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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Pavane der Kosmokultur einbezogen.
    »Eine etwas gedämpfte Version der Edojin«, hatte ich für Guy die Kosmokultur skizziert. »Besessen von der charmanten Selbstsicherheit, die nur unerschöpflicher Reichtum bieten kann«, hatte er mir erklärt.
    Was den unerschöpflichen Reichtum der Geehrten Passagiere anging – nun, der war überall zu sehen. Doch die charmante Selbstsicherheit war eine Tugend, die zu finden ich mir viel Mühe geben mußte. Certainement, diese maestros in Manieren und Gewandtheit waren entschlossen, uns die Segnungen besagter Eigenschaften vorzuenthalten, und zumindest für meinen Teil beruhte dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit.
     
    Als das erlösende Ende des Banketts kam, kehrten Guy, Raul, Imre und ich in unsere Suite zurück, um etwas zu tun, das inzwischen last ein regelmäßiges Ritual geworden war, nämlich die beeindruckende Vielfalt von Drogen zu probieren, mit denen Raul und Imre sich für die Reise ausgerüstet hatten.
    Während ich mich – dank meiner Seancen mit Cort – für nicht ganz unerfahren im Reich der Psychopharmakologie hielt, sah die Vielfalt meines bisherigen Konsums, verglichen mit dem, was diese finanziell gut gestellten Kinder des Glücks auf ihren Reisen probiert hatten, genauso aus wie das, was ich für Nouvelle Orleans Kultiviertheit gehalten hatte, bevor ich das große Edoku sah.
    Vraiment, mein Gedächtnis will nicht mehr hergeben, welche Droge – oder besser, welche Mischung von Drogen – wir bei jeder einzelnen Sitzung zu uns nahmen, denn diese Sitzungen verschwimmen in meiner Erinnerung in einem benebelten Etwas, so daß die Erinnerung an einen ausgeflippten psychischen Zustand kaum von einem anderen zu trennen ist; außerdem half mir der Genuß der Drogen nicht gerade, meine Wahrnehmung eines linearen Zeitablaufs zu fördern oder besonders klare Bilder in meine Gehirnzellen einzuprägen.
    Es genügt zu sagen, daß ich während der ersten Hälfte der Reise einige Dutzend Substanzen probierte, die von einer gleichgroßen Zahl von Planeten stammten und eine beeindruckende Vielfalt von bewußten, halbbewußten und völlig apathischen Zuständen hervorriefen, wenn diese auch in Wirklichkeit allesamt leicht zu klassifizieren wären.
    Einige dieser Drogen produzierten alberne Zustände, in denen die dümmsten Witze ausgedehntes, heiseres Kichern hervorriefen. Andere ließen uns bewußtlos stundenlang die Wände oder uns gegenseitig anstarren. Einige lösten unsere Zungen und brachten unser Köpfe auf Touren, bis wir zu endlosen, gelehrten Erörterungen fähig waren – jedenfalls schienen sie uns so.
    Doch einige waren auch gut konstruierte psychische Verstärker, unter deren Einfluß wir unschuldig staunend ins Grand Palais treten konnten wie haut turistas in Oz, um uns überwältigt und entzückt an der kulinarischen Kunst von Maki Carlo Belisandra zu erfreuen, musikalische oder dramatische Vorstellungen zu besuchen oder einfach durchs Vivarium zu streifen und mit kindlicher Freude das bizarre Ambiente aufzunehmen.
    Einige dieser Drogen waren Aphrodisiaka, wenn auch das Zusammenfallen der Wirkung bei Männern und Frauen keineswegs sichergestellt war.
    Mich konnte eine sengende Lust überkommen, während Guy nichts weiter wollte, als endlos diskutieren oder über das Unaussprechliche meditieren. Ebenso konnte Guy ein priapischer Held sein, der sich einer Geliebten gegenübersah, deren tantrische Fähigkeiten nur als abstraktes und völlig abwegiges Konzept existierten. Doch bei jenen Gelegenheiten, wenn unsere chemisch verstärkten Begierden zusammenfielen, vraiment, dann wurden wir zwei Organismen mit einem einzigen Tropismus, und glückselig war ich, wenn wir dem Drang nachgaben! Und wenn uns der Geist bewegte, zogen wir uns in die Traumkammern zurück und verstärkten unsere schon chemisch verstärkten Freuden durch eine Vereinigung in diesen Phantasiereichen, die eigens zu diesem Zweck geschaffen waren.
    Schließlich gab es noch jene seltenen und einzigartigen Substanzen, die einen Seinszustand erzeugten, in dem das Reich der Sinne mit dem Reich des Bewußtseins soweit in Einklang gebracht wurde, daß sich die Schleier der Maja in einer so klaren Wahrnehmung aufzulösen schienen, daß die letzten Wahrheiten enthüllt schienen. Paradoxerweise erlebte ich unter dem Einfluß einer dieser wahrhaft psychedelischen Drogen ein Satori, das mich für den Rest unserer Reise durch die Leere zwischen den Welten weitere Experimente mit denselben meiden ließ.
    Bald

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