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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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nur schwer zu bewerkstelligen war, aber wir würden sie bald brauchen. Die Hubschrauber mit den Journalisten würden sicher nicht lange auf sich warten lassen und über uns kreisen – begierig auf einen Schnappschuss, der ihnen sowieso nichts nützen würde, weil sie ihn unkenntlich machen müssten, wenn sie ihn überhaupt verwendeten.
    Was würden sie sehen? Zwei Frauen und einen Mann – wobei selbst das von da oben nicht eindeutig sein dürfte. Man würde erkennen können, dass sie vollständig bekleidet waren, aber oberhalb des Halses wäre nichts zu sehen außer roten Flecken, die sich auf der Erde ausbreiteten. Man konnte mit Sicherheit behaupten, dass ihnen etwas Schreckliches zugestoßen war, ohne jedoch zu ahnen, was man dort zu Gesicht bekäme, wo Laura und ich jetzt standen, fassungslos auf das hinabstarrend, was von den Gesichtern und Köpfen übrig geblieben war.
    Hinter den Sträuchern drängelten sich die Anwohner vor der Absperrung und reckten ihre Hälse, um einen Blick zu erhaschen. Sie waren schon da gewesen, als wir eintrafen. Und standen jetzt immer noch dort. Sie gehörten nicht zu der Sorte, die sich von der Polizei abwimmeln ließ. Kinder in zu klein gewordenen Trainingsanzügen, die sich um ihre dünnen Schultern spannten, lungerten in Grüppchen herum und rauchten Selbstgedrehte. Ältere Anwohner regten sich auf, wollten wissen, wen wir gefunden hatten – ob unter den Toten vielleicht Angehörige waren. Und bekamen immer dieselbe Antwort: Wir können im Augenblick keine Auskünfte geben.
    Nicht zuletzt, weil wir keine Erkenntnisse hatten.
    »Will uns wohl zeigen, wie stark er ist?«, mutmaßte Laura.
    »Wie bitte?«
    »Komm zurück auf den Boden, Hicks. Ich meine, so, wie er sie zurückgelassen hat.«
    »Ja, kann schon sein.« Ich sah auf die drei hinab, die dort nebeneinander lagen, als hätten sie sich zum Schlafen hingelegt und als habe er dann jeden einzeln umgebracht, ohne die anderen zu wecken. Als wäre es ein Kinderspiel für ihn gewesen. »Er hat es so aussehen lassen, als könnte er drei Menschen umbringen, ohne dass sie den geringsten Widerstand leisteten.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber?«, fragte Laura.
    »Aber sie können so nicht gestorben sein. Und er kann sie auch nicht alle gleichzeitig umgebracht haben.«
    »Es sei denn, es ist mehr als nur ein Killer.«
    »Ist aber nicht so.«
    »Das ist doch gar nicht sicher.«
    Ich antwortete nicht darauf. Es war möglich, ergab aber keinen Sinn. Tatsächlich war es selten, praktisch noch nie vorgekommen, dass sich zwei Menschen finden, die zu solch einer grausamen Tat imstande wären und gemeinsame Sache machen. Nicht unmöglich, aber … nein. Es war ein Täter, und wir haben irgendetwas übersehen.
    Komm zurück auf den Boden, Hicks.
    Leichter gesagt als getan, ich war verwirrt. Unter normalen Umständen – wenn diese überhaupt jemals normal sein können – hätte ich diese Sache im Griff, aber das hier war drauf und dran, die Grenzen des Normalen zu überschreiten, und das verunsicherte mich. Die Kälte und die Stille begannen, an meinen Nerven zu zerren, wobei ich sie unter normalen Umständen kaum zur Kenntnis genommen und, selbst wenn, wohl einfach ignoriert hätte. Ich war nicht abergläubisch. Für mich gab es nichts Übernatürliches.
    Und trotzdem … irgendwie fühlte sich hier alles anders an.
    »Hicks?«
    »Okay«, antwortete ich. »Vielleicht ist es nicht nur ein Mörder. Aber das wäre unwahrscheinlich, oder? Wahrscheinlicher ist, dass er zu den Typen gehört, die allein arbeiten.«
    »Mach weiter, Sherlock.«
    Ich sah zu beiden Seiten den Weg entlang, erspürte die Atmosphäre des Ortes. Die Brache war vorher schon tot und seelenlos gewesen, ein Zustand, den der Täter jetzt noch verstärkt hatte.
    Vorher tot und seelenlos.
    »Okay«, sagte ich. »Dann könnte es also ein zweiter Gibson-Fall sein – wie wir gestern schon festgestellt haben. Es geht gar nicht um die Opfer selbst, sondern um den Ort. Er hat sich eine abgelegene Stelle ausgesucht und gewartet.«
    »Irgendwo, wo er ungestört war.«
    »Im Gegenteil«, sagte ich, »genau da, wo er oft genug gestört würde.«
    Laura schwieg. Das war natürlich ein grauenhafter Gedanke, fühlte sich aber richtig an. Erneut ließ ich den Blick den Weg auf und ab wandern. Ja. Ich war mir ganz sicher. Unser Mann hatte in den frühen Morgenstunden hier gewartet und die Menschen umgebracht, die vorbeikamen. Hat ihnen aufgelauert – und aufs Geratewohl zugeschlagen. Nur

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