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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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und den Haufen, der darauf hinterlassen worden war. Von der Seite reichte etwas Verschwommenes hinein, und ich brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, was es war. Während Miller das Foto gemacht hatte, hatte er den Mittelfinger der freien Hand gegen das Grab des toten Mannes gerichtet.
    Die Menschen, die bisher gestorben sind, bedeuten mir nichts.
    Ich sah auf den Laptop hinunter und ließ den Blick über die Unordnung in dem Zimmer schweifen. Alles andere im Haus war so blitzblank. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es Miller erlaubt gewesen war, sein Zimmer, abgeschlossen oder nicht, in einem solchen Zustand zu belassen.
    Kurz darauf stampfte ich die Treppe hinunter und stürzte ins Wohnzimmer.
    Laura sah mich an. »Andy?«
    » Wussten Sie das?«
    Ich schrie es der Mutter ins Gesicht. Sie saß auf dem Sofa, die Hände fest auf die Knie gepresst, und sah nicht hoch. Der Klang meiner Stimme ließ sie noch kleiner wirken.
    »War es so? Haben Sie, verdammt noch mal, davon gewusst?«
    »Andy …«
    Ich fasste Janine Miller bei den Schultern und schüttelte sie.
    »Haben Sie verdammt noch mal gewusst, was für ein Ungeheuer Sie großgezogen haben?«
    Die Frau begann zu schluchzen, und ich merkte, dass Laura mich von ihr wegzog. Ich widersetzte mich nicht, fixierte sie aber weiter mit meinem Blick. Sie schüttelte den Kopf. Ich verstand nicht, was sie damit sagen wollte: Ich wusste es nicht; verzeihen Sie mir, ich kann es nicht mehr ertragen.
    »Andy. Mr. Miller ist auf dem Weg. Lass uns die Ruhe bewahren.«
    »Du hast das da oben nicht gesehen.«
    »Andy«, sagte Laura, ein wenig hilflos. Aber dann drehte ich mich um, und sie sah den Ausdruck in meinem Gesicht. Sie sah mir einen Moment in die Augen, dann seufzte sie: »Schon gut. Schon gut.«
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    J ames kann das niemals getan haben, was Sie ihm zur Last legen«, sagte Charles Miller.
    Eine Stunde war vergangen. Laura und ich saßen ihm gegenüber im Vernehmungsraum. Er war ein kleiner, untersetzter Mann in beigen Chinos und einem weißen Hemd, das so weit offen stand, dass die grauen Haarbüschel auf dem voluminösen Brustkasten hervorquollen. Auf dem Kopf war er so gut wie kahl, nur noch silbrige Flecken über den Ohren waren ihm geblieben.
    Ein ehemaliger Soldat. Wir hatten geduldig gewartet, bis er nach Hause gekommen war, und ihn und seine Frau dann über ihre Rechte aufgeklärt. Verhaftet wurden sie nicht, und Charles hatte sich reichlich aufgeplustert, dass er mitkommen musste. Ich hatte ihnen klargemacht, dass sie beide, wenn sie sich weigerten, wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt verhaftet würden und ich mich dann eben später um die Formalitäten kümmern würde.
    »Er kann es nicht getan haben.«
    Charles Millers Stimme klang, als wäre die Sache für ihn erledigt. Mit kalten Augen sah er mich die ganze Zeit provozierend an. Es fiel mir jedoch nicht schwer, seinem Blick standzuhalten.
    Ich sagte: »Ich kann Ihnen versichern, dass er es getan hat.«
    »Aber das haben doch gar nicht Sie zu entscheiden. Stimmt’s, Officer? Wir beide wissen das. Ihr Job ist es, Beweise zu sammeln.« Er beugte sich vor und schlug auf die Tischplatte. »Die Schuld nachzuweisen obliegt den Gerichten. Nicht Leuten wie Ihnen. Und das ist weiß Gott gut so.«
    Laura, immer freundlich, sagte: »Was soll das heißen, Mr. Miller?«
    »Gar nichts.« Er lehnte sich zurück. »Vergessen Sie, was ich gesagt habe.«
    »Wir werden unser Bestes tun«, sagte ich.
    Ich hatte aus den Akten schon genug über seine Orden und Auszeichnungen erfahren, um zu wissen, dass er ein Mann war, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen, dass man auf ihn hörte und ihn respektierte. Die Gesellschaft hatte ihm Autorität zuerkannt, und er hatte das auf sich persönlich bezogen. Er war überzeugt, dass er es war, der etwas an sich hatte, das Respekt verlangte, und nicht die Position, die er bekleidet hatte. Ich kaufte ihm das jedenfalls nicht ab.
    »Was macht Sie so sicher, dass James all das nicht getan haben kann?«
    »Weil er so etwas nicht in sich hat«, sagte Miller. »Er ist Konditor, und das ist weiß Gott gut so. Zumindest war es. Nicht einmal das konnte er. Der Junge hat doch Angst vor seinem eigenen Schatten.«
    Bei dem Begriff Konditor schwang Spott mit, als könne er sich für einen erwachsenen Mann keinen Beruf vorstellen, der ihm weniger anstand als dieser. Nicht einmal das konnte er.
    Im Laufe des Nachmittags hatte das Team bereits angefangen, den Lebenslauf von James Miller

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