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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Ohrfeige. Ich dachte wieder an Rachel und hätte fast ja gesagt. Sie war im selben Stadium der Schwangerschaft wie Marie, aber wenn man berücksichtigte, was passiert war, und auch meine eigenen Gefühle bezüglich der mir bevorstehenden Vaterschaft einbezog, schien es mir nicht angeraten, auf diese Frage zu antworten.
    »Nein.«
    »Ich schon.«
    »Ich weiß.«
    Ich wollte ihm sagen, dass er sich doch wenigstens daran klammern konnte. Er hatte seine Frau verloren, ja, und das unter den denkbar grausamsten Umständen. Aber seinen Sohn hatte er nicht verloren: Die Rettungssanitäter am Tatort hatten es geschafft, Jake zu entbinden. Der kleine Junge befand sich jetzt auf der Intensivstation für Neugeborene im Krankenhaus.
    Und das war tatsächlich etwas, wenngleich nicht unbedingt das, was man Tony Wilkinson jetzt hätte sagen müssen. Dass es hätte schlimmer kommen können .
    Ich sagte: »Tut mir leid.«
    »Sie haben doch gar keine Vorstellung.« Der Zorn in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Warum wir? Sie können mir nicht mal sagen, warum? Ich habe Sie in den Nachrichten gesehen. Warum haben Sie diesen Scheißkerl noch nicht geschnappt? Warum ist …«
    Die Worte fielen in sich zusammen.
    »Wir werden ihn kriegen«, sagte ich. »Wir tun, was wir können.«
    Wilkinson schüttelte den Kopf und sah einen Moment zu Boden. Auf den hübschen Plüschteppich, der, wie ich wusste, dazu gedacht war, dem Besprechungsraum die Illusion von Behaglichkeit zu verschaffen, weil er die Leute an zu Hause denken ließ. Schließlich sagte er, ohne aufzusehen: »Wissen Sie, was Marie immer über Jake sagte?«
    Ich wartete.
    »Sie sagte immer, dass sie es kaum erwarten könne, ihn zu sehen.«
    Ich wollte die Augen schließen, zwang mich aber, Wilkinsons Blick standzuhalten. Sein Gesicht fiel in sich zusammen, als er plötzlich in Tränen ausbrach. Es war schwer, das mit anzusehen und auszuhalten. Es schien, als zerreiße ihn das Schluchzen von Kopf bis Fuß, bis in die Tiefe seiner Seele.
    »Doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Mein Gott.«
    Er brachte die Worte kaum heraus. Laura und ich saßen still da.
    »Sie hat ihn nie gesehen.«
    34
    I n einer Ecke seines Ladens hat Lewtschenko sich einen kleinen Fernseher auf einen Hocker gestellt, so dass er ihn von seinem Platz, hinter dem Ladentisch, aus sehen kann. Dort sitzt er jetzt, die Ellbogen auf den Ladentisch gestützt, und sieht sich die Pressekonferenz an, die im Rund-um-die-Uhr-Nachrichtensender live übertragen wird.
    Immer wieder sind Kunden im Laden oder Leute, die sich nur umsehen wollen. Im Augenblick aber nicht. Er ist allein. Jasmina ist im Hinterzimmer, wo sie die Töpfe reinigt und Wachsflecken vom Gasbrenner kratzt. In diesen Dingen ist sie pingeliger als er. Manchmal treibt es ihn zum Wahnsinn, auch wenn er sich eingestehen muss, dass er genau das am meisten vermissen würde, wenn sie einmal nicht mehr da wäre: dass man die schlechten Seiten an jemandem am Ende lieber mag als die guten. Er weiß auch, dass das Putzen sie ablenkt, ihr hilft, die trüben Gedanken nicht an sich herankommen zu lassen. Bei ihm ist es seltsamerweise genau andersherum. Sie haben beide ihre Bewältigungsstrategien. Der eine verdrängt, der andere versucht, gar nicht erst daran zu denken.
    Wie dem auch sei, er ist froh, sie im Augenblick beschäftigt zu wissen.
    Dass sie das nicht mit ansehen muss.
    Aber dann spürt er, wie Jasmina aus dem Raum hinter dem Tresen kommt. Instinktiv greift er zur Fernbedienung und schaltet den Fernseher ab, bemüht, es möglichst ungezwungen aussehen zu lassen. Geschäftig werkelt sie hinter seinem Rücken, ohne Notiz davon zu nehmen.
    »Die Wachspastillen gehen langsam aus«, sagt sie.
    »Ja.«
    »Und von der roten Farbe ist auch nicht mehr viel da. Na ja …« Sie macht eine ausladende Armbewegung in den Raum, als erkenne sie in der fehlenden Kundschaft einen Schmutzfleck, den sie gern entfernen würde. »… so dringend ist es auch wieder nicht.«
    »Nein.«
    Immer noch starrt er auf den toten Bildschirm. An der Oberfläche ist sein Kopf genauso leer, und das beruht auf einem vergleichbaren Willensakt. Wie den Fernseher könnte er seine Gedanken ebenso mühelos wieder wachrufen …
    »Ist alles in Ordnung?«
    Jasmina sieht ihn verwundert an. Er blinzelt sie an, weiß nicht, was er antworten soll. Plötzlich erscheint ihm diese Frau wie eine Fremde, von der er nicht weiß, wie er sich mit ihr in Verbindung setzen soll. Die Pressekonferenz im Fernsehen –

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