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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Schutz und ein Bad zur Verfügung, und oben im Speisesaal konnte man sich Essen bestellen und sogar aufs Zimmer liefern lassen, ohne die Standorte oder Speisekarten der zahlreichen, doch ziemlich ausgeflippten und nicht selten gut getarnten Restaurants der Stadt zu kennen.
    Ich sage die Restaurants der Stadt und nicht des Planeten, weil ich schon nach den ersten Tagen meines Aufenthalts und obwohl eine unerfahrene Ausländerin die Wahrnehmungsweise der Edojin übernahm und Edoku eher als riesige Stadt denn als kleinen Planeten betrachtete.
    Denn es war eine Tatsache, daß Edoku nur wenige Merkmale eines Planeten hatte. Es gab keine Kontinente, keine Meere, keine charakteristische Schwerkraft, keine Skala für geographische Entfernungen. Nach ein oder zwei Tagen begann ich zu erkennen, daß der Horizont immer viel näher war, als es den Anschein hatte, denn die künstlichen geographischen Eigenheiten waren, während sie untereinander keinen gemeinsamen Maßstab besaßen, insgesamt jedoch in Miniaturform gebaut, um die Illusion eines viel größeren Planeten zu erwecken. Die völlig widersinnige Vielfalt von Schwerkraftzonen war außerdem ein notwendiger Teil dieses perspektivischen Schwindels, denn astronomisch gesehen war Edoku ein mittelgroßer Mond, dessen natürliche Schwerkraft nur etwa 0,2 g betragen hätte – eine fühlbare Tatsache, die sofort die optische Täuschung des weiter entfernten Horizonts einer viel größeren Welt zerstört hätte.
    Irgendwie machte das Durchschauen dieses Tricks Edoku etwas weniger beängstigend – zumindest, was die Bewegung und teils auch die Ortsbestimmung anging –, und als ich etwas über das öffentliche Transportsystem erfuhr, veränderte sich meine Wahrnehmung völlig.
    Auf einem Planeten, auf dem die Schwerkraft etwa jeden Kilometer abrupt wechselt, war der Lufttransport dicht über dem Boden viel zu gefährlich, als daß ihn selbst die Edojin in Betracht gezogen hätten, und so verlegte man sich auf suborbitale ballistische Shuttles; doch diese schrecklichen Dinger, merkwürdigerweise von vorsintflutlichen Raketen getrieben, die unter betäubendem Lärm Flammen und Qualm spuckten, schienen eher um des dramatischen Effekts willen als wegen praktischer Überlegungen zu existieren. Stärker benutzt wurden Boote, Kähne, Barkassen, Kanus und so weiter, die man auf jedem einigermaßen befahrbaren Wasser mieten konnte.
    Die seltenen kleinen Fahrzeuge – mit Rädern, Beinen oder Schwerkraftantrieb –, die in den Bezirken zu sehen waren, in denen es ein Straßensystem gab, waren vielleicht praktisch für die Fortbewegung innerhalb der Bezirke, doch für Reisen über größere Entfernungen waren sie nutzlos. Und jene Edojin, die auf einer verwirrenden Vielfalt von Pferden herumritten, von denen nicht zwei offenkundige genetische Gemeinsamkeiten besaßen – diese Leute waren, wenn es nach mir ging, Kandidaten für die Klapsmühle.
    Während der ersten Tage unterlagen meine bescheidenen Wanderungen gewissen Beschränkungen; einmal wegen der Entfernung, die ich zu Fuß überwinden konnte, und zweitens wegen der Notwendigkeit, das Hotel Yggdrasil entweder ständig im Blick zu haben oder mich wenigstens nicht weiter als bis zu gut erkennbaren Orientierungspunkten zu bewegen.
    Erst als ich meinen Mut zusammennahm und den Portier des Hotels fragte, wie ein mit der Stadt völlig unvertrauter Ausländer sich jenseits fußläufiger Entfernung umsehen könne, ohne sich hoffnungslos zu verlaufen, wurde ich etwas väterlich über die Existenz des Rapides informiert.
    Ich hatte bisher noch nichts davon gehört; es war ein Tunnelsystem, das sich unter der ganzen Oberfläche Edokus entlangzog, mit Stationen in fast jedem wichtigen Gebäude und aus ästhetischen Gründen geschickt in einer Überfülle geographischer Formen versteckt. Die Stationen waren nicht gekennzeichnet, und man mußte sich ihre Position merken oder am Ort nachfragen.
    Sobald man jedoch einen Zugang zum Rapid gefunden hatte, fand man das System so angelegt, daß es auch von einer unerfahrenen Fremden wie mir relativ mühelos benutzt werden konnte. In jeder Rapid-Station stand ein guter Vorrat von Blasen bereit; das waren einfache, auf Schwebern montierte Sitze, die von demselben Vakuumschutzfeld umgeben waren, das man für die Inspektion der Außenhülle von Sprungschiffen benutzte. Jede Blase war mit einem Schlitz für die Chips und einem Bildschirm ausgerüstet.
    Es gab zwei Arten der Steuerung. Wenn der Name eines

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