Kinder der Apokalypse
sich zwischen Bäumen und Strünken dahinzogen, die so dicht beieinanderstanden, dass die große Harley nicht hindurchkommen konnte. Einmal lenkte sie den Mercury in einen Bach und fuhr mehr als einen Kilometer den Wasserweg entlang, bevor sie ihn auf einem Bett aus Kies und flachen Steinen wieder verließ. Was immer sie tun konnte, um sie zu verbergen, tat sie.
Schließlich hielt sie das Geländefahrzeug an und schaltete den Motor ab. »Was hörst du jetzt?«, fragte sie Ailie, als die Stille sich wieder herabgesenkt hatte.
Der Schemen schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Warnen dich deine Sinne vor einem Dämon in der Nähe?«
Wieder schüttelte Ailie den Kopf.
Angel lächelte. »Bueno. Wir werden dennoch eine Stunde oder zwei weiterfahren, bevor wir schlafen. Nur, um sicher zu sein.«
Sie stieg wieder auf den Mercury, ließ den Motor an und fuhr weiter.
* **
Delloreen wusste, dass sie den Verfolgten näher kam. Die Gerü che, mit deren Hilfe sie sie aufspürte, wurden stärker, frischer. Sie konnte das andere Fahrzeug nicht über das tiefe, machtvolle Dröhnen ihres eigenen hinweg hören, aber sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sie hatte sie den ganzen Tag verfolgt, hatte sich nicht sonderlich beeilt und die ganze Nacht gewartet, bis sie damit begann, damit ihr nichts entgehen würde. Die Frau hatte keinen Grund anzunehmen, dass man sie verfolgte, und würde nicht viel Zeit darauf verschwenden, ihre Spuren zu verwischen. Bisher hatte sie das jedenfalls nicht getan, selbst bei ihren Versuchen, die Solarzellen der Harley zu verstecken. Ihre Entscheidung, die Kinder zu verlassen, die sie gerettet hatte, hatte eindeutig gezeigt, dass sie etwas Wichtigeres vorhatte, und das beschäftigte Delloreen. Der Weg der Frau durch die Bäume und auf die Straße war geradlinig und direkt gewesen. Sie hatte ein Ziel und den Ehrgeiz, es auch zu erreichen, und sie würde dabei nicht vom Weg abweichen.
Was bewirkte, dass sie sehr einfach zu verfolgen war.
Da die Frau nicht versuchte, sonderlich schnell voranzukommen und auch keine Risiken mit dem Weg einging, ganz im Gegensatz zu Delloreen, konnte sie langsam aufholen. Wenn es so weiterging wie bisher, würde sie sie schließlich erwischen und die Jagd ein Ende haben.
Dann würde sie mit den Kopf dieser Ritterin des Wortes zu dem alten Mann zurückkehren und die Dinge ein für alle Mal in Ordnung bringen.
Sie bewegte die verkrampften Finger am rutschigen Handgriff, und unter ihrer Schuppenhaut spannten sich die Muskeln an. Die Mutation breitete sich nun schneller aus; ihre reptilischen Merkmale bedeckten mehr und mehr die letzten Reste ihrer Menschlichkeit. Das stachlige blonde Haar fiel in Strähnen aus, ihre Gesichtszüge veränderten sich zu nicht zu klassifizierender Glätte, und ihre Glieder verlängerten sich. Sie wurde zu etwas anderem, etwas sehr viel Wirksamerem und Tödlicherem. Es hatte im letzten Jahr nach und nach begonnen, aber erst in letzter Zeit dieses erstaunliche Tempo angenommen. Teilweise, nahm sie an, lag das wohl daran, dass sie selbst diese Beschleunigung wünschte, dass sie den Rest ihrer Menschenhaut loswerden wollte. Sie verachtete ihr Menschsein, und wenn das Letzte davon verschwunden war, würde sie dem nicht nachweinen.
Andere würden das allerdings wahrscheinlich tun, wenn sie herausfanden, wie viel gefährlicher sie in ihrer neuen Gestalt war. Dieser alte Mann zum Beispiel. Das könnte sein. Findo Gask, wenn er erkannte, dass seine Zeit gekommen war.
Sie hatte noch einmal über ihre Erklärung nachgedacht, dass sie kein Interesse hatte, die Einst-Menschen anzuführen. Vielleicht hatte sie das Angebot des alten Mannes voreilig abgelehnt. Warum sollte sie sie nicht anführen? War sie nicht besser ausgerüstet und fähiger als er? Wie viel schneller würde die Menschheit vernichtet werden, wenn Delloreen den Befehl übernahm? Und wenn die Dämonen und die Einst-Menschen alles beherrschten, würden sie die Welt wieder aufbauen und sich eine angenehme Umgebung schaffen. Sollte nicht sie diejenige sein, die dafür sorgte?
Sie war so in Gedanken versunken, dass es sie überraschte, als sie plötzlich entdeckte, dass sie die Witterung verloren hatte. Sie raste immer noch die Straße entlang, lauschte immer noch nach dem Geräusch des anderen Fahrzeugs, sicher, dass sie ihm näher kam, aber der scharfe Geruch der Abgase und der subtilere der Frau waren plötzlich verschwunden.
Sie zog den Harley Crawler an die Straßenseite,
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