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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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dafür hatte, mir über Möglichkeiten des Broterwerbs Gedanken zu machen. Ebensowenig erstaunt es, daß ein Mädchen, das völlig berauscht war von dieser Wunderwelt, das außerdem nie darauf achten mußte, welchen Geldwert die Dinge besaßen, kaum im geeigneten Zustand war, einen Gedanken darauf zu verschwenden, was der Wein in Xanadu kostete.
     
    Ich wurde schließlich durch ein grausames, karmisches Satori aus dieser Trance geweckt.
    Eines Tages, nachdem ich erwacht war und mich ein wenig zurechtgemacht hatte, blieb ich an dem Thresen in der Lobby des Yggdrasil stehen, wie ich es mir inzwischen angewöhnt hatte, um die Miete für den folgenden Tag von meinem Chip abbuchen zu lassen. Wie üblich steckte der Domo des Hotels ihn in seine Abbuchungsmaschine .
    Doch nun erklang ein unangenehmes Geräusch, ein wenig wie ein lautes Brummen, ein wenig wie eine Tracht Prügel.
    Ich sprang bei diesem gemeinen und beleidigenden Krach zurück, doch der Domo, alles andere als verblüfft über diesen Vorfall, nahm eine überlegene, wissende und geringschätzige Haltung ein und deutete nicht auf seinen defekten Apparat, sondern auf mich.
    »Quelle chose?« fragte ich.
    »Quelle chose? Voilà, my little, Ihr Kreditguthaben hat die mathematische Perfektion von absolut Null erreicht.«
    »Unmöglich!« schrie ich. »Mein Vater hat mir versichert, daß der Chip auf einem Planeten mit mittlerem galaktischen Lebensstandard zwei Monate für alle meine Ausgaben reicht!«
    »Tatsächlich?« sagte der Domo, indem er mir einen Ausdruck mit allen meinen Abbuchungen reichte. »Und Sie glauben wirklich, Edoku sei ein Planet, auf dem ein Schnäppchen zu machen ist? Vielleicht hat Ihr cher papa trotz seiner Großzügigkeit die siebenundneunzig Fahrten mit dem Rapid, die vier Dutzend Mahlzeiten der allerfeinsten Küche vergessen, ganz zu schweigen von dieser wahrhaft beeindruckenden Zahl von Freudenpalästen, Theatervorstellungen, Holocines, Konzerten und verschiedenen Darbietungen und Vergnügungen? Darüber hinaus ist das Yggdrasil alles andere als ein primitiver Landgasthof auf einem Außenplaneten. Sie können die Zahlen selbst nachrechnen, naturellement, aber das würde mehrere Stunden in Anspruch nehmen…«
    Ich überflog das schrecklich lange Dokument. Es war mehr als genug, um mir einen gräßlichen Schreck einzujagen, eine gewisse Wut und kein kleines Bedauern über meine eigene Verschwendungssucht, während es mich zugleich überzeugte, daß es nichts bringen würde, die paar hundert Buchungen nachzurechnen. Es war alles aufgeführt; zweifellos hatte ich all diese Rapid-Fahrten gemacht, all diese Gerichte gegessen, all diese Vergnügungsstätten besucht und so weiter. Die bittere Wahrheit war, daß ich mich nie nach dem Preis dieser Dinge erkundigt hatte, und erst jetzt im nachhinein erfuhr ich, wie außerordentlich teuer alles auf Edoku war. Ich bezweifelte nicht, daß ich es geschafft hatte, den Gegenwert von zwei vollen Monaten unter bescheideneren Umständen in zwei kurzen Wochen zu verjubeln.
    »Aber… aber was soll ich jetzt tun?« stammelte ich.
    »Sofort ausziehen«, wurde mir erklärt. »Ein Hüpfer holt gerade Ihr Gepäck herunter.«
    »Aber… aber ich habe überhaupt kein Geld mehr! Wo soll ich schlafen? Was soll ich essen?«
    »Sie werden Ihr Köpfchen bemühen müssen, falls Sie eins haben. Jede Handelsgesellschaft wird Ihren Kreditchip gegen Ruegelt wieder auffüllen.«
    »Ruegelt?«
    »Ruegelt«, bestätigte der Domo, indem er mir zur Erklärung drei kleine Scheiben aus silbernem Metall zeigte. »Jede ›Münze‹, so heißen sie, stellt eine Krediteinheit dar.«
    »Aber wie kann ich dieses Ruegelt bekommen?«
    Der Domo zuckte die Achseln. »Auf die normale Art und Weise«, sagte er.
    »Die normale Art und Weise?«
    »Vraiment«, sagte er etwas gereizt. »Bezahlte Arbeit, Bettelei oder Diebstahl. Eine andere kenne ich nicht.«
    Während ich dastand, vor tiefer Verzweiflung und Angst zitternd, traf ein Hüpfer ein und gab mir meinen Rucksack. Ich fühlte mich so verloren und hilflos, daß ich glaubte, sogar dieses kleine Wesen betrachtete mich mit verächtlicher Belustigung.
    Verzweifelt und ohne über die Dummheit des Versuchs nachzudenken, gab ich dem Domo meinen zweiten Chip. »Ich kann damit bezahlen«, sagte ich.
    »So?« Er schob den Chip in den Abbuchungsautomat, las den Ausdruck und gab ihn mir mit einem bedauernden Grunzen zurück. »Gültig nur für die Fahrt nach Glade für eine gewisse Moussa Shasta

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