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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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da?«
    »Xanadu…?« sagte ich atemlos.
    Pater lachte. »So soll es den Bauerntölpeln vorkommen«, sagte er, »und so kommt es ihnen vor. Aber nun, da du eine Gypsy Joker bist, mußt du lernen, mit kundigen Augen zu sehen.«
    Ich hob fragend eine Augenbraue.
    »Zuerst einmal wirst du bemerken, daß dieser Karneval direkt auf dem Weg zwischen diesem bevölkerten Geschäftsviertel und den Wohnhäusern auf dem Hügel liegt. Die Edojin, die den Weg zu Fuß zurücklegen, statt den Rapid zu nehmen, müssen also durch seinen Zauberbann schreiten. Umgekehrt ermutigt die Existenz unseres Karnevals auf dem Weg zwischen Geschäft und Heim sogar zu einem solchen Spaziergang. Man muß den Tölpeln jede Gelegenheit geben, ihre Launen zu entdecken und sich von ihrem Ruegelt zu trennen. Nun, warum habe ich wohl Mittag und nicht den Abend oder die Nacht gewählt?«
    Ich zuckte die Achseln und hob, meine Unwissenheit eingestehend, die Hände.
    »Weil der Abend auf Edoku wie auf den meisten Menschenwelten die Zeit ist, die dem Besuch feiner Restaurants vorbehalten ist, und die Nacht ist die Zeit kunstvoller und aufwendiger Schauspiele und Unterhaltungen – unsere primitiven Vorstellungen und unser einfaches Essen können aber mit beidem nicht mithalten«, erklärte er mir. »Die klugen Kinder des Glücks befriedigen spontane Bedürfnisse und Wünsche, liefern kleine Leckereien und keine feine Küche, improvisierte Musik, Straßentheater und kein gebildetes Theater oder Schauspiel, Schmuck und Krimskrams und kein edles Handwerk und keine hochgestochene Kunst – alles vor den Augen dieser Tölpel, bevor sie noch das Bedürfnis danach bemerken, und alles zu Preisen, bei denen sie sich ohne großes Nachdenken von ihrem Ruegelt trennen können.«
    »Das hört sich an, als wären wir kaum mehr als Bettler…«
    »Ganz genau!« stimmte Pater zu. »Wir sind kaum mehr als Bettler. Der Bettler spielt mit dem Mitgefühl und dem Bedauern für seine Lage, um Almosen zu bekommen, bietet jedoch im Austausch nichts von Wert an außer einem gewissen überheblichen Gefühl der Selbstzufriedenheit. Das Kind des Glücks bietet ein wenig mehr an. Wir amüsieren die Leute. Ein Lachen, ein Schmunzeln, ein Wohlgeschmack, ein paar Augenblicke der Freude, eine nostalgische Erinnerung an die Jugend, als der Kunde noch frei und schwerelos im Wind wehte, ein Kind des Glücks wie du und ich.«
    »Aber das ist doch kein kleiner Unterschied!« erklärte ich. »Denn die Bettler setzen auf Konfrontation mit dem Unglück und geben dem Spender ein überhebliches Gefühl, während wir auf eine Konfrontation mit der verlorenen Freiheit und der Erinnerung an die Freude abzielen. Das ist für mich der größte Unterschied überhaupt.« Und deshalb, erkannte ich, würde ich niemals bereit sein, komme was da wolle, um Almosen zu betteln.
    Pater warf mir einen seltsamen, kurzen Blick zu, der – wie mir schien – aus Erstaunen, Zustimmung, Satori und vielleicht ein wenig Ehrfurcht bestand. »Gut gesprochen, mein kleiner Guru«, sagte er. »Der Geist spricht mit deinen Worten, und im Rückblick gratuliere ich mir nun dazu, daß ich es von Anfang an wußte.«
    Und nun, da ich mich in der Wertschätzung des großen Pater Pans wähnte, in seiner Leidenschaft und Liebe, verschrieb ich ihm und seinem Unternehmen aus ganzer Tiefe meines treuen jungen Herzens meine Seele und war fälschlicherweise überzeugt, daß ich seine Seele gefangen und ihn erobert hatte, wie er mich in Besitz genommen hatte. Mit diesem Gefühl betrat ich Hand in Hand mit dem edlen Pater Pan den Zirkus der Gypsy Joker, zuversichtlich, daß ich seine Königin sein würde, genau wie er mein König war.
     
    Während ich die erste Annahme bald als falsch aufgeben mußte, wurde die zweite bestätigt, sobald wir das Camp betreten hatten, denn Pater Pan konnte keinen Schritt tun, ohne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Gypsy Jokern und Edojin zu stehen, wenn sich auch der Tonfall der Ehrbezeugungen der beiden Gruppen unterschied.
    Pater machte mit mir im Schlepp seine Runde durch den Zirkus – angeblich, damit ich mich zurechtfand, in Wirklichkeit aber, wie ich in den nächsten Tagen erfahren sollte, gehörte der Rundgang zu seinen Gewohnheiten. Die Edojin, welche die Zerstreuungen besuchten, bedachten diese lebende Legende mit Seitenblicken, geflüsterten Kommentaren, gelegentlich einem offenen Anstarren, doch sie schienen den Gypsy King nie mit einem direkten Wort oder einer Geste anzuerkennen. Pater

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