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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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hinter ihren Chips verbarg. »Ist dieses Haus denn armseliger als Davis? Steckt hinter euren Chips weniger Kredit, als seine Eltern haben? Aber sie haben ihm einen Chip gegeben, mit dem er als Geehrter Passagier zu so vielen Welten reisen kann, wie es ihm beliebt, um dort in einem Stil zu leben, der einem Kind von Nouvelle Orlean entspricht!«
    Weder meine zornigen, bösen Worte, die mir hätten ernste Ermahnungen einbringen müssen, noch meine Vorwürfe, sie seien selbstsüchtig, was zumindest hätte ihren Stolz verletzen müssen, konnten meine Mutter und meinen Vater aus ihrer ruhigen, gelassenen Sicherheit bringen.
    »Du hast es selbst gesagt, Moussa, in einem Stil, der zu einem’ wahren Kind von Nouvelle Orlean paßt und nicht zu einem wahren Kind des Glücks«, sagte mein Vater, während er sich köstlich damit amüsierte, meine Worte umzudrehen und gegen mich zu verwenden.
    »Wenn du einfach mit niemals endenden Zerstreuungen fortfahren willst, ohne dich je Entbehrungen zu stellen, echter Gefahr oder der Verantwortung für dein eigenes Schicksal, dann werden wir dich weiterhin auf eine Weise unterstützen, die für ein echtes Kind von Nouvelle Orleans angemessen ist, chère Moussa, bis du genug davon hast«, warf meine Mutter ein, als hätten sie diesen Auftritt schon lange geprobt. »Aber dann hier auf Glade.«
    »Wenn du andererseits das Leben eines echten Kindes des Glücks anstrebst, dann wirst du dies in dem Rahmen tun, den wir dir anbieten«, sagte Leonardo. »Wir haben lieber eine kleine Tochter, die uns für geizig und grausam hält, als uns später von einem reiferen Avatar vorwerfen zu lassen, wir hätten sein Wanderjahr durch ein Übermaß an Nachgiebigkeit ruiniert.«
    Ich sank auf meinen Stuhl zurück, und mein Zorn kochte langsam von wildem Brodeln zu düsterem Schmollen herab, denn ich mußte einräumen, wenigstens vor mir selbst, daß mein Vorwurf, sie seien bösartig und knauserig, wahrscheinlich ungerecht war, denn selbst das enttäuschte Kind, das ich in diesem Augenblick war, konnte in etwa die Philosophie hinter dem erkennen, was wie eine Gemeinheit schien, wenn es mir auch nicht gefiel. Ich beschränkte mich darauf, meine wunde Seele mit verzogenen Lippen, eingesunkenen Schultern und zusammengezogenen Augenbrauen darzustellen, und als meine Eltern, nachdem ich den Salat gegessen hatte, ohne daß ein weiteres Wort über die Lippen ihrer kleinen Moussa gekommen wäre, die Vorzüge der Desserts auf dem Tisch zu diskutieren begannen, gab ich es für diesen Abend auf, zog mich in mein Zimmer zurück, um Pläne zu schmieden und zu brüten. Die Ablehnung der Süßspeisen war der letzte, vergebliche Ausdruck meines Zorns gewesen.
     
    Über meine Versuche, sie während der nächsten Tage zu größerer Freigebigkeit zu bewegen, gibt es wenig zu berichten; ich kann nur sagen, daß sie bis zum Schluß völlig erfolglos blieben, bis mein Vater nachgab und mir ein weiteres Geschenk gab, das überhaupt nicht meinen Wünschen entsprach.
    Ich schmollte hinter einer düsteren, verwundeten Maske oder spielte Daddys liebes kleines Mädchen. Ob ich denn nicht wenigstens als Geehrter Passagier reisen konnte oder, wenn das nicht ginge, einen Chip bekommen könnte, mit dem ich Elektrokoma-Überfahrten zu mehreren Welten statt einer einzigen kaufen konnte? Nein, das konnte ich nicht.
    Ich blieb die ganze Nacht aus und kam erst am nächsten Mittag von Drogen benebelt nach Hause.
    Meine Unterstützung konnte doch sicher zu einem vollen Jahr aufgestockt werden, ohne die philosophische Reinheit ihrer weisen Absicht zu gefährden? No.
    Kurz gesagt, während dieser Tage bestand das einzige Ergebnis meines Schmeichelns, meines Schmollens, meiner Vorwürfe und meiner schauspielerisch gelungenen Wutanfälle darin, daß ich Stück um Stück überzeugt wurde, daß ihre Bedingungen in Stein gemeißelt waren.
    Während sich dieses böse, unangenehme Satori gegen meine Hoffnung und meinen Willen in mein Bewußtsein drängte, begann ich schließlich auch die Tatsache zu akzeptieren, daß ich aus fast dreihundert einen einzigen Planeten auswählen mußte, auf dem mein Wanderjahr beginnen sollte – was bedeutet, daß ich, als ich das gleichgültige und leider etwas oberflächliche Studium des Katalogs der Welten begann, im Grunde meines Herzens wußte, daß sie gewonnen hatten.
    Erst als ich den Eintrag für Edoku las, erwachte mein Geist, mein Schritt wurde federnd, und meine Seele beschloß, daß ich meine vergebliche und

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