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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Stil.«
    »Ich bin jetzt schon achtzehn…«
    »Auch wir bemerken die Spuren der Zeit«, sagte Leonardo ironisch, während seine Augen amüsiert funkelten.
    »Viele meiner Freunde haben schon ihr Wanderjahr begonnen…«
    »Und nächste Woche bricht Davi mit der Ardent Eagle auf«, sagte meine Mutter, und ich riß erstaunt die Augen auf.
    Leonardo lachte. »Wir essen oft genug am Tisch seiner Eltern«, erklärte er. »Schließlich ist eine Angelegenheit von derart großer Bedeutung es wert, besprochen zu werden.«
    »Davi ist drei Monate jünger als ich…«
    »Allerdings.«
    »Und…«
    »Und…?«
    Plötzlich überspülte mein Zorn über dieses dumme Spiel jede Zurückhaltung, und meine Zerrissenheit zwischen meinem Unbehagen angesichts der Wichtigkeit meiner Ankündigung und dem Wunsch, meine Absicht klarzumachen, verflog. »Und deshalb ist es Zeit, daß ich auch mein Wanderjahr beginne!« rief ich ziemlich pikiert aus. »Ihr wußtet doch von Anfang an, was ich sagen wollte!«
    Shasta lachte. »Wir hatten da so eine Ahnung«, räumte sie ein. »Aber natürlich ist das eine Erklärung, die jeder selbst abgeben muß. Es ist gewiß kein Geständnis, das man unsicheren Lippen entlockt wie das Geständnis eines Kindes mit einem schlechten Gewissen.«
    »Ich bin kein Kind mehr!«
    »Wirklich nicht, kleine Moussa?« sagte mein Vater väterlich lächelnd, um, wie mir schien, ein Gefühl des Verlustes zu überspielen.
    »Und schon gar nicht deine kleine Moussa!« erklärte ich; plötzlich haßte ich das unschuldige, liebe Wort, das ich immer so liebevoll verstanden hatte, wie es gemeint gewesen war. »Ich bin mit der Schule fertig. Ich hatte meine Geliebten. Ich kann Motorski fahren wie kaum jemand. Ich kann Adler fliegen. Ich kenne mich mit Cuisine-Stilen und Weinen aus. Ich habe einige Nächte draußen im Bittersüßdschungel verbracht. Ich kann Wortkristalle komponieren und Schach spielen. Was soll ich noch in Nouvelle Orlean lernen, bevor ich bereit bin, ein Kind des Glücks zu werden?«
    Darauf lachten mein Eltern so laut los, daß mir nichts anderes übrigblieb, als die Dummheit meiner Worte zu erkennen.
    »Voilà, unsere kleine Moussa ist eine weltgewandte Frau geworden, erfahren in allen Dingen, mit denen man als unabhängiger Mensch unter gleichgültigen Fremden überleben kann«, erklärte Leonardo ironisch.
    »Und nun, da du die Grundbegriffe der tantrischen Kunst und der hedonischen Wissenschaften gemeistert hast, betrachtest du dich als gebildete Tochter von Nouvelle Orlean und als bereit, die größeren Welten der Menschen zu erobern?« fragte meine Mutter; obwohl sie es sehr belustigt sagte, entging mir nicht ihre Ernsthaftigkeit, und ich fragte mich, ob ich nicht in Wirklichkeit völlig unfähig war, ohne elterliche Großzügigkeit zu leben.
    Doch andererseits sagte ich mir, als sich dieser unangenehme Gedanke wie eine Wolke über den strahlend blauen Himmel meines jungen Geistes schob, daß das Fehlen elterlicher Großzügigkeit kaum das war, was ich im Sinn hatte.
    So dämmerte es mir schließlich, daß mein Wunsch, als Kind des Glücks fortzuziehen, im Herzen meiner Eltern eine schon lange gewährte Bitte war und daß wir nun, ohne genau zu wissen, wie die Wandlung geschehen war, mit der Verhandlung der finanziellen Seite begonnen hatten.
    Und in diesem Fall wäre es sicher besser, noch eine Weile ihre kleine Moussa zu bleiben, das kleine Mädchen, das Mutter und Vater ohne die schützende Macht von beaucoup d’argent im Meer des Schicksals zu verlieren fürchteten.
    »Ich will die Welten nicht erobern, Mama«, sagte ich in einem noch kindlicheren Ton. »Und zweifellos hast du recht, Papa, ich habe noch nicht die Fähigkeiten erworben, die nötig sind, um als völlig unabhängiger Erwachsener unter Fremden meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber wie soll ich lernen, zwischen den Welten meinen Weg zu machen, wenn ich es nicht versuche? Ihr wollt doch wohl nicht sagen, daß Davi besser für das Leben eines Kindes des Glücks geeignet ist als ich?«
    Leonardo lachte. »Da hast du recht, Moussa«, sagte er. »Aber andererseits haben Davis Eltern die Freiheit seines Geistes mit einem Kreditchip erkauft, der ausreicht, ihm mehrere Jahre ein angenehmes, unbeschwertes Leben in den Kosmoskulturen und den Grand Hotels auch der extravagantesten Welten zu ermöglichen.«
    Die, Richtung, in die mein Vater abzielte, gefiel mir ganz und gar nicht. Überhaupt nicht. »Natürlich, Papa«, sagte ich mit einer

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