Kinder der Apokalypse
mehr Leute von ihrer Existenz, und lebhafte Beschreibungen ihrer Überfälle auf die Sklavenlager und die Sklavenjäger machten die Runde. Ihre Feinde begannen, ernsthaft nach ihnen zu suchen, und fanden heraus, wo sie waren. Dann wurde einer ihrer eigenen Leute eifersüchtig und verriet sie. Es war dumm, eine Tat, die aus Zorn und schlechtem Urteilsvermögen resultierte, aber das änderte nichts am Ergebnis. Die Sklavenjäger fanden den Weg, der zum Lager führte, und eine Möglichkeit, an den Wachen vorbeizukommen, denn sie hatten alles sorgfältig vorbereitet.
Sie kamen nachts, als die meisten schliefen. Sie näherten sich leise, bis sie die Wachen überwältigt hatten, und schossen dann ihre automatischen Waffen ab. Sie wollten nichts als zerstören, und sie waren gnadenlos in ihren Anstrengungen. Sie töteten jeden, den sie fanden – Männer, Frauen und Kinder – und nahmen keine Gefangenen oder unterschieden die, die sich wehrten, von denen, die sich ergeben wollten. Es waren Dutzende von ihnen, alle schwer bewaffnet, die ihren Wahnsinn mit Drogen nährten, und ohne eine Spur von Mitleid, das sie ansonsten vielleicht hätte innehalten lassen.
Sparrow erwachte beim Klang der Schüsse, und dann war auch schon ihre Mutter bei ihr, riss sie hoch und trug sie aus der Zuflucht mitten hinein in diesen Sturm. Ohne ein Wort und ohne langsamer zu werden trug sie sie durchs Lager – vorbei an den Toten und Sterbenden, vorbei an den Feuern, die überall brannten, vorbei an schattenhaften Gestalten, die wie Geister durch die Nacht huschten. Überall erklangen laute Schüsse, und Sparrow schloss die Augen und betete darum, dass es aufhören würde. Sie hatte schreckliche Angst, sie hätte gerne geweint, verbiss es sich aber.
Dann hockten sie zusammen im Dunkeln, und ihre Mutter kniete vor ihr, ihre Gesichter nur wenige Zoll voneinander entfernt. Ihre Mutter hatte einen Rucksack und ihre große Flechette. »Ich muss die Hände frei haben, um die Waffe zu benutzen. Bleib dicht bei mir. Ich lasse dich nicht zurück, ganz gleich, was geschieht.« Sie stockte. »Ich hab dich lieb, Kleines.«
Einen Augenblick später war sie aufgestanden, hielt die Flechette mit dem schwarzen Lauf vor sich, schwang sie herum und schrie Sparrow zu, dass sie laufen solle. Zusammen rannten sie über ein Stück offenen Bodens zwischen zwei Häusern, und ihre Mutter schoss immer wieder nach den dunklen Gestalten, die auf sie zukamen. Sparrow hörte das Zischen und Heulen von Kugeln, die an ihrem Kopf vorbeiflogen, und sah im Schatten das Mündungsfeuer feindlicher Waffen aufblitzen. Die Geräusche waren erschreckend, und sie rannte, als stünde sie in Flammen und nur der Wind könnte die Flammen löschen.
Sie erreichten den Wald hinter dem Lager. Das Waffenfeuer folgte ihnen den ganzen Weg, und plötzlich, als sie die Bäume erreichten, spürte Sparrow ein Brennen an ihrem Arm und eines am Bein. Sie hörte ihre Mutter knurren und sah, wie sie langsamer wurde, sich dann wieder aufrichtete und weiterrannte. Sparrow biss die Zähne gegen die Schmerzen zusammen und folgte ihr. Sie liefen tief zwischen die Bäume, weg vom Gemetzel, das in ihrem Heim stattfand, und die Geräusche des Todes blieben langsam hinter ihnen zurück, während Dunkelheit und Schatten sich um sie schlossen.
Sie liefen noch lange, bevor ihre Mutter langsamer wurde, und bis dahin waren sie tief im Wald und stiegen den Hang zu den Bergen hinauf. Ihre Mutter warf Sparrow einen Blick zu, und sobald sie sah, dass ihre Tochter den verwundeten Arm hielt, blieb sie sofort stehen, um sich die Verletzung näher anzusehen. Als sie das tat, erkannte Sparrow, dass die gesamte Vorderseite des Hemds ihrer Mutter nass von Blut war.
»Mama, du bist verwundet!«, flüsterte sie und streckte die Hand nach ihr aus.
Ihre Mutter fing ihre Hände ab und schob sie weg. »Nein, es ist alles in Ordnung«, sagte sie schnell. »Geht es dir gut? Kannst du laufen?« Sparrow nickte. »Dann müssen wir weiter.«
Sie stiegen hoch in die Berge, und schon bald konnten sie vom Lager nur noch einen brennenden Fleck sehen, der in der Dunkelheit glühte. Aber die Geräusche des Gemetzels drangen noch zu ihnen hoch, schrill und schrecklich, und Sparrow war gezwungen zuzuhören. Sie wusste, was da geschah. All ihre Freunde, alle, mit denen sie aufgewachsen war, starben. Nur sie und ihre Mutter und vielleicht eine Handvoll anderer hatten fliehen können. Tränen traten ihr in die Augen, als sie erkannte, dass sie
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