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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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von einem Gürtel aus dickem, weichem, gelbem Pollen, eine runde, flauschige Hecke zu bilden.
    Auf diesem Blumenteppich krabbelten zwei schläfrige, pummlige, nackte Kinder völlig unbeaufsichtigt herum – was mir als der Gipfel elterlicher Verantwortungslosigkeit erschien und kaum als ein Merkmal erleuchteter Wesen.
    Doch als ich den Stamm des Bovists näher untersuchte, erkannte ich, wie sehr die Blumenkinder ihren Geist den Blumen ausgeliefert hatten.
    Um den Stengel wuchs ein Ring hellrosafarbener Ableger, die an den Spitzen in winzigen, karminroten, röhrenförmigen Zitzen ausliefen; an dreien von ihnen saugten mit verzückt verdrehten Augen drei weitere Menschenkinder und wanden sich voll wonniger Zufriedenheit.
     
    Nachdem wir dieses scheußliche Beispiel pflanzlicher Mutterschaft gesehen hatten, zerrte ich Guy hastig von der Blume fort. »Setz die Maske auf!« zischte ich. »Wir müssen sofort im kalten, klaren Tageslicht reden.«
    »Ich hab’ keine Lust, meine Maske aufzusetzen«, sagte Guy benommen.
    »Darum geht’s nicht«, erwiderte ich, nicht bereit, seine Weigerung hinzunehmen. Ich gab meinen Worten mit Stößen und Tritten und Stirnrunzeln und Gesten Nachdruck, während ich Guy aus dem Dorf der Bloomenkinder scheuchte; hätte er sich nicht durch meine aufgeregte Entschlossenheit überzeugen lassen, dann hätte ich vielleicht sogar rohe Gewalt angewendet.
    »Setz die Maske auf!« befahl ich, als ich ihn zu einem Blatt, das frei von Blumendüften war, bugsiert hatte. »Ich glaube, das Spiel ist schon viel zu weit gegangen!«
    »Aber nein doch!« erwiderte Guy mit aufreizender Gelassenheit. »Wirklich, warum streifst du nicht deine ab, denn wenn du es tust, wirst du nie wieder wünschen, die Düfte des Paradieses zu filtern…«
    »Merde, Guy, hör doch nur, wie du redest!« knurrte ich. »Beweis genug, daß wir besser diese verrückte Suche aufgeben und nach Osten zur Küste zurückkehren!«
    »Quelle chose!« rief er. »Zur Küste zurück? Die Suche aufgeben? Wo wir so nahe am Ziel unserer Suche sind!«
    »Welches Ziel?« rief ich. »Es ist doch sicher nicht dein Wunsch, ein blödes Bloomenkind des Waldes zu werden, verzückt und zufrieden mit entseelter, bewußtloser Kopulation, mit Früchten und Schlafen, während deine Wahrnehmung unter der pheromonischen Massage deines Kleinhirns verblaßt und deine Sprößlinge an Pflanzenzitzen nuckeln!«
    »Natürlich nicht«, sagte Guy überheblich. »Ich rieche hier nur vollkommene Blumen für vollkommene Blumenkinder. Der Duftgarten für unsere Vollkommenheit muß gewiß tiefer im Innern liegen.«
    »Pah!« schnaubte ich. »Wieviel von dieser Vollkommenheit willst du noch? Entsprechen diese Bloomenkinder nicht deinem Kriterium von vollkommener symbiotischer Einheit mit den Blumen? Sie essen, schlafen und kopulieren aufs Kommando ihrer pflanzlichen Aufseher in einem Zustand verzückter Hingabe an dieselben; statt die Milch der unvollkommenen menschlichen Wahrnehmung zu trinken, hängen sie ab vom Saft des Lotus!«
    »Vraiment, die Blumen kümmern sich liebevoll um das Wohlergehen ihrer Menschen…«
    »Und der Preis ist der menschliche Geist, ein Pakt, der als Handel mit dem Teufel bekannt ist, seit unsere Vorfahren von den Bäumen kletterten!«
    »Handel mit dem Teufel?« höhnte Guy. »Haben wir nicht Blumen gesehen, die sterbenden Menschen in der Stunde der Not Moleküle der Erleuchtung anbieten? Welchen Beweis der Liebe des Bloomenveldts für unsere Rasse brauchst du noch?«
    »Merde!« rief ich, denn ich hatte die Nase voll von dieser nutzlosen Dialektik. »Wirst du jetzt mit mir zur Küste zurückkehren?« sagte ich, obwohl ich die Antwort nur zu genau kannte, denn offensichtlich war seine entrückte Laune in Eisen gegossen.
    »Wirst du dich jetzt weigern, mit mir tiefer ins Herz des Bloomenveldts einzudringen?«
    Eine Weile standen wir schweigend im Zauberwald, jeder bemüht, an diesem karmischen Knotenpunkt den anderen mit seinen Blicken zu bezwingen.
    »Wenn ich darauf bestehe, umzukehren, wirst du dann allein gehen?« fragte ich schließlich wütend.
    »Wenn ich darauf bestehe, weiterzugehen, wirst du dann allein umkehren?« fragte Guy hinterhältig und mit zuckersüßer Gelassenheit.
    »Willst du nicht wenigstens die Maske aufsetzen?« bettelte ich verzweifelt.
    »Willst du nicht deine ablegen, damit wir als Kameraden, Geliebte und wahre Kinder des Glücks in vollkommener Harmonie den Duft des Paradieses atmen können?«
    Guy mochte vielleicht

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