Kinder der Apokalypse
wissen, wo Ailie steckte. Sie warf bereits Blicke zum Mercury, dachte daran, dass das Fahrzeug ihre einzige Chance zur Flucht war. Wenn sie genug Entfernung zwischen sie brachte, so dass ihre Gegnerin sie nicht mehr erreichen konnte. Es kam ihr wie Feigheit vor, nicht die richtige Entscheidung für eine Ritterin des Wortes, aber es konnte sie am Leben erhalten, für einen weiteren Tag des Kampfes.
Sie bemerkte Ailie, als die andere hinter dem Mercury hervorspähte. Der Schemen dachte offenbar das Gleiche, konnte es aber nicht selber herbeiführen. Schemen waren Feengeschöpfe, und es fehlte ihnen an Substanz, um auf materielle Dinge einzuwirken. Sie bestanden überwiegend aus Licht und Luft. Sie mochten Rat geben und vernünftige Anmerkungen machen, aber sie waren keine große Hilfe im Kampf gegen einen Dämon.
Der sich nun wieder auf Angel stürzte und sie nach hinten riss, auf sie eindrosch, als wäre das schreckliche Feuer des Stabs eine Kleinigkeit. Es war, als würde die Dämonin durch die Schmerzen stärker, als verliehen sie ihr neue Energie, während Angels Kraft ständig nachließ. Angel blockte den nächsten Angriff, wich den reißenden Klauen der anderen aus, versuchte, nicht in diese schrecklichen gelben Augen zu sehen. Der Blick der Dämonin hatte etwas Hypnotisches an sich, die Art, die Raubtiere nutzten, um ihre Beute an Ort und Stelle erstarren zu lassen, während sie ihnen die Kehlen aufrissen. Zu tief in diese Augen zu sehen, würde bewirken, dass Angel nicht mehr fliehen konnte. Also konzentrierte sie sich auf die langgezogenen Arme mit ihren rasiermesserscharfen Klauen, die immer noch nach ihr griffen. Sie war sich bewusst, dass sie neue Wunden hatte, dass frisches Blut über Schulter und Arm floss. Irgendwie hatte sich die Dämonin wieder über ihre Verteidigung hinweggesetzt. Sie würde auch weiterhin Wege dazu finden, erkannte Angel, sie würde weitermachen, bis sie zusammenbrach.
Bis es vorüber war.
Sie ging das Risiko ein. Sie griff an. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und ließ Feuer auf die Gestalt niederprasseln, schlug mit allem, was sie an Kraft aufbringen konnte, auf sie ein, ließ sie rückwärts in die Bäume fliegen. Noch während die Dämonin außer Sichtweite taumelte, rannte Angel zum Mercury. Sie sprang auf und startete den Motor. Der Motor sprang an und erwachte röhrend zum Leben.
Schon kam ihre Gegnerin vor Wut kreischend wieder unter den Bäumen hervorgesprungen.
»Ailie!«, rief Angel und spürte, wie der Schemen die Arme um ihre Taille schlang.
Sie wandte der Dämonin den schwarzen Stab ein weiteres Mal zu und sandte das weiße Feuer des Wortes. Aber ihre Feindin kam auf sie zu, die Arme schützend erhoben, obwohl sie von dem Feuer getroffen wurde. Ihre schuppige Haut brannte und qualmte, als sie auf Angel zurannte. Angel setzte weiter Feuer ein, solange sie konnte, sandte es in einem stetigen Strom. Dann, als sie fühlte, dass es nachließ, dass ihre Kraft erschöpft war, gab sie Vollgas und ließ das Geländefahrzeug direkt auf die Angreiferin zuschießen.
Es war ein dreister Angriff. Die Dämonin war zu groß und zu stark, als dass Angel sie einfach hätte überfahren können. Aber sie reagierte auf die Situation, und das rettete Angel wahrscheinlich das Leben. Die Dämonin hätte standhalten können, doch als sie sah, dass die Maschine auf sie zugerast kam, sprang sie instinktiv aus dem Weg. Bevor ihre Feindin erkannte, dass sie einen Fehler gemacht hatte, war Angel schon an ihr vorbei und raste mit Höchstgeschwindigkeit die Straße entlang.
Die Dämonin folgte ihr sofort, kam aus dem Wald hinter dem Mercury hergesprungen. Angel gab etwas mehr Gas, aber sie konnte es nicht wagen, noch viel schneller zu fahren, denn die Straße war wie alle anderen auf der Welt voller Müll und Schutt. Wenn sie gegen ein großes Hindernis stießen, würde das das Fahrzeug umwerfen, und das wäre ihr Ende.
»Schneller, Angel!«, rief Ailie ihr ins Ohr und presste sich an sie.
Angel biss die Zähne zusammen, beugte sich tiefer über die Handgriffe und beschleunigte, den Blick auf die Straße gerichtet. Als sie es nicht mehr aushalten konnte, schaute sie über die Schulter zurück zu ihrer Verfolgerin. Die Dämonin war nun weiter entfernt und wurde kleiner, nicht fähig, das Tempo aufrechtzuerhalten. Aber sie folgte ihnen immer noch.
Das Letzte, was Angel von ihr sah, bevor sie in der Ferne verschwand, war das Aufblitzen von gelben Augen in der Mischung aus Waldschatten und
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