Kinder der Apokalypse
seinem Hals fand sich der gleiche purpurne Fleck wie an den Leichen der anderen Cats. Er hatte tapfer gekämpft, um seine kleine Schwester zu verteidigen, aber am Ende hatte es nicht gereicht. Hawk starrte ihn an, unfähig, die Worte zu finden, um auszudrücken, was er empfand. Auf der anderen Seite des Raums konnte er Panther vor sich hinmurmeln hören, die Worte finster und wütend.
Er warf einen Blick auf Persia. Sie hatte den gleichen Fleck, aber ihr Gesicht war friedlich. Vielleicht war sie schnell gestorben und ohne wirklich zu wissen, was ihr zustieß. Er fühlte Traurigkeit, und eine große Leere in sich. Persia war erst elf Jahre alt gewesen. Niemand sollte mit elf sterben müssen. Er wusste, dass es jeden Tag geschah, es war jeden Tag geschehen, solange er lebte, und schon jeden Tag davor. Aber es zu wissen, machte es nicht weniger schrecklich. Er wünschte sich, er wäre früher zu diesem Treffen mit Tiger gekommen. Er wünschte sich, er hätte etwas tun können, um das hier zu vermeiden.
Er sah sich in den Trümmern der Räume um, sah die Leichen. Was in aller Welt hatte das hier angerichtet?
Dann sah er Persias rechtes Bein. Es war sauber am Knochen durchtrennt, und der Fuß war weg. Am anderen Fuß, deutlich sichtbar vor dem weißen Stoff der blutfleckigen Matratze, trug sie einen rosa Tennisschuh mit silbernen Schnürsenkeln.
Er erinnerte sich, dass er auf dem Weg hierher einen solchen Schuh keine zwei Blocks von ihrem unterirdischen Versteck gesehen hatte, und sein Herz blieb beinahe stehen.
Owl!
Mit einem hektischen Schrei zu Panther rannte er nach draußen.
22
Owl saß still in einer Ecke des Gemeinschaftsraums, über ein weiteres der medizinischen Bücher gebeugt, die sie durchgesehen hatte, seit Hawk und die anderen aufgebrochen waren, und ihr Blick ging schnell von einer Seite zur anderen. Es war das vierte Buch, das sie geöffnet hatte, aber sie wusste immer noch nicht mehr über die Krankheit des Wettermanns als zu Anfang. Es gab einfach nicht genug Informationen über die Krankheiten – so viele hatten sich nach den chemischen Angriffen und Vergiftungen entwickelt, dass kaum Zeit geblieben war, etwas aufzuschreiben, gar nicht zu reden von den Möglichkeiten, es zu veröffentlichen. Sie hatte es hier mit Texten zu tun, die vor zwanzig Jahren schon überholt gewesen waren, was nicht gerade sonderlich half, wenn man die schnelle Entwicklung von Krankheiten überall auf der Welt bedachte.
Sie rieb sich die Augen gegen die Müdigkeit. Manchmal wünschte sie sich, gehen zu können und nicht auf diesen Rollstuhl angewiesen zu sein. Sie war nicht egoistisch, obwohl sie auch solche Augenblicke erlebte. Sie war nur frustriert, weil sie nicht einfach aufstehen und sich selbst überzeugen konnte, was zu tun war, und sich auf andere verlassen musste. Am liebsten wäre sie zum Hafen gefahren und hätte sich Rivers Großvater angeschaut, aber das würde Hawk nie gestatten. Er würde den alten Mann vielleicht hierherbringen, aber nur, nachdem sie ihm versichert hatte, dass er die Familie nicht in Gefahr brachte. Es war schlimm genug, dass River dem, was ihr Großvater hatte, bereits ausgesetzt gewesen war. Hawk würde es nie wagen, auch noch die anderen Ghosts in Gefahr zu bringen.
Wenn sie genauer darüber nachdachte, war sie nicht einmal sicher, ob er River erlauben würde zurückzukommen. Es schien undenkbar, aber Hawk konnte unversöhnlich sein, was bestimmte Dinge anging, und das war vielleicht eines davon.
Auf der anderen Seite des Zimmers, wo Cheney auf seinem Lieblingsplatz lag, regte der Hund sich plötzlich und erhob sich mit einem leisen Knurren. Es war das zweite Mal, dass er das in den vergangenen Minuten tat, und das vierte oder fünfte Mal, seit Hawk weg war, und Owl wusste sofort, was los war. Der Hund reagierte auf Geräusche in den Mauern, die sie in den letzten beiden Stunden gehört hatten.
Sparrow erschien in der Tür zum Schlafzimmer, das junge Gesicht dunkel und angespannt. »Es ist wieder da«, sagte sie. Sie wandte den blonden Kopf schnell zum hintersten Schlafzimmer, Owls Schafzimmer. »Und es ist jetzt in der Decke.«
Zuvor war es unter dem Boden des Schlafzimmers der Jungen gewesen, und davor irgendwo außerhalb der Mauern. Jedes Mal war Cheney aufgesprungen und hatte von einer Ecke zur anderen geschnuppert, das Fell gesträubt, die Nase zuckend. Owl hatte keine Ahnung, was los war, also hatte sie Cheney beobachtet und nach weiteren Anzeichen Ausschau gehalten.
»Was
Weitere Kostenlose Bücher