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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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bluffen, und vielleicht würde er am Ende doch mir folgen, und so kehrte ich ihm den Rücken und marschierte entschlossen nach Osten, im Bewußtsein, daß ich ihm sicher folgen würde, wenn er mir den Rücken kehrte. Denn zum einen fürchtete die feige Seite meines Bewußtseins den Gedanken, allein durchs Bloomenveldt zu reisen, zum anderen konnte meine heldenhafte Seite keinen Kameraden im Dschungel verlassen; egal, ob er mich im gleichen Fall verlassen hätte, um seinem eigenen Stern zu folgen, und egal, wie wütend ich auf ihn war.
    Was meine frustrierte Wut noch verstärkte, war, daß ich genau wußte, daß Guy diesen Willenskampf gewinnen konnte, weil er mich genau kannte.
     
    Und so folgte ich Guy tiefer ins Bloomenveldt – oder besser, ich ließ mich mitschleppen wie ein kleines Mädchen, das einen viel größeren Hund, der eine Spur gewittert hat, an der Leine hält.
    Den Rest des Tages sprang Guy mit großen Sprüngen nach Westen und hielt nur inne, um gelegentlich einen kerzengeraden Satz hoch in die Luft zu tun – genau wie ein Suchhund, der einer pheromonischen Spur durch das Reich der Wahrnehmung folgt, in dem das kräftige Relief der olfaktorischen Topographie den vermeintlich eintönigen Ausblick vor den Augen Lügen straft.
    Doch als wir für die Nachtruhe anhielten, war ich in übler, düsterer Stimmung und kaum in der Lage, mit Leuten wie ihm zu reden, seien sie nun Mystiker oder sonst etwas.
    Doch Guy Vlad Boca las nichts dergleichen in meiner Miene oder meinem Schweigen. Vraiment, er stellte nicht einmal beim Essen oder Trinken sein entrücktes Geplapper ein, er bemerkte auch nicht die absolute Einseitigkeit der Unterhaltung; ich war nicht einmal sicher, ob er überhaupt meine Existenz zur Kenntnis nahm, so berauscht war er von der Pracht der parfümierten Visionen, die sein Gehirn so gründlich benebelten.
    »… ich weiß jetzt, daß es da ist, denn ich spüre, wie es mich im Wind ruft, schwach, doch voller Kraft, wie man das lebensspendende Wasser eines mächtigen Flusses spürt, der gar nicht weit entfernt unsichtbar und ungehört im Wald fließt; der Fluß des Geistes des Bloomenveldts, der um mich und durch mich strömt, der mich in liebevoller Umarmung in seinem klaren blauen Wasser davonträgt…«
    So ging es endlos weiter. Als wir unser Mahl beendet hatten und ich mich auf das nächtliche Verblassen des Bewußtseins zu freuen begann, war es schwer zu erkennen, wer oder was sprach, denn Guy sah mich mittlerweile beim Sprechen nicht einmal mehr an, seine Augen zuckten hingegen abrupt hin und her wie die eines nervösen Nagetiers oder, schlimmer, wie die Augen eines Mannes, der in einer fremdartigen Leidenschaft gefangen ist. Und ebenso nahm seine Stimme einen tiefen, irgendwie süßlichen Klang an, den ich noch nie gehört hatte. Die erste Person war völlig aus dem Repertoire seines Lingo verschwunden.
    »… heim zum sicheren Hafen des Geistes im Wald der Vorfahren, zurück zum lange verlorenen Garten, vorwärts in den Duft vollkommenen Entzückens, als ihr die unschuldig anmutigen Bloomenkinder der Erde wart; das große Rad dreht sich, der Regen kehrt ins Meer zurück, und die vielen kehren zum einen zurück, aus dem sie kamen, und dieser Augenblick ist die Ewigkeit…«
    Ich lag im Dunkeln und sehnte mich nach dem Schlaf, während Guy oder der Geist des Waldes, der durch ihn sprach, mir zusetzte wie die Nacht mit ihren Visionen – er sprach mit hypnotischer Stimme, die schließlich doch zu mir durchdrang, denn ich hörte in ihr die geflüsterten Beteuerungen eines lange verlorenen Geliebten.
    Vraiment, plötzlich war ich erotisch erregt, als würde ich von einem Inkubus bezaubert.
    Alors, als es mir bewußt wurde, wurde mein augenblickliches Mißfallen an Guy Vlad Boca vom endokrinen Imperativ überlagert und dem Wunsch, etwas zu tun, um diese einschmeichelnde Stimme zum Schweigen zu bringen.
    Soll heißen, ich schaltete meinen Fühler ein und setzte ihn in der erogensten Zone des Mannes ein.
    Doch der wollte sich nicht darauf einlassen, meinen eigenen, gründlichsten Bemühungen und Leonardos Kunst zum Trotz! Trotz aller meiner Anstrengungen war es nicht anders, als hätte ich eine Karotte massiert.
    Als ich endlich ganz erschöpft in einen frustrierten, verängstigten und zornigen Schlaf gefallen war, wurde ich plötzlich grob von Guy geweckt, der bereits mit allerhand männlicher Kraft am Werke war.
    Noch nie war Guy ein so fähiger Liebhaber gewesen, noch nie hatte er so

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