Kinder der Apokalypse
alle, und sie wusste, wie man sie mied – im Gegensatz zu den Dämonen und Einst-Menschen, die kein solches Glück haben würden. Dennoch würde es am Ende nicht genügen, um die Kinder und ihre Beschützerinnen zu retten. Es genügte nie.
»Angel!«
Sie blieb jäh stehen, als eine Frau aus dem Schatten vor ihr trat. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
Helen Rice nickte. Sie war eine kleine, schlanke und energische Frau, die Anführerin jener, die versprochen hatten zu helfen, wenn der Tag kam. Angel hatte sich in der vergangenen Woche mit Helen getroffen und ihr gesagt, dass es bald geschehen würde. »Wir haben sie alle in dem sicheren Raum. Beinahe zweihundert Kinder und ein Dutzend Männer und Frauen, die sich um sie kümmern wollen. Es sind auch noch ein paar andere da, die das nicht zulassen wollen. Ich konnte nichts gegen sie tun.«
Angel ging weiter, und dabei packte sie Helen an den Armen und drehte sie zu sich um. »Sie werden kein Problem sein, aber wir müssen uns beeilen. Die Einst-Menschen brechen durch. Sie werden bald hier unten sein.«
»Wo sind die Kinder aus den anderen Lagern?«, fragte Helen und atmete schwer, als sie den kleinen, dunklen Flur entlangrannten, der bewusst so eingerichtet war, als wäre er vollkommen unbedeutend.
»Hast du sie alle herausbringen können?«
»Die meisten.« Angel versuchte, nicht an die zu denken, bei denen sie es nicht geschafft, an die, die sie verloren hatte. »So viele wie möglich. Es war nicht einfach. Sie haben sich in den Hügeln versteckt und warten auf uns.«
Helen schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass das geschieht. Ich habe mir immer wieder gesagt, ich weiß es, und ich kann es immer noch nicht glauben. Gütiger Himmel!«
Sie gingen eine weitere Treppe hinunter und einen zweiten Flur entlang, der vor einer Stahlmauer mit einer metallischen Tastatur in der Oberfläche endete. Helen gab eine Reihe von Nummern ein, und verborgene Schlösser öffneten sich. Angel drückte gegen die Wand, die weit genug aufschwang, um sie durchzulassen. Die Frauen kamen in helles Licht und unheimliche Stille.
Dutzende von Kindern saßen im Schneidersitz um grob zusammengezimmerte Tische auf einem Betonboden. Die kleineren malten und widmeten sich Puzzles. Die älteren lasen. Ein paar, die noch nicht alt genug waren, um an den Mauern zu kämpfen oder sich auf den Krankenstationen nützlich zu machen, halfen den Erwachsenen, die jüngeren zu beaufsichtigen. Niemand sprach mit normaler Stimme, alle flüsterten. Sie blickten erschrocken auf, als Angel und Helen hereinkamen, und konzentrierten sich dann sofort auf die Gestalt mit dem seltsamen schwarzen Stab.
Eine kleine Gruppe von Frauen trat vor, die Gesichter abgehärmt, die Augen voller Angst. Sie wussten es.
»Ist es so weit?«, fragte eine.
»Was machen wir jetzt?«, die andere.
Helen griff nach der, die ihr am nächsten stand, und drückte tröstend ihren Arm. »Sie sollen Sicherheitsgruppen bilden, und lass ein älteres Kind oder einen Erwachsenen bei jeder Gruppe. Erinnere sie, dass sie nicht reden und keinen Lärm machen dürfen, nachdem wir den Raum verlassen haben.«
Die Angesprochenen verteilten sich im Zimmer und ließen die Kinder aufstehen. Aber nun kam eine andere Frau angerannt, das Gesicht rot und zornig, die Hände wild gestikulierend. »Nein, nein, nein!«, rief sie und stellte sich vor Helen, um die Kleinere an den Schultern zu packen. »Was glaubst du eigentlich, was du hier machst? Du kannst die Kinder doch nicht nach draußen bringen!«
Sie schnellte zu Angel herum. »Das ist allein Ihre Schuld. Sie haben mit Ihrer Angstpropaganda und Ihren falschen Prophezeiungen nichts als Ärger gemacht. Ich habe genug davon! Wofür halten Sie sich? Das hier sind nicht Ihre Kinder! Sie können nicht einfach herkommen und sie mitnehmen!«
Sie war wütend, und nun kamen noch andere, und alle sahen aus, als würden sie sich auf Angel stürzen wollen, sobald sie sich auf die Kinder zubewegte.
Angel blieb stehen. »Die Tore werden jeden Augenblick eingerissen werden. Der Feind wird binnen weniger Minuten hier sein. Wenn das passiert, haben wir jede Chance zur Flucht vertan. Wir werden hier eingeschlossen sein. Am Ende werden sie Sie finden. Sie wissen, was dann geschieht.«
»Ich weiß, was Sie behaupten, dass dann geschieht. Aber ich glaube Ihnen nicht. Sie würden alles tun, um diese Kinder zu bekommen.«
»Ich würde alles tun, um sie zu retten, ja.« Angel blieb ruhig, ihr Blick
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