Kind des Glücks
fürchtete, daß dieser als nächster verschwinden würde, tat ich das einzige, das mir noch blieb. Ich stellte ihn auf 0.1 g negativ und versuchte mich so weit von meinen Peinigern zu befreien, daß ich ganz fortspringen konnte.
Ich löste mich zwar vom Boden, doch mein Aufstieg wurde im Flug vom Druck der Körper und von tastenden Händen gebremst.
Dann wurde ich zwischen die Körper gezogen, Finger rissen ziellos an meiner Gasmaske; plötzlich wurde sie fortgerissen, und aus allen Richtungen drängten Phalli in jede Öffnung; ich spürte, wie ich mit Händen, meinem Joni und meinem Mund nach ihnen griff, während ein alles erschütternder Tsunami von blinder, animalischer Lust durch meinen Körper brandete…
Als ich mein Bewußtsein im blutroten Dunst ichloser Libido verschwinden sah, hatte ich im letzten Augenblick noch die im Kampf entstandene und adrenalinverstärkte Geistesgegenwart, zwei vernünftige Handlungen auszuführen, ehe ich mich den Blumen hingab.
Ich atmete tief aus und stoppte die Atmung.
Ich hieb mit bösen, elektronisch verstärkten Karateschlägen um mich und trat einen unbekannten Teil eines sichtbaren Körpers mit beiden Füßen fort.
Als ich frei über dem Gemenge schwebte, traf mich etwas in den Bauch, daß meine Lungen unwillkürlich zu atmen begannen, und ich sog eine gewaltige Ladung der pheromongesättigten Luft ein, und als ich mich dann endgültig befreite, knallte etwas vor meine Schläfe -
– und ich erlebte einen letzten Augenblick in brüllendem, rotem Bewußtsein, als ich nach den Lingams und Körpern langte, die unter meinem hungrigen Griff verschwanden, bevor auch sie in Dunkelheit versanken.
20
Ich erwachte vom sanften Aufprall auf einem Blatt, gewann bei diesem leisen Ende meines langen Sturzes das Bewußtsein ganz zurück.
Der Duftgarten war nirgends zu sehen, was heißen soll, daß ich die Augen öffnete und mich umsah und nichts gewahrte außer der endlosen, blumenbedeckten, grünen Ebene des Bloomenveldts. Ich war anscheinend nicht in der Nähe eines Bloomenkinder-Dorfs heruntergekommen und nicht einmal in der überwältigenden chemischen Aura einer Blume.
Bonne chance! Jetzt erinnerte ich mich daran, wie ich mit meinem auf 0.1 g eingestellten Schwebegürtel hinaufgesprungen war, hinaus aus einer bösen Unaussprechlichkeit, deren Details ich noch nicht hinter dem Schleier meiner traumhaften Benommenheit hervorziehen wollte.
Ich hatte eine wundervolle Woge mitreißender Lust empfunden und einen Schlag auf den Kopf bekommen…
Langsam festigte sich mein Bewußtsein, bis ich zu verstehen begann, was geschehen war.
Ich war bewußtlos unter dem sanften Zug des Schwebegürtels aufgestiegen, mußte höher und höher getrieben sein, bis sich der Sicherheitsmechanismus des Schwebegürtels automatisch auf Abstieg umgestellt hatte, um zu verhindern, daß ich den lebenserhaltenden Bereich von Belshazaars Atmosphäre verließ, um mich schließlich zufällig auf diesem Blatt abzusetzen.
Deshalb war ich ziemlich hoch und durch mehrere Luftströmungen gestiegen, die mich über eine unbekannte Entfernung hin- und hergeweht hatten, was heißen soll, daß ich von den Händen des Schicksals ziemlich geschüttelt und wie ein Würfel aufs Spielbrett des Lebens geworfen worden war.
Dann begann ich zu erkennen, daß zwar der Duftgarten nirgends zu entdecken war, daß aber sein Einfluß dennoch nicht völlig aus meinen Sinnen geschwunden war. Denn als meine Erinnerung die erlebten Bilder klar zeichnete, sah ich abermals den irren Wirrwar nackter Glieder und Körper, den Wald klammernder und greifender Hände, die stoßenden Phalli; traurig und voller Sehnsucht hielt ich mich für dumm, eine so ewige Ekstase und vollkommene sexuelle Freude aufgegeben zu haben.
Doch im gleichen Augenblick erinnerten sich höhere Schichten meines Bewußtseins nur allzugut daran, daß die echten Gefühle, die mit diesen Erfahrungen verbunden waren, eher zorniger Abscheu und verzweifelter Wut waren.
Aus dieser Spaltung zwischen echter Erinnerung an das Ereignis und meiner augenblicklichen Wahrnehmung desselben durch einen rosigen Schleier diffuser sexueller Erregung wuchs ein dritter Aspekt meines Wachbewußtseins, nämlich der einer distanzierten Beobachterin, die leicht verstehen konnte, daß der Unterschied zwischen den Wahrnehmungen das Ergebnis von etwas war, das der Wind herantrug.
Vraiment, als ich mich aufsetzte und mein Dilemma ganz zu erfassen begann, wußte ich, daß ich
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