Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)
geleitet von … ja, wovon, Schicksal? Das Schicksal sollte die Opfer für ihn aussuchen.
Mir fiel ein, was Laura gestern gesagt hatte.
»Es könnte jeder gewesen sein«, sagte ich.
Laura sah nach oben.
»Keine Hubschrauber zu sehen«, sagte sie. »Kann aber nicht mehr lange dauern. Wir müssen die Zelte aufstellen.«
Ich nickte geistesabwesend, ohne mich von meinen Gedanken zu lösen.
»Das ist der Grund, weshalb sie so angeordnet sind«, sagte ich. »Er will gar nicht vor uns protzen, jedenfalls nicht nur. Er hat die Leichen nur dort hingelegt, um sie aus dem Weg zu haben. Ordentlich nebeneinander, damit er Platz für den nächsten hat.«
»O Gott«, entfuhr es Laura.
Ich blickte auf die toten Körper hinunter, die diesen verschwiegenen Platz ausfüllten.
»Und vielleicht ist das der Grund«, sagte ich, »weshalb er bei Nummer drei aufgehört hat.«
13
D ie Nachmittagsbesprechung fand im größten Sitzungsraum im ersten Stock des Reviers statt. Hier war Platz für Whiteboards und Projektoren, zwanzig Schreibtische und darüber hinaus noch für etliche Stuhlreihen. Auch Laura und ich waren hierhergewechselt. Young hatte uns von allen anderen Fällen abgezogen. Bis auf weiteres würden wir hier arbeiten. Zusätzlich hatte er uns noch zehn Sergeants zur Seite gestellt und denen wiederum so viele Polizisten, wie sie benötigten. Von nun an hatte der Fall höchste Priorität.
Weil wir es mit einem Serienkiller zu tun hatten.
Nachdem sich alles im Raum beruhigt hatte, eröffnete Laura die Besprechung.
»Ab heute«, erklärte sie den anwesenden Ermittlern mit einer raumgreifenden Geste, »gehen wir von fünf Opfern aus. Vicki Gibson und Derek Evans wurden vor zwei Tagen umgebracht.«
Mit einer Handbewegung deutete sie auf eines der Whiteboards, an dessen oberen Rand die Fotos gepinnt waren. Wir hatten eine alte Aufnahme von Vicki Gibson, aber keine von Evans. Die Fotos der beiden Ermordeten hafteten am unteren Rand und hoben sich leuchtend rot vor dem weißen Hintergrund ab.
»Einzelheiten finden Sie unter den Fotos und in den Informationen, die wir verteilt haben und mit denen Sie sich inzwischen vertraut gemacht haben sollten.«
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, während sie sprach. Viele machten sich Notizen. Das war gut: Ich wollte, dass alle absolut konzentriert und aufmerksam waren. Ich wollte auch Vorschläge. Das Gefühl, das sich meiner bemächtigt hatte, als ich auf der Brache gestanden hatte, war immer noch da. Eine diffuse, nebelhafte und trotzdem brennende Ahnung. Als würde ich gleich anfangen zu zittern.
»Wie Sie alle wissen«, sagte Laura, »wurden heute Vormittag im Garth-Komplex drei neue Leichen gefunden. Bei der ersten handelt es sich vermutlich um Sandra Peacock, eine Arbeiterin aus dem Viertel. Der zweite Tote ist John Kramer, ein Türsteher aus Foxton; auf ihn kommen wir später noch zu sprechen. Das dritte Opfer ist noch nicht identifiziert.«
Sie wandte sich dem Projektor zu und ließ eine Reihe Fotos durchlaufen: grauenerregende Aufnahmen vom Tatort. Ich verzog keine Miene, aber mir entging nicht, dass einige still und heimlich den Atem anhielten. Gewalt in einer solchen Dimension und dazu in Großaufnahme war vielen von ihnen noch nicht untergekommen. Den Opfern waren die Köpfe buchstäblich zu Brei geschlagen worden.
»Die Verletzungen stimmen mit denen überein, die Gibson und Evans zugefügt worden sind. Bei der Tatwaffe handelt es sich vermutlich um einen handelsüblichen Hammer. Wie Sie sehen, ist auf die Opfer so oft eingeschlagen worden, dass ihre Gesichtszüge ausgelöscht wurden.«
Sie ließ die Fotos zügig durchlaufen, hielt aber bei dem letzten inne, auf dem die Tüte zu sehen war, von der man annahm, dass sie John Kramer gehörte. Darin hatten wir unter einem Haufen alter Kleidungsstücke eine Machete, einen Hammer, Ammoniak und eine Skimaske entdeckt.
»Bis jetzt«, sagte Laura, »haben wir keine Erklärung für die Utensilien, die John Kramer bei sich hatte. Darum wird sich einer von Ihnen kümmern. Diesen Punkt müssen wir aber vorerst separat behandeln, denn bei diesem Mord kam keine dieser Waffen zum Einsatz. Und bisher gehen wir davon aus, dass der Killer noch nicht einmal unter die Kleidungsstücke gesehen hat.«
Ein Officer aus der ersten Reihe meldete sich.
»Nur zu«, forderte Laura ihn auf, »wir sind hier nicht in der Schule.«
»Was ist mit dem Blut an den Kleidern?«
»Ja, wie Sie sehen, ist eine Menge Blut an den
Weitere Kostenlose Bücher