkennbarem Stolz im Blick, als habe ihn die Erinnerung früher einmal geärgert, könne ihm aber jetzt nichts mehr anhaben.
    Gemessen an dem, was er sonst noch getan und gesehen hatte, war diese Erinnerung vermutlich gar nichts. Aber es passte zu der Zeugenaussage von Carl Johnson über das, was sich auf dem Killer Hill ereignet hatte – über Miller, der die Katze in dem Käfig gequält, sie bei lebendigem Leib verbrannt und sich dann umgesehen hatte, als hätte er etwas getan, von dem alle anderen beeindruckt sein müssten. Nicht um zu schockieren – jedenfalls nicht nur –, sondern um ihnen zu zeigen, dass er dazu in der Lage war.
    »Die Tiere sollten also deinen Vater beeindrucken.«
    »Nein. Ihn auf keinen Fall. Ich habe das alles nur für mich getan.«
    »Aber er wusste das?«
    Ich wollte, dass er ja sagte, wozu auch immer, aber er zuckte nur mit den Achseln.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe mein Zimmer immer abgeschlossen. Ich habe beiden verboten, es zu betreten. Sie haben Angst vor mir.«
    »Dass Ihr Vater Angst vor Ihnen hat, kann ich mir nur schwer vorstellen.«
    »Mein Zimmer gehört mir.«
    »Nein, nicht mehr«, sagte ich. »Es gehört jetzt uns.«
    Er sah mich an.
    »Ja«, sagte ich. »Wir waren drin. Wir haben die kleine hübsche Fotoausstellung gesehen, die Sie aufgehängt haben. Warum haben Sie das mit dem Grab gemacht, James? Haben Ihnen diese Menschen wirklich nichts bedeutet?«
    »Nicht das Geringste.«
    »Wir sehen uns jetzt Ihren Computer an und auch die Videokamera. Wissen Sie, was wir darauf finden werden?«
    »Ja.«
    »Warum dann diese Morde?«, fragte ich. »Warum die Spiele? Haben Sie sich stark gefühlt, danach?«
    »Sie mussten begangen werden.«
    Ich ließ die Antwort einen Augenblick im Raum stehen, unsicher, was ich sagen sollte, und merkte, dass auch Laura neben mir unruhig wurde. Mussten begangen werden. An die Banalität des Mordens hatten wir uns inzwischen gewöhnt, aber das hier war etwas anderes. In der Stille bemerkte ich, wie Miller das Unbehagen zur Kenntnis nahm, das seine Worte bewirkt hatten, und er verzog einen Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln, das fast so schnell wieder verflog, wie es gekommen war. Aber in diesem Moment sah er älter aus, als er tatsächlich war. Der düstere Mann von Anfang zwanzig verschwand, und ich hatte das seltsame Gefühl, jemanden oder etwas ganz anderes zu sehen.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mussten begangen werden?«
    »Genau, und es war eine Möglichkeit, aus der beschissenen Gegend wegzukommen.«
    »Wie? Aus dem stinkenden Schlafzimmer?«
    »Ja.«
    »Wie genau? Machen Sie weiter. Sie können uns am besten gleich alles erklären. Sie

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