Kind des Glücks
glaubte nicht mehr, daß bloße Worte seinen Geist zurückrufen konnten. Ich hatte kein anderes Hilfsmittel mehr als nackte Gewalt, und certainement war dies nicht der Augenblick, vor der mächtigsten Kraft, die mir zur Verfügung stand, zurückzuschrecken.
Soll heißen, der einzige Weg zum Geist in diesem verzückten Körper führte über seine männlichen Triebe. Deshalb aktivierte ich den Fühler und setzte ihn dort an, wo er am stärksten wirken konnte.
Soweit es ums Fleisch ging, erbrachte Leonardos Kunst nur ein lahmes Resultat, denn zweifellos muß die hormonale Matrix von erotischem Interesse existieren, bevor die Kundalini-Schlange erweckt werden kann, um sich mittels elektronischer Stimulation in der Software der Männlichkeit zu entfalten.
Doch wenn die Biochemie seines Gehirns über pheromonische Imperative kontrolliert wurde, bis eine tantrische Erregung völlig ausgeschlossen war, dann war doch die Nervenbahn vom Phallus zum Zentrum der bewußten Aufmerksamkeit immer noch mit dem verbunden, was bei Guy Vlad Boca an élan humain vorhanden war.
Soll heißen, während das, was ich packte, schlaff blieb, begann Guys Gesicht einen Zwiespalt zwischen chemischem und elektronischem Reiz zu zeigen. Seine Augen mühten sich, mich zu erkennen. Seine Lippen bewegten sich zögernd um die einsame mantrische Silbe, die sie sprachen.
»Ja, Guy, ja, sag was, sag irgendwas«, bettelte ich, während ich fordernd an seinem Phallus zog. »Sag mir wenigstens, daß du noch da bist.«
Und dann, während er reglos zwischen all den Bloomenkinder-Bodhis saß, drehte er fast unmerklich den Kopf, schien mich sogar anzulächeln, seine Augen trafen meine, sein Mund formte den beständigen Strom unablässiger Erregung zu dem einzigen Wort, das Guy Vlad Boca im mantrischen Lingo des ewigen, leeren Alls noch besaß.
»Ah… ah… ah… amüsant…«
Ich wollte hemmungslos weinen, aus Sorge und zarter Erinnerung, denn hier sah ich meinen Geliebten und meinen verlorenen Kameraden, den fröhlichen Geist, den ich in den Straßen Edokus kennengelernt hatte, das psychotropisch besessene Wesen von Ciudad Pallas, den mystischen Libertinisten und das Bloomenkind, das er geworden war – am Endpunkt des Vektors, den all diese Gestalten so begierig gesucht hatten, und er sprach zu mir mit der Stimme des Waldes jener höchsten Freude, die jetzt sein Herz erfüllte.
Doch die Tränen kamen nicht, denn schließlich hatte ich ein schwaches Abbild des früheren Mannes wachgerufen, und vielleicht war noch nicht alles verloren.
»Was amüsiert dich, Guy?« flüsterte ich ihm schmeichelnd ins Ohr, während ich sein schlaffes Lingam rhythmisch knetete, als wollte ich reinigende Kundalini-Energien aus der tiefsten Wurzel seiner Männlichkeit hinaufpumpen, damit sie mit den chemischen Abgesandten des Bloomenveldt-Geistes kämpften, die sein Gehirn verseucht hatten.
Jetzt blickten mich seine Augen direkt an, und es war nicht zu verkennen, daß jemand oder etwas wußte, daß ich da war. Vraiment, ich konnte sogar einige vage Lebenszeichen in seinem Phallus spüren, als regte sich die männliche Schlange im Schlaf.
»Ich… wir… amüsant…«, sagte er zitternd, als versuchte mehr als ein Geist, seine Lippen zu benutzen.
»Sprich mit mir, Guy Vlad Boca«, verlangte ich leise, während ich meine elektronisch unterstützten Bemühungen verstärkte. »Laß den Mann sich wieder erheben!«
»Sunshine…«, sagte er ziemlich deutlich. »Meine mystische Libertinistin… trinke gleichmäßig, während du durch deine vollkommene Blume taumelst…«
»Guy, Guy, du bist es!« rief ich.
»Noch nie hab’ ich so vollkommenes Entzücken erlebt… suche den Duftgarten… laßt den Berg zu Mohammed kommen…«
Waren es wirklich nur Erinnerungsbrocken, die da sprachen? Certainement, sein Phallus begann sich langsam mit dem Lebenssaft der Männlichkeit zu füllen, certainement, er hatte seinen mantrischen Gesang aufgegeben, certainement, unsere Blicke trafen sich ohne abzuschweifen, was heißen soll, daß, was immer jetzt mit diesen unzusammenhängenden Worten sprach, ob ein wahrer Geliebter, der mir Lebewohl sagte, oder ein Geist des Zauberwaldes, eindeutig zu mir sprach.
»Guy, hör zu, Guy, kommt mit«, sagte ich so verführerisch, wie ich es unter den Umständen konnte, während ich ihn am leibhaftigen Merkmal seiner Männlichkeit langsam auf die Beine zog. Vraiment, ich traf auf alles andere als auf Widerstand, denn seine Augen betrachteten mich mit einem
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