Kind des Glücks
aussah, wenn dies auch nicht heißen soll, daß die Produkte des chef maestros der Unicom Garden, Mako Carlo Belisandra, etwas anderes als superbe Beispiele der Kochkunst waren.
In drei verschiedenen salons de cuisine konnte jeder einen anderen kulinarischen Geschmack befriedigen. Für die Gäste, die eine gewöhnliche Mahlzeit wollten, gab es einen schlichten Speisesaal mit dick gepolsterten, thronähnlichen Stühlen, die in langen Reihen an schwarzen, polierten Steintischen standen, überdacht von einem dicht bewachsenen Weinspalier. Für kleine private soirées oder intimes Tafeln à deux gab es einen Raum, der völlig in zeltähnliche Nischen in verschiedenen Größen unterteilt war; jede reich bestickt, bemalt und in einem anderen Stil gehalten, jede romantisch mit Kandelabern beleuchtet, und jede besaß einen niedrigen Bronzetisch, der von Polstern umgeben war.
Schließlich gab es noch den formellen großen Speisesaal, groß genug, um bei Banketten, denen unsere Domo, der Raumkapitän oder beide vorsaßen, alle Geehrten Passagiere aufzunehmen. Hier waren die Wände mit grobkörnigem grünbraunem Holz verkleidet, das mit goldenen Rokoko-Filigranen gerahmt und geschmückt war. Der Boden bestand wie der wuchtige Kamin aus schwarzem Marmor, und alle Tische wurden von Kristallüstern beleuchtet, die von der Decke herabhingen; letztere war so bemalt, daß sie einem azurblauen Himmel mit einigen weißen Schäfchenwolken ähnelte. Jeder der zehn runden Tische konnte zehn Gäste aufnehmen, und jeder bestand aus bronzenem Spiegelglas, das von einem schweren Ebenholzpfeiler gestützt wurde, dessen Maserung zum Holz der ledergepolsterten Stühle paßte.
In diesem Saal hatten Guy und ich das Glück, beim Bankett anläßlich unseres ersten Sprungs Plätze am Tisch der Domo zugewiesen zu bekommen. Der Raumkapitän war naturellement im Augenblick auf der Brücke beschäftigt, doch er würde sich später zu uns gesellen. Die Pilotin, die mit dem Sprungantrieb verschaltet war, würden wir natürlich während der Reise überhaupt nicht sehen.
Die sieben anderen Gäste an unserem Tisch waren ein guter Querschnitt der vier Hauptgruppen der Geehrten Passagiere, die ich bereits unterscheiden konnte, die es allerdings eher mieden, miteinander gesehen zu werden.
Kuklai Smith Veronika und Don Terri Wu waren Männer in reifen Jahren und mit noch reiferen Vermögen, die sich mehr oder weniger aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatten und den Rest ihres Lebens damit verbrachten, zwischen den Menschenwelten herumzureisen – typische haut turistas, die nichts als ihr Vergnügen suchten. Daneben reisten solche Leute mit uns, die Zugang zur Kosmokultur gefunden hatten, indem sie ersteren dienten – ob nun als Kurtisanen wie die atemberaubend schöne Cleopatra Kay Jone oder durch ihre faszinierende Gesprächsführung wie der Meister der Astrophysik Einstein Sergei Chu oder als Schauspieler oder Musiker. Drittens gab es noch Reisende wie Mary Menda Hassan; sie war Professorin für Terranische Vorgeschichte auf Dumbala und reiste – entweder auf eigene Kosten oder von Arbeitgebern oder wissenschaftlichen Instituten gefördert – in ernsten Angelegenheiten des Handels, der Wissenschaften oder der Forschung.
Zu – nach den Begriffen der anderen Geehrten Passagiere – gar nicht guter Letzt gab es noch solche wohlhabenden Kinder des Glücks wie Guy, die ihr Wanderjahr in den Kosmokulturen verbrachten, weil ihre Eltern es sich leisten konnten.
Außer durch Guy wurde dieses soziale und intellektuelle Proletariat auch noch durch Imre Chanda Sumi und Raul Bella Pecava an unserem Tisch vertreten – zwei junge Männer, die Guy bereits als »amüsant« beurteilt hatte; wenigstens an Hand der Apotheke voller exotischer Rauschmittel, die sie an Bord gebracht hatten.
Mein Status in dieser Hierarchie galt, vorsichtig ausgedrückt, als etwas problematisch, denn ich war nicht einmal ein unabhängiges, wohlhabendes Kind des Glücks, und mein Vielfarbiges Tuch, das Abzeichen der Gypsy Joker, das ich ständig trug, besaß in dieser Gesellschaft überhaupt keinen Wert.
Auch eine Bemerkung darüber war kaum geeignet, mich in die Unterhaltungen einzubeziehen, bis der Anlaß unseres ersten Sprunges meinen großen Auftritt ermöglichte.
Beim entrée aus fruits de mer führten Kuklai Smith Veronika und Cleopatra Kay Jone ein geistreiches Gespräch – zumindest nach ihrer eigenen Einschätzung – über die Tugenden oder den Mangel an ebendiesen eines
Weitere Kostenlose Bücher