Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)
dabei gewesen war. Und sie war nicht ohne Ergebnisse zurückgekommen.
Das erste Foto, das sie mir rüberschob, ließ mich innerlich zusammenzucken, und jenseits all dessen, was sie mir noch sagen wollte, war mir klar, dass sie recht hatte. Es war unser Mann. Das Foto war am Tatort aufgenommen worden. Es zeigte in Großaufnahme die Überreste des Gesichts einer Frau. Die Haare ausgebreitet auf dem blutgetränkten Asphalt, auf dem sie lag.
Die Verletzung war nicht so schwer wie bei unseren Opfern, aber durchaus vergleichbar. Schließlich war der Mörder gestört worden. Ich stellte mir David Barrett vor, auch wenn ich ihn noch nie gesehen hatte, wie er über das Feld stürzte, um zu seiner Frau zu kommen – und die ganze Zeit über schlug der Mann vor seinen Augen unentwegt auf den Schädel seiner Frau ein.
Es war eher ein Empfinden als ein Bild: ein verzweifeltes, wehklagendes Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Qual. Weil er es nicht rechtzeitig geschafft hatte. Die schlimmsten Verletzungen befanden sich auf der rechten Seite ihres Kopfes und am Mund, der offen stand und die Zerstörung unverhüllt preisgab. Das rechte Auge schwamm im Blut; die Nase war weggeklappt. Das andere Auge starrte nach oben, so klar und leer wie der Himmel, der sich stumpf in ihm gespiegelt haben musste.
»Okay«, sagte ich.
»Schon aus dem vollständigen Bericht ist zu schließen, dass er es ist.« Laura nahm das Foto wieder an sich. »Ihr Mann war inzwischen in der Lage, eine umfassende Aussage zu machen, der arme Teufel. Er konnte es nicht begreifen. Er sagte, der Typ hätte mit dem Roller ganz leicht abhauen können, wenn es das war, was er wollte. Es bestand nicht die geringste Notwendigkeit, das zu tun, was er getan hat.«
»Weil er den Roller gar nicht wollte«, sagte ich.
»Vermute ich auch. Darum ging es nicht.«
Ich schüttelte den Kopf.
Laura sagte: »Ich weiß.«
»Zeig mir die anderen.«
Sie reichte mir noch andere Fotos vom Tatort. Ich sah mir eines nach dem anderen an und legte sie dann mit einem flauen Gefühl in der Magengegend auf den Schreibtisch zurück.
»Die vollständigen Obduktionsergebnisse haben wir natürlich noch nicht. Ich bin vorher gegangen.«
»Aber?«
»In den Verletzungen wurden Spuren von Polyäthylen gefunden.«
Ich nickte. Das oder so etwas Ähnliches war das Mindeste, was ich erwartet hatte. Dass Laura vorher gegangen war, lag mit Sicherheit daran, dass sie mehr als genug gesehen hatte.
»Es ist zwar noch nicht bestätigt«, sagte sie, »aber ich bin trotzdem ziemlich sicher, dass das unser Mann ist.«
»Okay.« Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte mich aus. »Also, was nun?«
»Ich habe die Sache zunächst Buxton überlassen. Sie sind ganz wild darauf, dem Fall selbst nachzugehen – das ist natürlich gut für uns. So wie es aussieht, haben sie nur diesen einen. Aber wir werden von nun an mit ihnen zusammenarbeiten. Young ist dabei, die Modalitäten auszuloten, aber ich sehe da keine Probleme.«
»Können die uns die ganze Sache nicht einfach vom Hals halten?«
Laura warf mir ein vielsagendes Lächeln zu. »Keine Chance.«
»Was sind das für Leute?«
»Die von der Rechtsmedizin in Buxton? Die sind ganz in Ordnung. Scheinen ziemlich gut Bescheid zu wissen. Der zuständige DCI heißt Franklin.«
»Franklin?«, wiederholte ich. »Was ist das für ein Typ?«
»Schien alles ziemlich gut im Griff zu haben. Betonte immer wieder die Notwendigkeit der Zusammenarbeit. Kräfte bündeln. Von der Seite her ist das in Ordnung, glaube ich.«
»Möchten sie irgendwas von uns?«
»Bisher nicht. Zusammenarbeit, wie ich schon gesagt habe. Morgen kommen sie zu unserer täglichen Einsatzbesprechung. Sie bringen mit, was sie haben, und profitieren ein wenig von dem, was wir haben. Wir tauschen uns aus und sehen mal, ob dabei etwas herauskommt.«
Ich nickte bedächtig.
»Bis dahin müssen wir alles, was wir über Kate Barrett wissen, in unsere Ermittlungen einbeziehen. Für den Fall, dass sie Teil des Musters ist.«
»Wenn es eins gibt.«
»Klar.«
Aber selbst wenn, welchen Reim sollten wir uns darauf machen? Es war schon schwer genug, die Ermittlungen allein in unserer Stadt zu führen, geschweige denn, sie auch noch auf die Städte in der Nachbarschaft auszudehnen. Wollte der Kerl das ganze Land mit seinen Verbrechen überziehen? Hatte er unsere Stadt womöglich schon verlassen – vielleicht sogar für immer?
Und dann diese Verbindung nach Buxton, die
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