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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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lauschte. Rings um sie her senkte sich ein ständig dunkler werdender Himmel herab und verschmolz mit den Zwielichtschatten. Die Welt war kalt und grau.
    Innerhalb von Sekunden konnte sie den anderen Motor hören, groß und stark und sofort zu erkennen. Ein Harley Crawler.
    Dummes, dummes Mädchen! ,tadelte sie sich wütend. Einmal, weil sie die Dämonin nicht getötet, und zum anderen, weil sie die andere Maschine nicht zerstört hatte. Sie hatte geglaubt, die Energiepacks zu nehmen und sie zu verstecken würde genügen, aber das Geschöpf, das sie jagte, war kein gewöhnlicher Dämon. Es hatte sie schon in den Ruinen von Los Angeles aufgespürt, und es hatte eindeutig vor, das wieder zu tun.
    Sie warf einen Blick zu dem Mercury und ihrem dunklen Stab, der im Gepäckbereich angeschnallt war. Sie glaubte nicht, dass sie in der Lage war, sich so bald wieder mit diesem Geschöpf anzulegen. Nicht, dass sie Angst gehabt hätte – sie erkannte nur eine schwerwiegende Wahrheit über sich selbst, die ihr nicht sonderlich gefiel. Sie hatte beim ersten Mal Glück gehabt, ihrer Verfolgerin zu entgehen. Dieses Glück würde sie vielleicht nicht wieder haben.
    Sie fragte sich, wieso diese Dämonin so versessen darauf war, sie einzuholen. Sie hatte sich gewaltig angestrengt, Angel in Los Angeles zu finden. Sie hatte entdeckt, was sie tat, um die Kinder in den anderen Lagern zu retten, dann herausgefunden, dass sie nach Anaheim gegangen war und ihr eine Falle gestellt. Sie hatte keine Hilfe mitgebracht, um sie zu vernichten, sie war selbstsicher – und wahrscheinlich stolz – genug gewesen, es alleine zu versuchen. Und sie hätte es beinahe geschafft. Glück hatte sie gerettet. Glück und eine Entschlossenheit, die der des Dämons entsprach.
    Dennoch, sie so zu verfolgen …
    Sie sah sich um und bemerkte, dass ein Stück weiter vorn eine alte Holzfällerstraße abzweigte. Kaum mehr als ein Waldweg, entfernte sie sich von der Hauptstraße und verschwand zwischen den Bäumen. Aha, dachte sie. Es war nicht schwer, ein Gefährt wie den Harley Crawler über eine gepflasterte Straße zu fahren. Vielleicht würde das auf einem schmalen, von Furchen durchzogenen Feldweg nicht so gut gehen.
    Sie kehrte zum Mercury zurück, wo Ailie saß und sie ansah, stieg wieder auf den Sitz und ließ den Motor erneut an. Sie spürte, wie Ailies schlanke Arme sich um ihre Taille schlangen. »Halte dich fest, pequenita« ,sagte sie.
    Sie gab Gas, und das Geländefahrzeug schoss auf den Feldweg zu. Sie bog ab, ohne langsamer zu werden, nervös, da das Zwielicht zunahm und die Nacht bevorstand, denn sie wusste, wie schwer es sein würde, nach Einbruch der Dunkelheit auf diesem Weg noch irgendwohin zu gelangen. Der Mercury stotterte und arbeitete, als sie auf von Unkraut überwucherte Bereiche im Wald stieß, aber Angel hielt sie auf dem Weg, der immerhin befahrbar war und sich immer tiefer in den Wald wand.
    Innerhalb von Sekunden war die Straße hinter ihr verschwunden, und die Dämmerung war zu Schatten und Finsternis geworden. Angel drosselte die Geschwindigkeit des Mercury wieder, suchte sich vorsichtig den Weg, hielt Ausschau nach einer Spur, die manchmal im hüfthohen Gebüsch und hohen Gras verschwand. Diese Wälder hier waren nicht so krank wie die meisten, das Laub war noch überwiegend grün und füllig, zwischen Anzeichen von Entlaubung und breiten Schneisen mit toten Pflanzen. Hartholz mischte sich mit Koniferen, und in der tiefer werdenden Dunkelheit schien es möglich zu glauben, dass der Wald nie die schädigenden Auswirkungen der chemischen Gifte von Erde und Atmosphäre erlebt hatte. Vielleicht waren einige Orte immer noch gesund genug, um sich im Laufe der Zeit zu erholen, dachte Angel, lenkte das Geländefahrzeug weiter den gewundenen Weg entlang und hielt angestrengt nach dem besten Weg Ausschau. Vielleicht würden einige Orte, wie dieser hier, überleben.
    Aber Unsicherheit umwölkte ihre Hoffnung, und sie schob diese Gedanken beiseite, wo sie hingehörten.
    Sie fuhren den größten Teil einer Stunde wortlos weiter, nur verlangsamt von den Wegbedingungen und der Nacht, aber einigermaßen stetig. Der Holzfällerweg wand sich einen Kilometer nach dem anderen dahin, manchmal gab es Abzweigungen, manchmal verschwand der Weg im Gelände, wo die Bäume gefällt worden waren und von einem Ende des Horizonts zum anderen ein mit Sternen übersäter Himmel zu sehen war. Wenn sie konnte, nahm sie Wege, die sich beinahe zu Pfaden verengten und

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