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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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wichtige Lektion wurde nicht gelernt: Der jugendliche Geist wurde zu chaotischer Rebellion gezwungen, statt das Kind des Glücks zu fördern, aus dem ein spirituell selbständiger, sich selbst motivierender Erwachsener der Art werden sollte. Nur die Arkies trugen die Fackel weiter ins Erste Raumfahrende Zeitalter.
    Doch als die Entwicklung des Sprungantriebs die Dauer interstellarer Reisen von Jahrzehnten und Generationen auf Wochen schrumpfen ließ, tauchte das Wanderjahr wieder als rite de passage auf dem Weg von der Jugend zur Reife auf.
    Natürlich wandern in unserem Zweiten Raumfahrenden Zeitalter die Kinder des Glücks nicht zu Fuß von Stadt zu Stadt und auch nicht über die Kontinente und Meere nur eines einzigen Planeten, sondern zu allen weitverstreuten Menschenwelten im zeitlosen Schlaf der Dormodule der Sprungschiffe oder als Geehrte Passagiere in den Kosmokulturen, falls es das elterliche Portemonnaie erlaubt.
    Denn die Kinder des Glücks unseres Zeitalters fliehen nicht in rebellischem Trotz vor Elternhaus und Staat; vielmehr ziehen sie mit dem Segen und dem nötigen Kleingeld versehen aus, denn jene, die ihnen eine gute Reise wünschen, haben selbst ihr Wanderjahr absolviert, bevor sie als Erwachsene, die sie dabei geworden waren, ihre Eigennamen wählten.
    Wenn man als junger Student auf der Akademie diese soziohistorischen Tatsachen erfährt, sind sie natürlich eine Abstraktion, doch der Augenblick, in dem man erkennt, daß die Zeit gekommen ist, den Fuß auf den Weg des Wanderjahres zu setzen, ist ein Satori des Geistes, das weder willkürlich nach einer bestimmten Zeit provoziert noch dem Geist von außen aufgezwungen werden kann.
    Dennoch fällt die Entscheidung fast immer zwischen dem sechzehnten und neunzehnten Lebensjahr, und es ist nicht zu leugnen, daß die Gesellschaft den Boden pflügt und düngt, auf dem der jugendliche Geist erblüht. Denn es ist die Politik der Gesellschaft, nach dem sechzehnten Jahr alle ernsthaften Studien zu unterbrechen, und es ist der darauf folgende endlose, müßige Sommer, der uns die Lektion lehrt, daß dieser Kindertraum vom perfekten Paradies nicht das Gelbe vom Ei für den menschlichen Geist ist, daß die Zeit kommen muß, da wir aus eigenem freien Willen weiterziehen.
    Die erste Ahnung von dieser letzten Lektion, die wir lernen, empfand ich als Gereiztheit, ein lästiges Gefühl des Betrugs, als die älteren Angehörigen meines Kreises einer nach dem anderen erklärten, sie wollten unseren Garten jugendlicher Freude verlassen, um zu anderen Welten aufzubrechen. Als jene, deren Gesichter nicht mehr unter uns zu sehen waren, ein und mehr Jahre älter waren als ich, konnte ich die überheblichen Mienen und herablassenden Seufzer, mit denen sie Lebewohl sagten, noch als die Arroganz von Gleichaltrigen abtun, die sich plötzlich für ältere und weisere Wesen hielten und sich denen, die letzte Woche noch ihre Kameraden waren, überlegen fühlten.
    Doch als schließlich einige derer, die gingen, an Jahren nicht älter waren als ich, konnte ich mich nicht mehr als die frühreife femme fatale betrachten, die von älteren Jungen begehrt wurde. Statt dessen lehnte ich diese unerwünschte Aufmerksamkeit ein für alle Mal ab; ich hielt sie immer mehr für unreife Jugendliche; mein Unbehagen richtete sich nach und nach immer weniger auf das verfallende soziale Leben draußen und immer mehr auf den wachsenden mal d’esprit im Innern.
    Wie es die Ästhetik des Karma wollte, kam der Augenblick, da die spirituelle Krankheit zu satorischer Erleichterung kristallisierte, mit der Klarheit und Kraft eines klassischen Koans.
    Ich lag mit Davi in meinem Gartenhaus; er war einige Monate jünger als ich; ich hatte erst vor drei Wochen begonnen, ihm meine kundige Gunst zu gewähren – eher aus Langeweile und einem Gefühl der Barmherzigkeit denn aus großer Leidenschaft.
    Als wir uns in einem Augenblick, den ich für ein kurzes, stilles Zwischenspiel zwischen den Akten hielt, in den Armen lagen, spürte ich, wie er etwas distanziert wurde und sich in sich selbst zurückzog. Schließlich befreite er sich aus meiner Umarmung und setzte sich ein kleines, aber bedeutsames Stück von mir entfernt auf den gepolsterten Boden, schlug die Augen nieder und ließ die Schultern heruntersacken, als quälte er sich damit, mir die Existenz einer Rivalin zu gestehen.
    »Qué pasa?« fragte ich vorsichtig, denn einerseits war meine Vorrangstellung in seinen Gefühlen eine Angelegenheit, die für

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