Kind des Glücks
er nur als Verwandter akzeptiert würde, wenn er mit der doppelten Summe zurückkehrte. Zweifellos erwartete er, daß er damit diesen Gauner zum letztenmal gesehen hätte.
Doch zur Freude aller Beteiligten gaben Vlads Spielerinstinkte und vielleicht auch seine Neigung zum Pfählen, sobald sie mit Arbeitskapital verbunden waren, ihm einen guten Stand als reisender Händler, der die Menschenwelten mit allem bereiste, was billig zu kaufen und teuer zu verkaufen war, und als er nach Melloria zurückkehrte, hatte sich sein Vermögen sogar vervierfacht.
Heute ist mein Vater Vlad Dominik Ella der Besitzer und maestro von Interstellar Master Traders, und sein Reichtum übersteigt den der Familie meiner Mutter um ein Vielfaches.«
Nachdem er seine ungewöhnliche Namensgeschichte vorgetragen hatte, setzte Guy sich neben mich, als wollte er unsere weniger formelle Beziehung wieder aufnehmen. »Und so siehst du hier vor dir Guy Vlad Boca, Kind des Glücks, vraiment auf seinem Wanderjahr, doch kein wandernder Bettler!« sagte er. »Eher bin ich der Thronfolger von Interstellar Master Traders, ein Handelsprinz, wie man sagen könnte, der zu seinem Vergnügen müßig von Welt zu Welt reist, aber auch, um das Wesen seines zukünftigen Gewerbes kennenzulernen.«
Er langte in die Tasche seiner Bluse und zog einen Kreditchip hervor, den er mir unter die Nase hielt, als wäre er ein unbezahlbares Schmuckstück. »Dieses kleine Glitzerding ist ohne Limit auf die Schatzkisten von Interstellar Master Traders ausgestellt, ein ergiebiger, bodenloser Brunnen für alle praktischen Vorhaben«, erklärte er. »Ich bin berechtigt, für eine von mir selbst zu bestimmende Spanne zu tun und zu lassen, was ich will, und der einzige Vorbehalt ist, daß ich wie einst mein Vater erst nach Melloria zurückkehren und mein Erbe antreten darf, wenn ich im Verhältnis zwischen meinem Profit und meinen Ausgaben ein Verhältnis von zwei zu eins erreicht habe. Wie es im Augenblick läuft, wird das wohl eine Weile dauern. Aber ich habe es nicht besonders eilig.«
Als Folge dieser Enthüllungen ergriffen mich völlig unedle Gefühle. Wut auf Guy, weil er im Crystal Palace nicht diesen Wunderchip benutzt hatte. Wut auf den Geiz meiner Eltern im Vergleich zur überwältigenden Großzügigkeit von Vlad Dominik Ella, und ebenfalls ein gründlicher Neid auf Guy angesichts seines Glücks. Schließlich und am schmerzlichsten die Verzweiflung darüber, daß mein Plan, mit seiner Hilfe Ruegelt zu verdienen, damit null und nichtig war.
»Du hast… du hast dich nur mit mir amüsiert«, sagte ich schließlich zornig und niedergeschlagen. »Du hattest nie wirklich die Absicht, mit mir zusammen als Geschichtenerzähler zu arbeiten…«
»So ist es«, sagte Guy mit einem völlig unpassenden Grinsen. »Und ich muß sagen, daß ich dich immer noch äußerst amüsant finde, ma chère. Doch dein Angebot muß ich natürlich ablehnen.«
Bevor ich meinem Zorn Luft machen konnte, bremste Guy mich, indem er mir einen Finger auf die Lippen legte. »Als Handelsprinz in Ausbildung bin ich jedoch verpflichtet, für gute Ware gutes Geld zu geben«, sagte er. »Da die fragliche Ware Amüsement ist, will ich dir mit einem Vorschlag antworten, den du hoffentlich amüsant findest. Ich werde in kürze Edoku verlassen und nach Belshazaar fliegen; das ist ein Planet, der, wie ich erwarte, weit amüsanter und gewiß ertragreicher ist als dieser. Wenn du die Vorstellung amüsant findest, dann begleite mich doch auf meine Kosten auf der Unicorn Garden dorthin – oder um genauer zu sein, auf Kosten der Interstellar Master Traders.«
Ich konnte kaum glauben, was ich hörte. Ich konnte kaum an ein solches Glück glauben. Wirklich, wenn ich bedachte, wer es gesagt hatte, konnte ich auf den ersten Blick nicht sicher sein, ob ich es glauben durfte. »Belshazaar…?« sagte ich mißtrauisch. »Ich hab’ noch nie was von Belshazaar gehört. Was wollen wir da?«
»Auf Belshazaar gibt es einen Wald, der Bloomenwald genannt wird«, erklärte Guy. »Er soll ein riesiges Füllhorn psychotroper Parfüms sein, von Essenzen, Säften, Pheromonen und so weiter. Hunderte davon sind bereits auf dem Markt, jedes Jahr werden einige Dutzend neue entdeckt, und ein Händler, der sich das Monopol für ein paar der neuesten sichern kann, wird mühelos ein Vermögen verdienen. Zumindest wird es sehr amüsant sein, die volle Palette von dem, was verfügbar ist, auszuprobieren.«
Meine Begeisterung, Edoku für ein
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