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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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arimasen!«
    »Entschuldigen Sie, aber ich bin gerade erst auf Edoku – «
    »Y yo, ich sehe alt aus, no? Vraiment, ich wußte, daß mir diese Hautfarbe nicht steht, aber so was von einem dreisten Ausländer zu hören!«
    »Wissen Sie vielleicht, ob es in der Nähe ein gutes Hotel gibt?«
    »Weiß ich vielleicht, ob es in der Nähe ein gutes Hotel gibt? C’est possible. Aber primero, definieren Sie gut und in der Nähe, denn dies sind subjektive Begriffe, wogegen das Wort Hotel in den meisten Dialekten ein objektiver – «
    Und so weiter, und so weiter.
    Schließlich – als ich vor Frustration fast weinte und vor Müdigkeit und nicht gerade kleinem Groll angesichts dessen, was in Edoku anscheinend als gutes Benehmen in der Öffentlichkeit galt – erwischte ich drei Edojin auf einer Wiese vor einem Wasserfall, in einem Garten, in dem überall Cafetische standen. Die drei schienen vom Inhalt einer Weinflasche, die sie herumgehen ließen, so weit benebelt, daß sie nicht fliehen konnten, und so ließ ich das auf sie los, was ich mir als persönliche Version des örtlichen Konversationsstils zurechtgelegt hatte.
    »Merde! Caga! Warum, glauben Sie, hat Edoku sich blamiert?«
    Die drei – eine silberhäutige Frau in einem schwarzweißen Harlekin-Hemdchen, ein orangener Typ, der nur eine enge grüne Hose trug, und ein völlig nackter Mann mit einer Regenbogenhaut und ebensolchen Haaren – wechselten belustigte und amüsierte Blicke.
    »Porqué Edoku hat no restaurante razonable im Magyar-Stil?« fragte die Frau.
    »Parce qu’ Edoku nikulturni?« sagte der nackte Mann.
    »Ich glaube, daß Edoku sich blamiert hat, weil auf Ihr Koan niemand eine kluge Antwort weiß, babaij!« erklärte der orangene Typ triumphierend. »Kennste den von Diogenes und dem Ehrenmann?«
    »Ganz falsch, ganz falsch!« sagte ich ihnen. »Edoku hat sich blamiert, weil es in der ganzen Stadt nicht ein gutes Hotel gibt!«
    Darauf herrschte allgemeine Entrüstung. Dann klatschte der Orangene in die Hände und lachte. »Ah, je comprends!« rief er. »In Edoku gibt es nicht ein gutes Hotel, weil es überall viele gute Hotels gibt!«
    »Wirklich? Warum können Sie mir dann nicht sagen, wo ich in der Nähe eins finde?«
    »Très facile! Wir können Ihnen nicht ein gutes Hotel in der Nähe nennen, weil es in der Nähe mehrere gibt!«
    »Welches davon ist dann das beste?«
    »Etwas mehr précision, bitte«, sagte die Frau. »Das beste ist ein subjektives vergleichendes Adjektiv, nicht wahr, das das Maximum einer gewissen Qualität meint. Das beste extravagante? Das beste ausgeflippte? Das mit den besten Grünanlagen? Das beste große? Das beste kleine?«
    »Wie wär’s mit dem billigsten?« fragte ich. »Oder, um genauer zu sein, mit dem preiswertesten.«
    »Then you are doch kein wandernder Koanschüler«, sagte der orangene Mann. »Nur eine grüne Ausländerin mit einem bescheidenen Kreditchip, die ein preiswertes Hotel sucht?«
    »Ihre Findigkeit überwältigt mich«, räumte ich ein.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Weil ich annahm, daß eine solche direkte Frage mich auf dem großartigen Edoku als Tölpel und Nervensäge kennzeichnen würde…?« entgegnete ich.
    Sie brachen in Gelächter aus. »Gut gesagt!« rief der orangene Mann. »Bienvenidos a Edoku! Solche Rücksicht auf die Annehmlichkeiten eines zivilisierten Austausches verdient eine Belohnung. I commend therefore das Yggdrasil. Direkt durch die Mitternacht, an den Sonnenuntergangsklippen à gauche, den Mittagsbrunnen umrunden, und voilà, da liegt es im Wäldchen!«
    »Sie können es nicht verfehlen«, sagte die Frau. »Es ist das einzige Gebäude in der Nähe, das wie ein Baum aussieht.«
     
    Ich verfehlte es nicht. Und es sah wirklich so aus.
    Ziemlich erfreut darüber, daß ich meine erste mehr oder weniger zusammenhängende Unterhaltung auf Edoku erfolgreich überstanden hatte, folgte ich den Anweisungen, die ich so mühelos bekommen hatte. Ich begann die Art und Weise, mit der Edokus bizarre Mischung von Architektur und Landschaft allenthalben unverwechselbare Orientierungspunkte bot, zu schätzen. Vraiment, jeder Ausblick bestand aus nichts anderem als einer endlosen Folge unvergleichlicher Bilder!
    Das Hotel Yggdrasil bildete keine Ausnahme.
    Im Zentrum des kleinen Waldes, in den man mich gewiesen hatte, war ein klarer blauer See, kaum mehr als ein dekorativer Burggraben um eine zentrale Insel, die nur zu existieren schien, um die Regenbogenbrücke, die sich

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