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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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anders aus. Die Sonne lugte durch einen kühlen grauen Dunst herauf, der das Grün und die Blumen des Bloomenveldts zu gespenstischen Pastelltönen dämpfte. Certainement, ich war zu dieser grauenhaften Zeit weder vom hellen Licht der Dämmerung noch von der inneren Uhr meines Stoffwechsels geweckt worden. Nein, es war ein mörderischer Hunger, der so stark geworden war, daß er mich sogar im Schlaf stören konnte; mein Magen schien wie ein schmerzender Film auf meiner Wirbelsäule zu kleben, mein Kopf schmerzte vor hohler Leere, und mein Bewußtsein konnte sich nichts anderes vorstellen als saftige Früchte.
    Die schwachen Gerüche derselben schienen ebenso durchdringend wie der Nebel, der sich langsam über dem Bloomenveldt auflöste. Die Düfte von Früchten, die ich noch nie gesehen hatte, riefen scharfe Erinnerungen hervor an wundervolle Aromen, die ich noch nie gekostet hatte.
    Da fast ein Tag vergangen war, seit ich zuletzt etwas gegessen hatte, schien mein Hunger an diesem Morgen weit weniger unnatürlich als seine Abwesenheit am vergangenen Abend. Doch die Phantom-Aromen, die, vom Wind herangeweht, meinen Gaumen neckten, machten mir bewußt, daß äußere Kräfte am Werk waren. Kein Zweifel – wie die nächtlichen Düfte jeden Hunger mit einem unüberwindlichen Schlafdrang überdeckt hatten, so hatte das Ende dieser Sekretionen in der Dämmerung meinem Hunger erlaubt, mit doppelter Wucht zurückzukehren.
    Doch während es vielleicht die Blumen waren, die meine Nase füllten und meine Geschmacksknospen mit Versprechungen der höchsten Gaumenfreuden streichelten, gaben mein schmerzender Kopf und der gequälte Magen deutliche Hinweise darauf, daß mein Stoffwechsel nach Nahrung verlangte. Soll heißen, daß es keine Rolle spielte, welche mächtigen Psychotropika das Essen hinter solcherlei pheromonischen Liebkosungen enthielt, denn nicht einmal der stärkste asketische Heroismus konnte verhindern, daß ich früher oder später essen mußte.
    Dennoch, vielleicht konnte ich dieselbe Gegenstrategie anwenden, die mir bisher geholfen hatte, um zu vermeiden, irgendwelche Früchte zu essen, deren Duft mich anlockte. Ich würde nur jene essen, die das Bloomenveldt anscheinend für andere Arten bereithielt. Dadurch konnte ich wenigstens vermeiden, mir Psychotropika einzuverleiben, die von den geschickten Blumen als spezifische Fallen für uns Menschen entwickelt worden waren.
    Nachdem ich diesen Entschluß gefaßt hatte, trank ich Wasser, das sich reichlich in den Falten benachbarter Blätter niedergeschlagen hatte, um danach mit kurzen, hohen und schwebenden Sprüngen nach Osten aufzubrechen. Ich ignorierte alle verlockenden Aromen und versuchte, nur mit dem Gesichtssinn eine unbewohnte Blume zu entdecken.
    Wie es der Zufall wollte, mußte ich nicht lange auf diese Weise vorgehen, kaum zweihundert Meter nach Norden, bis ich einen kleinen Hain von Blumen verschiedener Arten ausmachte. Dort waren nicht nur keine Menschen zu sehen, sondern es gab anscheinend auch keine Düfte, die mein Kleinhirn über den Geruchssinn dorthin zogen.
    Was ich sah, als ich den Rand des Hains erreichte, war jedoch alles andere als appetitlich. Ein halbes Dutzend Blumenarten hatte sich zu weit voneinander abgesetzten Gruppen von jeweils zwei oder drei Blüten zusammengefunden; mit Ausnahme einer Art, mit der ich nur zu gut vertraut war, schienen es allesamt irgendwie unreife Exemplare zu sein, denn nirgends war eine Frucht zu sehen – als hätte der Duftgarten vor kurzem einen Kolonistentrupp ausgeschickt, der noch nicht so weit gereift war, daß er seine eigenen Bloomenkinder anlocken konnte.
    Doch als ich mich einer Gruppe regenbogenbunter Boviste näherte, die die einzigen voll ausgereiften Blumen in diesem Garten waren, erkannte ich, daß diese Unterstellung vom Standpunkt der Blumen völlig richtig und von dem der Menschen aus auf schreckliche Weise falsch war.
    Denn hier, tief im Bloomenveldt, wo weit und breit kein erwachsener Mensch zu sehen war, hingen dennoch Trauben menschlicher Kinder an den Pflanzenzitzen der Blumen. Irgendwie hatten die Blumen entweder den Müttern den chemischen Befehl gegeben, ihre Sprößlinge hier abzulegen, oder, schlimmer noch, sie hatten Pheromone abgesondert und Hunderte von Kleinkindern angezogen, die durchs Bloomenveldt gekrabbelt waren, um die Rasse durch gnadenlose natürliche Auslese zu verbessern.
    So oder so, dieser jugendliche Nachwuchs des Duftgartens erzeugte die nächste Generation seiner

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