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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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überträgt. Alle arbeiten hart an einem gemeinsamen Ziel. Im Allgemeinen auch mit Erfolg. In einem Team, wie vereinzelt jeder auch arbeiten mag, treibt jeder jeden an.
    Laura und ich saßen still vor unserer Arbeit. Um drei Uhr kam ein Officer mit der Nachmittagspost, mit einer Schnur zu Bündeln zusammengeschnürt, die er von einem ramponierten Wägelchen aus verteilte. Auch für mich waren diverse Umschläge dabei – Hinweise auf anstehende Gerichtstermine für kleinere Strafsachen –, die ich durchsah, bis mir schließlich ein Brief ins Auge sprang.
    Er war von Hand adressiert. In einer unsicheren, kindlichen Schrift mit blauer Tinte.
    Ohne nachzudenken, riss ich ihn auf. Während ich das DIN-A4-Blatt auseinanderfaltete, ging mir auf, was ich in der Hand hielt, so dass ich den aufgerissenen Umschlag sorgfältig zur Seite legte.
    »Laura.«
    »Ja?« Sie schob ihren Sessel zurück, kam um ihren Schreibtisch herum und stellte sich neben mich. »Ach du Scheiße, Hicks.«
    Es war ein maschinengeschriebener Brief und fing an mit:

    Sehr geehrter Detective

    Und daneben hatte der Absender mit demselben blauen Füllfederhalter und in derselben Handschrift das Wort »Hicks« gesetzt.
    14
    Sehr geehrter Detective Hicks,
    ich weiß noch nicht, wer Sie sind. Und zu dem Zeitpunkt, an dem ich dieses Schreiben verfasse, wissen auch Sie nicht, wer ich bin. Sie wissen nichts von meiner Existenz und haben nicht die leiseste Ahnung, was ich vorhabe. Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst auch noch nicht, wann es losgehen wird. Und deshalb wird es funktionieren. Deshalb werden Sie mich nie kriegen.
    Schon als Kind hat mich die Macht des Zufalls fasziniert, seit dem Moment, als mein Vater einen einfachen Computer mit nach Hause brachte, auf dem ich mir das Programmieren und Codieren beibrachte. Damals war ich erst fünf oder sechs Jahre alt, verstand aber schon, wie das Gerät funktionierte: nämlich dass es nichts anderes war als eine bessere Rechenmaschine und nicht mehr machte, als beliebige Rechenvorgänge auszuführen, die ich ihr auftrug. In dem billigen Kunststoffgehäuse folgte, in einer blinden, unbeirrbaren Abfolge von Schritten, eine Operation auf die andere. Und jedes einzelne Ergebnis war nichts als das Resultat der Eingaben. Es folgte Befehlen.
    Außer dass einer der ersten Befehle, die ich lernte, darin bestand, eine Zufallszahl zu generieren. Wie war das möglich?Schon als Kind begriff ich, dass es eine Illusion sein musste. Als ich älter wurde, brachte mir mein Vater mehr bei, und später lernte ich selbständig weiter und beschäftigte mich mit Folgen und Chiffren. Ich begriff, dass Computer ihre logischen Muster verbergen, indem sie pseudozufällige Zahlen generieren. Aus einem einzigartigen Startwert, der sich aus dem genauen Datum und der Uhrzeit ableitet, wird mit Hilfe einer komplexen Gleichung eine neue Zahl generiert, die dem ungeübten Auge zunächst zusammenhanglos erscheint. Diese neue Zahl wird wieder eingegeben, woraus eine dritte entsteht. Und so weiter.
    Auf diese Weise wird eine Reihe scheinbar zufälliger Zahlen generiert. Sind Ihnen der Algorithmus und eine einzige Zahl bekannt, kennen Sie die ganze Folge, aber die Illusion der Zufälligkeit reicht für die meisten Zwecke aus.
    Für Sie wäre das sicher nicht gut genug, stimmt’s?
    Ich habe viel Zeit darauf verwendet, über das Problem nachzudenken: Wie generiert man einen Code, den nicht einmal Sie zu knacken imstande sind? Eine Zahlenfolge mit einem nicht erkennbaren Muster. Genau daran habe ich monatelang gearbeitet. Und genau das glaube ich gefunden zu haben. Jetzt wird es Zeit, die Probe aufs Exempel zu machen. An Ihnen.
    Während ich das hier schreibe, warte ich noch auf den richtigen Zeitpunkt für den Beginn. Auf den richtigen Startwert. Ich weiß weder, wo, noch, wann das sein wird. Ich weiß auch nicht, wer. Deshalb wird es funktionieren: weil ich nicht weiß, wer zuerst sterben wird.
    Ich weiß aber, dass es bald geschehen wird.
    15
    A lso«, sagte Young. »Was ist mit dem Brief?«
    Laura und ich saßen ihm in seinem Büro im fünften Stock gegenüber. Wir hätten auch in den großen Einsatzraum hinuntergehen können, aber das wäre Young niemals in den Sinn gekommen. Ich mochte es nicht, aus dem Zentrum des Geschehens entfernt zu werden, selbst für einen kurzen Augenblick. Andererseits aber konnten wir so wenigstens unser eigenes Ding machen. Young stand auf so was. Obwohl er immer über alles auf dem Laufenden sein wollte, störte es

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