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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Gestank von Blut und Tod. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu weinen. Sie würde nicht weinen.
    Ich habe es geschafft, Mama, dachte sie.
    Sie eilte durch den Raum und kniete sich neben Cheney, zuckte zusammen, als sie die tiefen Wunden sah. Sie war sich bewusst, dass Owl zu ihr rollte und dass der kleine Squirrel sich vorbeugte, während sie Cheneys großen Kopf wiegte, sein raues Fell streichelte und leise seinen Namen rief, wieder und wieder.
    »Cheney, Cheney, stirb nicht!«, flehte sie.
    So fanden Hawk und die anderen sie nur Minuten später, als sie durch die Tür stürmten.
    * **
    Es wurde ihnen sofort klar, dass Beten alleine Cheney nicht ret ten würde. Der Tausendfüßler hatte ihn mehrmals gebissen, und seine Kiefer waren voller Gift. Owl tat ihr Möglichstes, es aus den Wunden herauszuziehen, säuberte sie und injizierte dem großen Hund Gegengifte, um die Krankheit aufzuhalten, aber dennoch ging es ihm stetig schlechter. Cheneys Leben war ein dünnes Rinnsal, das aus ihm heraussickerte.
    Hawk saß bei ihm im Dunkeln, hielt seinen Kopf und ließ den Hund spüren, dass er da war. Cheneys Augen waren glasig und matt, sein Atem schwer und abgehetzt, und seine Kraft schien beinahe verschwunden. Er nahm Hawk kaum zur Kenntnis. Hawk konnte nichts mehr für ihn tun, aber er wollte ihn nicht alleine lassen, nicht einmal für eine Minute. Es war sein Fehler, sagte er sich. Er war achtlos gewesen. Er hatte alle Anzeichen ignoriert, die ihn hätten warnen sollen, er hatte ihr Heim zu wenig geschützt. Er hatte auf so viele Weisen versagt, und nun zahlte Cheney den Preis.
    Es war Mitternacht, es war still in der Unterkunft, und die anderen Ghosts schliefen. Sie hatten den Tausendfüßler zerschnitten und alle Sektionen in das Schlafzimmer gebracht, wo er durch die Decke gebrochen war, Owls Schlafzimmer, und es abgeriegelt. Morgen würden sie einen neuen Platz dafür suchen müssen, aber es war zu spät, um heute noch etwas zu unternehmen, und sie waren alle erschöpft. Die meisten waren bei Cheney geblieben, bis Hawk sie ins Bett geschickt hatte. Sparrow war geblieben, bis sie zusammengebrochen war. Wie es ihr gelungen war, sich, Owl und die anderen gegen ein so monströses Geschöpf wie den Tausendfüßler zu verteidigen, würde Hawk vielleicht nie verstehen. Er wusste, dass sie ein zähes Mädchen war, das Herz einer Kriegerin hatte und sich vor nichts fürchtete, aber er hatte keine Ahnung gehabt, wie stark sie wirklich war. Selbst mit Cheneys Hilfe hätte er es nie für möglich gehalten, dass sie sie alle rettete.
    Er starrte in den dunklen Raum und dachte, dass man nach diesem Tag besser nichts für unmöglich halten sollte. Die Welt, die er geschaffen, die Familie, die er um sich geschart, das Leben, das er für sich erfunden hatte – alles fiel auseinander. Er wusste nicht, ob der Tausendfüßler die Erfüllung von Candles Vision war, aber ihre Zeit hier ging eindeutig schnell zu Ende. Er fühlte sich in dieser Stadt nicht mehr sicher. Wenn Geschöpfe wie dieser Tausendfüßler aus der Erde kamen, dann war es Zeit zu gehen.
    Nicht, dass es eine Garantie gab, dass es anderswo nicht noch schlimmer sein würde. Man konnte das sogar durchaus vermuten. Aber er würde nicht eher ruhen, bis er nicht die sichere Zukunft für sie alle fand, die er in seinen Träumen gesehen hatte. Bis er die Geschichte von dem Jungen und den Kindern nicht wahr machte.
    Cheney, Cheney.
    Er streichelte Cheneys großen Kopf und sah, wie die Flanken des Hundes sich hoben und senkten. Er wollte ihm so sehr helfen, wollte etwas tun – irgendetwas –, damit es ihm besser ging. Er wusste, wenn Owl nichts tun konnte, bestand kaum eine Chance, dass ihm etwas einfiel. Er wusste nicht viel über Medizin. Er hatte keine Erfahrung mit Vergiftungen. Aber das hielt ihn nicht davon ab, es wenigstens zu versuchen. Es änderte nichts an diesem kalten, leeren Gefühl.
    Er dachte an Tiger und Persia und die Cats – alle tot wegen des Dings im Nebenraum. Es musste sie im Schlaf erwischt haben. Es hatte sie überfallen, bevor sie wussten, was geschah. Oder vielleicht waren sie in Panik geraten. Was auch immer, sie hatten keine Chance gehabt, nicht einmal mit Tigers Flechette. Vielleicht hätte selbst Cheney sie nicht retten können.
    Er berührte die Schnauze des großen Hundes. Sie war heiß und trocken. Cheney blinzelte nicht, er starrte nur geradeaus. Cheney war nur ein Hund, aber Hawk wusste, dass er in vielerlei Hinsicht sein treuester Freund

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