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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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der Anblick des Detectives – hat ihn in eine Zeit zurückgeworfen, in der sie sich leicht hätten trennen können, und ihn in eine Richtung denken lassen, die sie nicht eingeschlagen haben, eine Richtung, die Jasmina nicht hierhergeführt hätte.
    Er schüttelt den Kopf und wehrt das Bild ab. Sie ist seine Frau.
    Und dennoch haben sie ihr Leben gemeistert, es geschafft, sich nicht zu trennen. Wie Blut, das sich in einen eingeschlafenen Arm ergießt, füllen sich sein Herz, seine Brust, der ganze Körper mit seiner Liebe zu ihr. Er lächelt.
    »Ja. Tut mir leid, Liebes. Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    Sie räuspert sich. Aber ihre Miene verrät ihm, dass sie ihm das abnimmt und dass es, auch wenn es sie ärgert, zu seinen schlechten Seiten gehört, für die sie ihn wiederum aber auch liebt. Beziehungen wachsen mit der Zeit, denkt er. Anfangs suchen wir nach Vollkommenheit, bis wir zu guter Letzt die Mängel lieben.
    »Ich geh ein wenig hinaus«, sagt sie lächelnd. »Du willst ja sowieso nichts von mir wissen.«
    Er lächelt zurück. »Das ist sehr klug.«
    »Der Grund, weshalb du mich liebst.«
    »Einer der vielen Gründe, weshalb ich dich liebe«, sagt er. »Immer noch.«
    »Noch.«
    Ihr Lächeln nimmt einen anderen Zug an, einen, der es ihm warm ums Herz werden lässt. Meistens ist die Liebe, die er für sie empfindet, so intensiv, dass sie geradezu körperlich zwischen ihnen zu stehen scheint. Wenn sie getrennt sind, löst sich dieser Körper auf, teilt sich, ein Teil für jeden, so dass sie zusammenbleiben. Es ist etwas ganz Besonderes, dessen ist er sich bewusst, einen so großen Teil des Lebens mit einem Menschen verbracht zu haben. Insbesondere eines Lebens, das von einer Tragödie überschattet wurde. Als könnte man einfach ein anderes Leben leben.
    »Bin gleich wieder zurück«, sagt sie.
    »Pass auf dich auf.«
    »Du auch, bei all deiner harten Arbeit hier.«
    Das Glöckchen an der Tür klimpert, als sie die Tür öffnet – dann ist Lewtschenko wieder allein.
    Er schaltet den Fernseher wieder ein. Jasmina ist so verletzlich. Berichte wie dieser über Verbrechen wie diese würden sie zu sehr mitnehmen. Würden die Erinnerung in ihr wieder wachrufen. Vielleicht würde sie sogar den Namen des Detectives wiedererkennen.
    Als die Pressekonferenz zum Ende kommt, sieht Lewtschenko Detective Hicks und erinnert sich. Weder den Namen noch das Gesicht wird er je vergessen. Und so, wie er den Fernseher wieder eingeschaltet hat, steigen in ihm auch die Gedanken und Gefühle wieder auf.
    Was fühlt er, jetzt, wo er den Polizisten ansieht? Es lässt sich nur schwer in Worte fassen. Es ist schwer, das zu beschreiben und zu bewerten.
    Hass?
    Nein, denkt er. Das ist es nicht.
    Hass ist viel zu schwach.
    35
    M öchtest du darüber reden?«, fragte Rachel.
    Ich war erst fünf Stunden zu Hause, höchstens, und nein, ich wollte nicht darüber reden. Tatsächlich wünschte ich mir nichts auf der Welt mehr, als ein wenig Schlaf nachzuholen – oder wenigstens im Bett zu liegen in der leisen Hoffnung, das zu tun. Mein Kopf war so voll mit grauenhaften Gedanken, dass es sowieso schwierig wäre. Trotzdem, ich musste es versuchen. Mein Akku war leer, ich konnte nicht mehr.
    »Eigentlich nicht.«
    »Vielleicht solltest du das aber.«
    Ich antwortete nicht.
    Sie sagte: »Ich habe die Nachrichten gesehen. Die schwangere Frau.«
    Ich nickte und wünschte mir, sie hätte es nicht gesehen.
    »Andy?«
    Einen Augenblick lang wollte irgendetwas in mir sie angiften. Ich wollte ihr sagen, dass es für den Fall, dass ich darüber reden musste, die üblichen Polizeipsychologen gab – die Typen, die sich immer wieder auf dem Revier blicken ließen und denen sich die Detectives mit ihren seelischen Befindlichkeiten anvertrauen sollten. So gereizt, wie das wahrscheinlich bei ihr angekommen wäre, hätte ich es gar nicht gemeint. Ich wollte Rachel die grausamen Details einfach nur ersparen. Wir mussten uns nicht beide damit belasten.
    Aber …
    Er spricht nicht mehr mit mir.
    Ich sagte: »Marie Wilkinson.«
    »Ja. Es muss furchtbar gewesen sein.«
    »Furchtbar.« Ich nickte wieder. »Ich habe mit ihrem Mann gesprochen. Es ging ihm nicht gut – natürlich ging es ihm nicht gut. Das war in gewisser Weise vielleicht sogar noch schlimmer, denn Marie Wilkinson ist nicht mehr da; sie muss nicht mehr leiden. Allerdings ist auch seine ganze Welt nicht mehr da, einfach so. Der Mann ist nur noch ein Häufchen Elend, mein Gott.«
    »Aber er hat

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