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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Belshazaar zu freuen, egal wie der Planet aussah. Nachdem ich als unwissende Fremde auf dem großen Edoku eingetroffen war und mit meinen Tricks immerhin Zugang zu den Gypsy Jokern gefunden hatte, nachdem ich auf dieser kultiviertesten aller Menschenwelten als Kind des Glücks überlebt hatte, nachdem ich schließlich sogar die Kosmokultur gewogen und für zu leicht befunden hatte, nahm ich naturellement an, daß ich mit meinen Erfahrungen auf alles vorbereitet war.
    Leider sollte ich mich wieder einmal als zu naiv und unerfahren erweisen.

 
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    Es mag seltsam erscheinen, daß ich so wenig an das dachte, was mich auf Belshazaar erwartete, bevor ich mich auf die Reise dorthin begab, seltsamer noch, daß ich meine mehr als zahlreichen Mußestunden an Bord der Unicorn Garden nicht mit gründlichem Studium des Planeten, der das Licht am Ende des Tunnels meiner Langeweile war, verbrachte.
    Im ersten Fall hatte ich mich wenig um das Ziel der Reise gekümmert, weil mein Ziel das Reisen selbst war, was heißen soll, die Flucht aus der Armut auf Edoku in das, was ich mir immer als das faszinierende Leben der Kosmokultur vorgestellt hatte. Auf eine seltsame Weise war dieser Geisteszustand jenem des zweiten Falls nicht unähnlich, in welchem es mein größtes Anliegen war, dem Grand Palais zu entkommen, wie ich zuvor der Armut entkommen war, so daß der Planet, zu dem ich floh, um einiges weniger wichtig war als der Tapetenwechsel selbst.
    Und um ehrlich zu sein, war mir an diesem Punkt meiner Entwicklung eifriges Studium von irgend etwas noch nie als Fluchtmöglichkeit aus der Langeweile vorgekommen. Das soll nicht heißen, daß ich völlig ohne Neugierde in bezug auf Belshazaar war, sondern nur, daß ich mich mit einem flüchtigen Durchblättern des Planetenalmanachs zufriedengab, wonach ich mich für ausreichend auf die Ankunft vorbereitet hielt.
    Belshazaar, erfuhr ich aus dem Almanach, war eine Wasserwelt, deren Oberfläche zu 83% von Wasser bedeckt war. Der größte Teil der Landmasse bestand aus zwei weit auseinanderliegenden Kontinenten, Pallas und Bloomenwald. Ersterer war schon vor Jahrhunderten völlig entlaubt und als an Menschen angepaßte Biosphäre wieder aufgebaut worden, die, wie bei solchen künstlichen Ökologien üblich, stark der Erde ähnelte. Hier lebte der größte Teil der nur fünfzehn Millionen Menschen zählenden Bevölkerung, und die Mehrheit dieser wiederum in der Umgebung der Hauptstadt Ciudad Pallas.
    Bloomenwald, der zweite Kontinent, wurde in seinem ursprünglichen Zustand belassen, denn hier wuchs der mächtige Bloomenwald, der ökonomische raison d’être für die gesamte Wirtschaft des Planeten.
    Belshazaars Schwerkraft betrug nur 0.4 g; anscheinend erlaubte dies es den Bäumen, in gigantische Höhen zu wachsen. Als die ersten Menschen Belshazaar entdeckten, fanden sie einen relativ spärlich bewachsenen Kontinent vor, nämlich Pallas, und einen zweiten in feuchterem und wärmerem Klima, der von einem gewaltigen, undurchdringlichen Wald aus ebenso gewaltigen Bäumen bedeckt war. Auf dem Waldboden unter dem dichten, fast einen halben Kilometer hohen Baldachin der Bäume wuchs kaum etwas, und die Entwicklung der Fauna auf Belshazaar hatte sich folgerichtig in der endlos rollenden Himmelslandschaft der Baumwipfel abgespielt, die Bloomenveldt genannt wurde.
    Wie Guy mir gesagt hatte und wie der Almanach bestätigte, gab es auf Bloomenveldt tatsächlich eine Unmenge natürlicher psychedelischer Drogen. Die Parfüme, Früchte, Samen, Säfte und anderen Naturprodukte des Bloomenveldts besaßen anscheinend Duftstoffe, die sich auf das Nervensystem, den Drüsenstoffwechsel und die Gehirnchemie unserer Art auswirkten. Hunderte solcher Produkte des Bloomenveldts waren bereits im Handel, und die Hauptindustrie Belshazaars – und certainement sein einziger Beitrag zum interstellaren Handel – war das Sammeln und Synthetisieren derselben.
    Dies, so strich der Almanach etwas bissig heraus, war die wissenschaftliche und moralische Rechtfertigung für die brutale Entlaubung der heimischen Vegetation auf Pallas gewesen; eine von einer solchen Flora umgebene menschliche Siedlung hätte kaum überleben können. Was der Almanach nicht weiter erwähnte und was mir zu jener Zeit auch nicht einfiel, was sich aber später als des Pudels Kern erweisen sollte, war die Frage, wie so viele Moleküle, die von der Flora der einen Welt erzeugt werden, so zahlreiche direkte und feine Auswirkungen auf die

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