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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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weitergegeben, weil der Hang so steil ist, dass es einen schier umbringt, ihn hinaufzulaufen – und auch wenn er langsam geht, ist Billy schon schweißgebadet. Ein echter Killer eben.
    Soweit er weiß, hat die Anhöhe eigentlich gar keinen Namen: Sie gehört zu diesen Orten, die Kindern heilig und Erwachsenen gleichgültig sind. Die älteren Jungen und manchmal auch Mädchen fanden sich dort oben gern zu Zechgelagen, Lagerfeuern und solchen Sachen ein. Einmal, erzählte ihnen Carl, war er dort, und ein paar von den Älteren hatten eine Katze in einem Käfig dabei. Einer von ihnen ärgerte sie mit einem Stock. Carl schüttete sich aus vor Lachen, als er zum Besten gab, wie die Katze gefaucht und gekreischt hatte, bis es ihnen schließlich zu dumm geworden war und sie die Kreatur aus purer Langeweile in Brand gesteckt hatten.
    Niemand hatte Carl geglaubt, Billy schon. Gleich am folgenden Tag hatte er sich dorthin geschlichen und den verkohlten Boden und den von der Hitze völlig deformierten Käfig mit den, so sah es jedenfalls aus, verbrannten Ästen darin entdeckt. Jetzt kommt er dort vorbei, aber die versengte Stelle ist zugewachsen, als hätte es sie nie gegeben – oder, wie Carl brüllend vor Lachen bemerkt hatte, als wäre es nur eine Katze, um die es schließlich nicht schade war.
    Billy geht nicht gern hier entlang, aber es ist der kürzeste Weg in den Wald, wo er am liebsten spielt. Oben verläuft der Weg, einer Toreinfahrt gleich, zwischen den dunklen Bäumen hindurch.
    Er stapft ein paar hundert Meter durch den Wald. Wie die Säulen eines altehrwürdigen Museums tragen die riesenhaften Bäume ein Dach aus Zweigen und Blättern, durch das hoch oben das Licht der Sonne bricht. Dennoch hat die Sommerhitze den Boden vollkommen ausgetrocknet und an einigen Stellen wie alten Ton aufspringen lassen. Wie zerbeulte, rostige Rohre ragen die Wurzeln aus dem Untergrund hervor, um ein Stück weiter wieder im Erdreich zu verschwinden, als wären die Bäume in grauer Vorzeit von Riesen gefesselt worden.
    Dann und wann wühlen sich Crossfahrer mit ihren Motorrädern knatternd durch dieses Gelände, jagen über die Höcker des knochentrockenen Bodens hintereinander her und erfüllen die Umgebung mit ihrem scharfen, näselnden, angriffslustigen Lärm. Heute jedoch nicht – heute hört Billy nichts als das leise Rauschen des Waldes. Dennoch will er sichergehen, dass er allein ist, und wählt einen schmalen, unter seinen Füßen raschelnden Pfad durch ein ausgedehntes Areal mit hellgrünem Farn, von dem nicht wenige Exemplare so groß sind wie er selbst. Die Luft schwirrt vor Mücken. Er schlägt nach ihnen und schüttelt sie ab, während er die Wedel im Gehen zur Seite biegt.
    Es ist ein Schleichweg, von dem er nicht glaubt, dass irgendjemand ihn kennt: ein Weg, von dem auch die meisten Kinder nichts wissen.
    Nachdem er sich durch den Farn gekämpft hat, gelangt er zu einer Gruppe älterer Bäume, dann zu einer verwitterten Steinmauer, hinter der sich ein kleines Rinnsal durch den Wald schlängelt. Darin verstreut rutschige und vom dahinplätschernden Wasser glattpolierte Trittsteine. Ein Stück weiter werden die Baumstämme dicker, stehen enger beieinander, drängen sich immer mehr zu dem dichten Wald am Fuß der Berge zusammen, die sich, von Dunst verhüllt, im Hintergrund erheben.
    In der Schule werden die Kinder immer davor gewarnt, sich zu weit von hier zu entfernen. Zum einen wegen der wilden Tiere, die es dort gibt. Zum anderen, weil man sich sehr leicht verirren kann. Jahr für Jahr werden hier Wanderer vermisst, von denen nicht alle gefunden werden. Aber der Wald wird sich um ihn kümmern, denkt Billy, wird nicht zulassen, dass er sich verirrt. Und was die wilden Tiere angeht …
    Na ja.
    Beim Bach bleibt er stehen, faltet die Anleitung auseinander und klappt sein Taschenmesser auf.
    Sollen sie doch kommen.

    Er will sich Pfeil und Bogen bauen.
    Jedenfalls will er es versuchen.
    Die Bauanleitung hat er aus einem Armeehandbuch für Überlebenstraining herausgerissen. Außer dem Taschenmesser hat er noch eine Bindfadenrolle dabei, er braucht nur noch ein passendes Stück Holz aus dem Wald. Das Prinzip ist ziemlich einfach: ein biegsamer Ast für den Bogen, stabilere Zweige für die Pfeile. Dann nur noch die entsprechenden Nocken einschneiden und ein Stück Bindfaden in der passenden Länge abschneiden.
    Natürlich könnte er einfach einen kaufen. Viele Jungen in der Schule haben Waffen – Springmesser und

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