Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
wieder zurückgab. Bei dem Bild mit dem Ring stutzte er.
    »Ja«, sagte er. »Der war öfter hier, jahrelang. So ein Jesus-Freak. Mehr weiß ich nicht. Keine Ahnung, wie er heißt. Aber jemand anderes weiß das bestimmt.«
    »In Ordnung. Darf ich …?«
    »Da hinein?« Er trat einen Schritt zur Seite und brüllte: » Seien Sie mein Gast! «
    Ich ging ein kurzes Stück. Irgendetwas vor sich hin murmelnd folgte er mir, bis er eine Nische betrat, in der ein dreisitziges Sofa stand. Daneben eine Packkiste mit einer brennenden Kerze darauf. Auf dem Sofa lag aufgeschlagen ein zerlesenes Taschenbuch, ein ordentlich zusammengerollter Schlafsack lag am einen Ende.
    Etwas später kam ich an eine Stelle, die einmal die U-Bahn-Station Foxton hatte werden sollen. Ein riesiger sechseckiger, widerhallender Raum, vollständig gefliest, überall leere Werberahmen an den Wänden. Dort, wo die Fahrkartenautomaten hätten stehen sollen, waren Stockbetten aufgestellt. Die Wände waren voll mit Graffiti. Auch dort standen ein paar rostige Ölfässer, die im Winter vermutlich mit Brennholz vollgestopft waren. Jetzt standen sie düster und nutzlos herum. Unzählige brennende Kerzen tauchten alles in bernsteinfarbenes Licht.
    Überall sah ich Leute: geduckte schattenhafte Gestalten, die entweder in irgendeiner Ecke kauerten oder ziellos umherirrten. Es schien sich hier um das Zentrum zu handeln, von dem auch wieder Gänge abgingen. Türen, auf denen möglicherweise einmal »Kein Zutritt« gestanden hatte, wurden jetzt von klobigen Gesteinsbrocken aufgehalten. Nicht das kleinste Fleckchen hier unten war unbewohnt. Ich wusste, dass es hier in den Gängen abgetrennte Schlafplätze gab. Im Dunkel flackerten Fernsehgeräte, vom Strom betrieben, der hier unten verlegt worden war: sich windende Kunststoffkabel, die Verteilerdosen miteinander verbanden und gelegentlich in den Kunststofffassungen vorsintflutlicher Stecker in den Wänden endeten. Auch Toiletten und Duschen waren vorhanden.
    Ich ging weiter, hielt dem einen oder anderen die Fotos hin, ohne deren Gesichter zu sehen. Aber im Gegensatz zu dem, was der Wachmann angedeutet hatte, erntete ich nur Kopfschütteln und Schulterzucken.
    Ich wollte schon aufgeben, als ich eine stillstehende Rolltreppe hinabging und eine kleine Kirche entdeckte, die in einem Lagerraum unter einem der Bahngewölbe eingerichtet worden war. Zu beiden Seiten des Eingangs standen zwei Ölfässer, aus denen Flammen knisternd emporloderten, das Metall dünn und brüchig wie verkohltes Papier.
    Ich spähte in den Raum. Ein paar Bänke waren nachlässig in Reihen aufgestellt worden, in denen vereinzelte Gestalten mit Kopfbedeckung saßen, die Ellbogen auf die Knie gestützt, mit gesenktem Kopf, den Blick auf einen Holztisch gerichtet, der am anderen Ende stand. Die Steinmauer darüber war mit verschiedenen religiösen Symbolen bemalt. Hier unten war es heiß, und vielleicht weil die kleine Gemeinde so schweigsam versammelt war, hatte ich das Gefühl, als würde der Raum auf etwas warten – auf irgendein Bumm oder Klong aus den Tiefen des Tunnels drum herum.
    Ein Gottesfreak, hatte der Wachmann gesagt.
    Wenn jemand unseren Unbekannten auf der Rechnung hatte, dann jemand von hier.
    Ich ging auf einen Mann zu, der im hinteren Teil des Raumes saß. Er trug Jeans und ein altes schwarzes Kapuzenshirt, das das Fett und die Schlaffheit darunter nicht zu verbergen vermochte.
    »Polizei«, sagte ich. »Ich muss jemanden identifizieren. Kommt Ihnen von diesen Gegenständen etwas bekannt vor?«
    Ich hielt ihm die Fotos bereits entgegen, als er mit seinem zugewucherten, von roten Adern durchzogenen Gesicht aus buttergelben Augäpfeln zu mir aufsah. Speckige schwarze Haarsträhnen lugten wie Spinnenbeine unter der Kapuze hervor. Ich wich etwas zurück. Er sah mich an und schien sich mit einem verschwommenen Blick auf irgendetwas zu konzentrieren.
    »Kenne ich Sie?«, fragte er.
    »Nein.«
    Verstört schüttelte der Mann den Kopf. »Haben Sie mich nicht schon mal eingesperrt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Er starrte mich noch einen Augenblick an, versuchte immer noch zu ergründen, ob ich eine reale Gestalt aus seiner Vergangenheit war oder nur ein geisterhafter Fremder. Dann richtete er seinen Blick wieder auf das Foto, das ich ihm hinhielt und auf dem der Ehering an dem Halsband zu sehen war.
    Schweigend nickte er.
    »Ja, ich kenne ihn.«
    »Gut«, sagte ich.
    Ich wartete, aber mehr kam nicht.
    »Und?«, hakte ich nach. »Hat er

Weitere Kostenlose Bücher