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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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kollektiven Bewegung, und die ausgefallenen Kopulationen wurden weiter angestachelt von seufzenden Wogen orgasmischer Höhepunkte, die sich über die Oberfläche des Fleischmeeres erhoben.
    Doch statt meine Leidenschaft zu erregen, löschte dieses Spektakel mein kundalinisches Feuer und legte eine eisige Hand um mein Herz.
    Certainement, sah man es als tantrisches Bild, dann war die künstlerische Perfektion nicht zu bemängeln. Alle Darsteller boten wundervolle Beispiele für die Schönheit des menschlichen Körpers, und die komplizierten Figuren wurden mit makelloser Anmut und selbstlosem Ernst ausgeführt, der weit über alles hinausging, das auch die Meister der Kunst erst nach Jahren erreichen können.
    Doch die Paarungszeit in einem Naturschutzgebiet für Primaten hätte mich mehr erregt. Denn in einem Naturschutzgebiet für Primaten hätte ich wenigstens Wesen gesehen, die sich in der ihnen gemäßen Weise paarten. Hier, au contraire, sah ich die intime Vereinigung des Tantra auf geistlose Erregung reduziert. Hier füllten sich meine Ohren mit dem Summen des menschlichen Bienenstocks, in das sich das Stöhnen und Seufzen eines ewigen tantrischen Höhepunktes mischte.
    So mochte es in unserem sagenhaften Eden gewesen sein, und so wird es wieder werden, wenn das Bewußtsein auf unseren weitverstreuten Welten schwindet und nichts zurückläßt außer dem gleichgültigen Nichts, aus dem wir einst kamen und in das wir zurückkehren, um sein leeres, triumphierendes Loblied zu singen.
    Doch Guy Vlad Boca war schon lange nicht mehr empfänglich für solche Unterschiede zwischen Form und Geist, zwischen pheromonischen Zwängen und dem menschlichen Herz. Er streifte seinen Rucksack und die Kleider herunter, riß die Riemen seiner Gasmaske vom Hals und warf die letzte bewußte Hoffnung beiseite, und dann war er auf mir, stieß sein drängendes Ungarn gegen mein Joni, versuchte meine Zitadelle im Sturm zu nehmen und schob mich zugleich zur Quelle der pheromonischen Brunst.
    Ich wehrte ihn mit einem heftigen Stoß ab, er taumelte einige Schritte zurück, doch dann richtete er sich wieder auf, ohne weiter auf mich zu achten, schoß um mich herum, als wäre ich ein natürliches Hindernis, um sich mitten in den Paarungsplatz zu werfen.
    Dort riß er die nächste Frau in seine Arme, die sich begeistert auf seinen pochenden Phallus setzte, während sie ein zweiter von hinten nahm, und dann taumelte und rollte er von mir fort in das üble Gemenge, mischte seine eigene Stimme in das Stöhnen und die Schreie, umhüllt vom komplizierten Gewimmel von Körpern und Gliedern.
    Ich brauche wohl nicht eigens zu betonen, daß auch Furcht oder vernünftige Gedanken mich nicht bewegen konnten, mich schweigend zu fügen! Knurrend vor Wut langte ich mit aktiviertem Fühler nach Guy, erwischte auch richtig die unterste Wurzel seines Lingam und versuchte, es aus dem Joni des Bloomenkindes zu reißen und damit Guy aus seinem Irrsinn.
    Doch statt Guy wie beabsichtigt an seiner Männlichkeit in die menschliche Realität zurückzuzerren, bestand der einzige Erfolg darin, daß ich eine Schockwelle tantrischer Verstärkung durch die komplizierte erotische Gestalt jagte. Ekstatische Schreie erhoben sich zu einem schrillen und aufgeregten Chor, und die Körper zuckten und wanden sich in einer Kettenreaktion von Orgasmen. Ein Dutzend Hände zerrte mich tiefer in das Durcheinander. Ich stolperte und fiel, Guy wurde aus meinem Griff gerissen, und ich wurde hierhin und dorthin gestoßen und gezogen, während Phalli sich an meinen Körper drückten; ich brauchte meine ganze Kraft, um nicht unter einer Springflut von Fleisch begraben zu werden.
    Ich verlor Guy völlig aus den Augen, ich dachte nicht einmal mehr an ihn, als ich mitten in der Orgie wütend und verzweifelt um mich schlug und mich zum erstenmal – wenn auch nicht sehr geschickt – in der Kriegskunst übte, indem ich den Fühler als Waffe benutzte.
    Ich war noch nie im Leben in eine physische Auseinandersetzung verwickelt gewesen, und nun wehrte ich mich gegen die ausufernde Obszönität, die ich, ohne es zu wollen, selbst ausgelöst hatte. Doch für jeden Schlag, den ich an einem schmerzhaften Punkt landete, schien ein anderer ein tantrisches Chakra zu treffen, so daß alle meine Bemühungen, mich zu verteidigen, die endlose Legion meiner Angreifer nur noch weiter aufstachelte.
    Dann spürte ich, wie mir der Rucksack vom Rücken gerissen wurde, fühlte Hände am Schwebegürtel, und da ich

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