Kind des Glücks
das ich zu machen imstande bin.«
»Nun, dann«, sagte ich etwas besänftigt, »habe ich dich genügend amüsiert, um dich zu überzeugen, daß mein Vorschlag, als Geschichtenerzähler und Geliebte zusammenzuarbeiten, bis wir genug Geld verdient haben, um Edoku zu verlassen, dir soviel Hoffnung auf weiteres Amüsement verspricht, um es zu versuchen?«
Guy lachte. Er betrachtete mich mit einem seltsamen, undurchsichtigen Ausdruck. »Oh, verdad!« sagte er. »Ich kann mir niemand sonst vorstellen, der mir als Reisegefährte so lieb wäre wie du. Allerdings… ich muß gestehen, daß ich bisher unter gewissen falschen Voraussetzungen mit dir gegangen bin.«
»Falsche Voraussetzungen?«
»Hai! Ich fürchte, ich habe dir bisher die völlige Enthüllung der Größe meines Wesens vorenthalten.«
Dieses bescheidene Geständnis verschlug mir schlicht und ergreifend die Sprache.
Guy litt naturellement an keiner derartigen Lähmung. »Alles, was wir uns bisher mitgeteilt haben, waren unser Status als Kinder des Glücks und unsere Namen«, sagte er. »Laß uns deshalb nun die Namensgeschichten erzählen, und ich verspreche dir, daß dir alles zu deinem Entzücken prächtig enthüllt werden wird. Bitte beginne du, Sunshine, denn ich wünsche nicht, daß deine Namensgeschichte nach meiner traurig abfällt.«
Diese Geheimnistuerei verwirrte mich so, daß ich kaum auf die in ihr liegende Beleidigung reagierte; vielmehr brannte ich darauf, der Sache auf den Grund zu gehen, was heißen soll, daß ich tat, worum er mich gebeten hatte und die Geschichten meines Mutternamens und Vaternamens erzählte, ohne natürlich den Fühler zu erwähnen. Dann erläuterte ich ihm die Geschichte meines nom de rue, Sunshine, und meine Karriere als Gypsy Joker, ohne unnötig das Ausmaß und die Tiefe meiner Intimität mit Pater Pan zu betonen.
»Drôle«, sagte Guy, als ich geendet hatte. »Ein wirkliches Geisteskind des Glücks!« Er stand auf schlang sich die Ärmel seiner schwarzen Samtbluse um den Hals, als wollte er einen fliegenden Umhang anlegen – eher um des schauspielerischen Effekts willen als aus dem Wunsch, sittsam seine Nacktheit zu verbergen.
»Ich bin Guy Vlad Boca«, erklärte er hochmütig, »und während ich auch ein wahres Geisteskind des Glücks bin, brauche ich mich doch kaum darauf zu beschränken, auf den Straßen zu betteln, um als bewußtlose Fracht im Elektrokoma von Planet zu Planet zu reisen, no, thanks, und ebensowenig brauche ich irgendeinen von denen, denen ich meine Gunst schenke.
Meine Mutter, Boca Morgana Khan, wurde auf Melloria ihren ausgesprochen wohlhabenden Eltern geboren; ihr Vater war Khan Norman Margo, Besitzer von Fabriken auf mehreren Welten. Ihre Mutier war Morgana Desiree Colin, eine Sprungschiff-Domo von nicht geringem Ansehen, bevor sie meinen Vater traf. Ihren Wahlnamen Boca nahm sie nach einem Wanderjahr an, nachdem sie sich in der Kosmokultur amüsiert hatte; sie tat es zu Ehren von La Boca Felicita, einer legendären Sängerin und Schauspielerin der Ersten Ära der Sternenreisen; sie übte dieses Gewerbe jedoch nicht aus – obwohl sie sehr wohl wußte, daß sie mit ihrer großen Schönheit und ihrer süßen Stimme in diesem Beruf ein Vermögen hätte verdienen können –, denn das väterliche Vermögen entband sie dieser Notwendigkeit.
Mein Vater Vlad Dominik Ella wurde in bescheidenen Verhältnissen auf Novi Mir geboren. Sein Vater, Dominik Ivan Dona, war Besitzer eines Freudenpalastes, und seine Mutter Ella Dane Krasnaya arbeitete dort als gewöhnliche Künstlerin. Seinen Eigennamen Vlad wählte er nach einem Wanderjahr, das er als Freidiener auf Sprungschiffen begann und als erfahrener Spieler und tantrischer Künstler auf denselben beendete, denn dieser Name ehrt Vlad, den Pfähler, ein prähistorisches Monster, das naturellement für seine zahlreichen Pfählungen bekannt war; wenn sie auch offensichtlich nicht von derselben Art waren wie die, mit denen mein Vater prahlte.
Meine Eltern lernten sich an Bord der Celestial City kennen, und es war pheromonischer Gleichklang auf den ersten Blick oder beim ersten Pfählen. Bocas Eltern, naturellement, waren nicht gerade begeistert, als sie mit einem solchen Liebhaber nach Melloria zurückkehrte. Sie hielten Vlad für einen Mitgiftjäger, der er in gewisser Hinsicht auch war. Als Gegenleistung dafür, daß er sich mit einem Probejahr einverstanden erklärte, schenkte Khan Norman Margo ihm einen ansehnlichen Betrag mit der Bedingung, daß
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