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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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trübsinnige Suche aufgeben und im Elektrokoma auf dem nächsten Sprungschiff, das starten würde, dorthin fliegen würde.
    Edoku war einerseits die größte Stadt, die es auf allen Menschenwelten gab, andererseits war es nur ein kleiner Planet, doch sicherlich galt es als das beste Beispiel für die Kunst der Planetenformer. Selbst ich als gleichgültige Schülerin wußte, daß Edoku ein Xanadu unter den Menschenwelten war, doch als ich mich näher damit beschäftigte, geriet ich in eine Art Rausch.
    Mitten im Ersten Raumfahrenden Zeitalter war es einer schwer beschädigten Arkologie gerade noch gelungen, ihre Bürger auf dem ziemlich großen Satelliten eines Gasriesen abzusetzen. Reich an Bodenschätzen, doch ohne jede Atmosphäre und jedes Leben, war dieser Trabant eine tabula rasa, auf der Generationen von Planetenformern, Landschaftsarchitekten, Gentechnikern und so weiter eine völlig künstliche Geographie, Ökosphäre und Stadtlandschaft geschaffen hatten, eine planetenweite Metropolis und einen Garten, in dem jeder Hügel und jeder Strom, jede Pflanze und jedes Wesen, auch das Klima, die Schwerkraft und die Eigenschaften des Lichtes, das bewußte Werk menschlicher Geschicklichkeit waren, und Edoku als Ganzes – so sagten manche – stellte das größte Kunstwerk unserer Art dar.
    Naturellement wurde eine so himmlische Stadt im Laufe der Jahrhunderte ein kulturellen, künstlerisches, wissenschaftliches und ökonomisches Zentrum der Menschenwelten – ein El Dorado der Reichen und Extravaganten, ein Rom, zu dem alle Straßen führten.
    Einschließlich meiner eigenen, entschied ich, denn es liegt nicht in der Natur der Naiven und Unerfahrenen, ihre Abenteuer auf einem geringeren als dem hellsten Juwel zu beginnen, das ihren Blick einfängt, und wenn ich schon darauf beschränkt war, eine einzige Welt für meine Fahrt auszusuchen, dann gab es keine bessere als eine solche Welt der Wunder und Chancen, wo gewisse Straßen, wie man sagte, ganz wörtlich mit Gold gepflastert waren und wo deshalb ein kluges, entschlossenes und gewitztes Mädchen am besten und am leichtesten ein Vermögen machen konnte, um mit dessen Hilfe weiterzureisen.
     
    Während meine Eltern über meinen Bewußtseinswandel sichtlich erfreut waren, als ich ihnen am Frühstückstisch meinen Entschluß mitteilte, ich sei bereit, ihre Bedingungen für mein Wanderjahr anzunehmen und sofort mit den Vorbereitungen für meine Abreise zu beginnen, nahmen sie die Wahl meiner Welt nicht gerade mit ungetrübter Freude auf.
    »Edoku?« stöhnte meine Mutter. »Konntest du dir nicht eine weniger glitzernde Welt zum Erobern aussuchen?«
    »Ohne weiteres«, entgegnete ich. »Denn wird nicht allgemein gesagt, daß Edoku ein Juwel unter den Menschenwelten sei, ein Planet reich an Wissen, Schönheit, Weisheit und Kunst und außerdem triefend vor Reichtum?«
    »All das und noch mehr, wie ich hörte«, sagte Leonardo säuerlich. »Und als solcher ist er natürlich ein Magnet für die Kinder des Glücks, die das nämliche dort finden wollen; außerdem für Händler, Scharlatane und Diebe von allen Menschenwelten, die viel zu gut vorbereitet sind, als daß meine kleine Moussa in einer solchen Welt zwischen ihnen überleben, geschweige denn zu Wohlstand kommen könnte.«
    »Ich glaube, du solltest eine bescheidenere Welt suchen, auf der du weit von zu Hause entfernt deine Reise beginnst«, sagte meine Mutter. »Eine Welt, auf der ein junges Mädchen, das ganz auf sich gestellt ist, eine bessere Möglichkeit findet, sich den Kredit zu verdienen – «
    »Was gibt es besseres, um Geld anzusammeln, als eine Welt, auf der es so verbreitet ist wie Straßendreck auf Glade?« fragte ich. »Habt nicht ihr selbst, liebe Eltern, eure Großzügigkeit auf eine einzige Welt beschränkt? Eine Überfahrt zu einer beliebigen Welt, das waren eure Worte! Habt ihr mir nicht das wahre Leben des Kindes des Glücks mit allen Gefahren, Schwierigkeiten und ehrlich erworbenen Freuden auferlegt?«
    Ich konnte kaum meine Schadenfreude verbergen, während sie sich ansahen und verstört und beunruhigt schwiegen, denn endlich hatte ich ihre eigenen Worte einmal gegen sie verwendet; ich war an der Reihe, behaglich auf eben jenem philosophischen Grund zu ruhen, auf dem sie so fest gestanden hatten, und sie waren an der Reihe, in einer logischen Sackgasse ohnmächtig zu schweigen.
    »Ich habe die Fahrpläne der Sprungschiffe durchgesehen. In zehn Tagen fliegt die Bird of the Night von Glade über

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