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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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konnte. Sie waren jetzt alle tot. Das wusste er instinktiv, nicht nur wegen ihres Aussehens, sondern auch wegen dem, was er empfand. Sie waren Geister, und sie waren hier, um ihn heimzusuchen.
    Aber was wollten sie?
    Zwei neue Gesichter kamen in Sicht, glitten durch die Menge, bis sie direkt am Fahrerfenster waren. Sein Hals schnürte sich zusammen. Es waren sein älterer Bruder Tyler und seine Schwester Megan, schon so viele Jahre tot, unverändert, erstarrt in der Zeit. Sie blickten ihn ausdruckslos an, mit toten Augen und richtungslos, und dennoch bewusst. Sie wussten, dass er da war, in dem Lightning. Wie all die anderen waren sie gekommen, um ihn zu sehen. Anzusehen. Wie bei all den anderen war ihr Anlass, weshalb sie das wollten, ein Geheimnis, das er nicht verstand.
    Er kniff fest die Augen zusammen. Diese Gesichter würden nicht verschwinden wie das von Michael und seinem Vater. Sie waren mehr als Nacht und Nebel, mehr als gegenstandslose Geister, mehr als Gespenster aus der Erinnerung. Sie waren Geschöpfe, bestehend aus Magie, zu ihm gebracht, um etwas zu erreichen – und sie würden nicht eher gehen, bis er auf sie reagierte.
    Er öffnete die Augen und starrte sie an. Manchmal musste man sich den Toten wie den Lebenden stellen, der Vergangenheit wie der Zukunft. Manchmal war beides so unausweichlich miteinander verbunden, dass man kaum zwischen ihnen unterscheiden konnte. So war es auch hier, ob es sich nun um Berggeister oder etwas Heimtückischeres handeln mochte. Es gab eine Verbindung, die Vernunft und gesunder Menschenverstand nicht lösen konnten.
    Er griff nach seinem Stab, öffnete die Tür und stieg aus dem Auto, um sich dem zu stellen, was ihn erwartete.
    Die Luft traf ihn mit einer Kälte, die ihn beinahe nach hinten geworfen hätte, ein eisiges Rauschen drang ihm bis ins Mark. Der Wind blies heftig, etwas, was ihm zuvor nicht aufgefallen war, da es offenbar auf die Geister, die sich um ihn drängten, keine Auswirkung hatte. Sie kamen nicht näher und machten auch keinen Platz, sondern blieben stehen und richteten ihre blinden Blicke auf ihn. Ein paar hoben die Hände, als wollten sie ihn berühren, aber ihre Anstrengungen waren schwach und eher demonstrativ als entschlossen. Er schauderte in der scharfen Kälte, brachte den schwarzen Stab vor sich und ließ das natürliche Licht auf seiner Oberfläche reflektieren. Der Wind heulte zur Antwort – oder vielleicht waren es die Geister –, und die tief eingeschnitzten Runen flackerten von innerem Licht, mit ihrer eigenen Magie, feurig und hell.
    Die Geister der Toten fielen zurück, und einen Augenblick lang dachte Logan, sie würden gehen. Aber in der Ferne hinter ihnen und weiter die Straße entlang hatte sich eine seltsam dichte Dunkelheit gesammelt. Mehr Geister kamen aus der brodelnden Masse und drängten sich nach vorn zu denen, die ihn bereits umgaben. Er sah, wie sie kamen, und konnte kaum glauben, was er sah, konnte das Unvermeidliche kaum erkennen. Die Toten waren nicht freiwillig erschienen, das taten sie nie. Sie waren entweder heraufbeschworen oder geschickt worden, das wusste er aus seiner Zeit als Ritter des Wortes.
    Aber was war die Ursache dieser Dunkelheit, auf die sie reagierten?
    Er packte den schwarzen Stab und ging vorwärts, drängte sich zwischen den Geistern hindurch, ihre weiße Leere machte ihm Platz, ihre flüchtige Präsenz löste sich auf und formierte sich neu, wenn er sie hinter sich ließ. Nur eine Konfrontation mit ihrer Ursache würde zeigen, um was es bei dieser Sache ging. Wenn er sich hier befreien konnte – was immer dieses »Hier« sein mochte –, würde er sich dem stellen müssen, was es bewirkte, der Dunkelheit, aus der diese Geister kamen. Das Dunkel hing dicht und undurchdringlich da, als er näher kam, aber selbst als er seinen Rand ereichte, konnte er es immer noch nicht benennen.
    Er hob den Stab, dessen Magie er bereits heraufbeschworen hatte und die in bläulichem Licht um ihn herumfloss wie eine Rüstung. Er spürte die Wärme des magischen Schutzes, wie sie ihn umschloss, und fühlte sich sicherer. Er schlug nach der Dunkelheit, als wäre sie ein Stück Stoff. Sie riss, unfähig zusammenzubleiben, brach vor ihm ein, und wilde Freude erfasste ihn, das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
    Aber der Riss bestand nur einen Moment lang, dann reparierte die Dunkelheit sich sofort wieder, und der Riss schloss sich. Weitere Geister erschienen aus der Nacht. Mehr Gesichter drängten sich vor. Wieder

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