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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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die Moussa erinnerte, die es gewonnen hatte, an die Sunshine, die es stolz getragen hatte, als sie schließlich den Mut faßte, aufzustehen und auf dem Luzplatz ihre Geschichte zu beginnen. Ich erinnerte mich an den, der es mir gegeben und mich eine wahre Gypsy Joker genannt hatte, und wie ich ihn wider alle Chancen überlistet hatte. Ich erinnerte mich an das Mädchen, das, aus dem Yggdrasil gewiesen, sich nicht einmal in der Lage sah, eine Toilette zu finden. Ich erinnerte mich, wie ich auf dem großen und unverständlichen Edoku angekommen und benommen durch seine chaotische Realität gewandert war.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Nur eine größere Expedition konnte hoffen, Guy zu retten, und nur ich konnte sie zum Duftgarten führen. Wenn ich mich jetzt dem Karma hingab, würde der Duftgarten eine Legende vom Nirvana bleiben.
    Ich erhob mich und stellte den Schwebegürtel auf 0.1 g. Dann wandte ich trotzig dem Westen und dem Leben der Bloomenkinder den Rücken, vraiment, trotzig sogar dem Bloomenveldt selbst, und richtete meine Augen auf den Punkt am östlichen Horizont, an dem sich auch nach der schwärzesten Nacht unweigerlich wieder die Dämmerung erheben mußte.
    Ich sprang mit einem mächtigen Satz auf das zu, das zwischen mir und der Küste liegen mochte. Niemand, sagte ich mir feierlich, war je aus dem Land der Bloomenkinder in die Menschenwelten zurückgekehrt. Bis jetzt.
     
    Ich verwarf jeden Gedanken an Ruhe, bis die Sonnenscheibe hinter dem Horizont versank und den Himmel mit zartem Rosa und den purpurnen Bannern der heraufziehenden Nacht bemalte und die ersten schwachen Sterne im schwärzlichen Blau über dem östlichen Horizont funkelten.
    Vraiment, mein Geist hatte sich aus der Verzweiflung in die Höhen der Hoffnung erhoben, als sich der goldene Nachmittag dahinzog, denn ich war ganz natürlich in das Muster verfallen, das ich als Psychonautin im weniger gefährlichen Osten erworben hatte, oder besser, mein Wille hatte erfolgreich sein Spiegelbild gestärkt.
    Dort hatte ich es mir gestattet, die feinen Düfte psychotropen Weins durch meine Nase wehen zu lassen, um meine Seele frei zu bewegen und den Körper fliegen zu lassen wie ein Drachen in einer sanften Brise. Hier, wo das pheromonische Klima viel strenger war, wandte ich die Regel des Asketen an: Jedem Duft ausweichen, der mein Begehren weckt. Wenn mich das Versprechen auf Gaumenfreuden nach links zog, bog ich weit nach rechts ab und floh vor allen lustbetonten Impulsen wie ein vollkommen zölibatärer Mönch. Folglich vermied ich es, in Duftzonen zu landen, aus denen ich mit eigener Kraft vielleicht nicht mehr freigekommen wäre.
    Auf diese Weise triumphierte das Bewußtsein über die biochemischen Imperative des Bloomenveldts; jedenfalls sagte ich es mir, denn hatte ich nicht die Kraft des Feindes zum Diener meiner Absicht gemacht?
    Nun aber wurde es Nacht; in der einsamen Blindheit der Finsternis, wo unsichtbare Dinge durch Blätter und Äste huschten und krabbelten, wo alle Winde nach Schlaf rochen, hatte ich erheblich weniger Selbstvertrauen als im kraftvollen Licht der Vernunft, das die Schattengestalten der uralten Gehirnteile bezwang.
    Certainement, ich hätte starken Hunger haben müssen, als ich mich im Dunkeln auf ein Blatt kuschelte und die aufziehenden Sterne betrachtete. Certainement, wenn ich an die Gefahr dachte, an die nächtlichen Geräusche dieses fremdartigsten aller Wälder, die um mich her flüsterten, dann hätte mir die Furcht jeder Ruhe rauben sollen. Wenigstens hätten die Erinnerungen an die Erlebnisse des Tages durch meinen Kopf wirbeln sollen und ängstliche Erwartung der Ereignisse des nächsten Tages.
    Doch in dieser Umgebung, so schien es, achtete das Bloomenveldt in seiner selbstsüchtigen Art darauf, daß keins seiner Opfer mitten in der Nacht auf den Waldboden stürzte oder um das Maß an Schlaf kam, das sein Organismus brauchte. Unzählige Blumen veränderten ihre Ausdünstungen und erfüllten das ganze Bloomenveldt mit einem friedlichen Duft, der einen einzigen Zweck erfüllte.
    Kein Hunger, keine Furcht, vielleicht nicht einmal richtiger Schrecken, konnte ein Säugetier in diesem überwältigenden, nach Schlaf duftenden Nebel lange wachhalten. Nicht einmal dieses bewußte Kind des Glücks, das allein war mit seinen Gedanken, konnte sich der Gabe des Bloomenveldts, einem tiefen, ungestörten Schlaf, entziehen.
     
    Als ich in den kalten, frühen Augenblicken vor dem Sonnenaufgang erwachte, sah es ganz

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