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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Sie sagten, ihr seid eine Familie. Was wird aus ihnen?«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch etwas für sie tun kann.« Hawks Worte klangen bitter. »Ich kann sie oder Tessa nicht mehr retten; ich kann nicht einmal mehr mich selbst retten.«
    Wieder senkte er den Blick. »Oder mein Kind, wenn es eines gibt.«
    Logan ließ ihm eine Minute Zeit, dann sagte er: »Nimm die Knochen. Halte sie fest. Sehen wir, ob sie dir Antworten geben.«
    »Nein«, erwiderte Hawk. Dann hob er den Blick und sah Logan an. Sie starrten einander lange an. »Also gut«, sagte der Junge schließlich. »Geben Sie sie mir.«
    Logan beugte sich vor und legte dem Jungen die Knochen vorsichtig in die Hand. Hawk sah sie an, ein Aufblitzen von Weiß auf der schmuddeligen Hand. Dann schloss er langsam die Finger darum.
    Logan wartete gespannt.
    »Nichts«, sagte Hawk. »Es ist alles ein …«
    Dann riss er die Augen weit auf, sein Mund öffnete sich erschrocken, und sein schlanker Körper erstarrte. Seine Muskeln traten hervor, wehrten sich gegen das, was ihm zustieß. Logan wollte etwas tun, dann hielt er sich zurück. Er sollte besser abwarten. Der Junge zitterte nun, und sein Körper verkrampfte sich. Er versuchte, etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte, stattdessen winselte er nur leise. Er drückte die Faust mit den Knochen an seine Brust, beugte sich vornüber, als wollte er sie in seinem Körper aufnehmen, und begann, sich hin und her zu wiegen.
    »Hawk?«, flüsterte Logan ihm zu.
    Ein weißes Licht ging von der Mitte des Körpers des Jungen aus, zunächst nur schwach, dann verwandelte es sich in eine helle Wolke, die Hawk umgab. Logan wich unwillkürlich zurück, rückte auf die Tür zu, verstand nicht warum, fühlte aber, dass seine Anwesenheit hier zu viel und vielleicht sogar gefährlich war. Er beobachtete, wie das Licht stetig wurde und in einem Rhythmus zu pulsieren begann, der zu den Wiegebewegungen des Jungen passte. Hawk gab weiter unklare Laute von sich, vollkommen in sich versunken, vollkommen der Katharsis verfallen, die die Knochen bewirkten.
    Das Schaukeln und Pulsieren dauerte lange, und dann hörte es jäh auf, und der Junge sackte vornüber, lag fast auf der Hand mit den Knochen, im Licht der elektrischen Taschenlampe, die seinen Schatten als engen, dunklen Fleck auf den Boden warf.
    »Hawk?«, versuchte es Logan wieder.
    Der Junge hob langsam den Kopf, und nun war sein Gesicht wieder zu sehen, die Züge erschrocken und feucht von seinen Tränen. In den grünen Augen stand eine Mischung aus Staunen, Erkennen und Verstehen, das ihm noch einen Moment zuvor gefehlt hatte. Er starrte ins Nichts, dann starrte er Logan blicklos an. Was er wirklich sah, war ein Ort, den nur er sehen konnte.
    Sein Mund bewegte sich. »Mutter«, flüsterte er.
    * **
    Owl beaufsichtigte die Vorbereitungen für den Umzug, orga nisierte die Ghosts und wies sie an, Vorräte und ihre Habseligkeiten zusammenzutragen. Sie hatte an dem Morgen, als Hawk nicht zurückgekehrt und Logan Tom sich aufgemacht hatte, um ihn zu suchen, beschlossen, dass die Ghosts umziehen würden, was immer auch geschah. Sie traute dem Pioneer Square nicht mehr, fühlte sich hier nicht mehr sicher, glaubte nicht mehr an diesen Teil der Stadt. Sie hatte schon seit einiger Zeit über einen solchen Schritt nachgedacht, seit ihrem schrecklichen Kampf gegen den Tausendfüßler, aber nun war sie sich sicher. Sie würden weiter nach oben ziehen, weg vom Wasser, hoch in die Hügel hinter der Stadt, weg von unterirdischen Gängen und Abflusskanälen, weg von Hochhäusern. Es mochte dort weniger Stahl und Beton geben, die sie innerhalb der Häuser schützten, aber vielleicht auch weniger Ungeheuer.
    Außerdem, dachte sie, befanden sie sich am Beginn der Reise, die Hawk in seiner Vision gesehen hatte. Der Junge und seine Kinder würden aufbrechen, wie sie es in ihren Geschichten erzählt hatte. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass sie noch lange hierblieben.
    Sie sah sich in ihrem Behelfsquartier um und versuchte herauszufinden, ob sie etwas vergessen hatte. Es tat ihr leid, so viel von dem, was sie gebaut und zusammengesucht hatten, zurücklassen zu müssen, die schweren Geräte und Ausrüstungsteile, die Dinge, die ihr Leben ein wenig leichter gemacht hatten. Aber sie würden andere Dinge sammeln und bauen und ein neues Haus finden. Sie sah Cheney an, der in der Ecke lag, den Kopf zwischen den Pfoten, ein Auge teilweise offen, und sie anschaute. Mit Cheney schien alles in Ordnung zu sein,

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