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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ungerührt.
    »Verschwinden Sie! Lassen Sie uns gehen! Wir sind sicher hier! Unsere Männer werden uns vor den Geschöpfen da draußen schützen!«
    Angel ging zu ihr und packte sie an den Armen. »Sehen Sie mir in die Augen. Sagen Sie mir, was Sie sehen. Machen Sie schon!«
    Die Frau wand sich, um sich loszureißen, aber Angel hielt sie fest, und die Frau tat, was man ihr sagte. Es war unmöglich zu erkennen, was sie sah, aber Angel wusste, welche Auswirkung es haben würde. Das hatte sie gelernt, als sie Ritterin des Wortes geworden war, obwohl sie die Einzige war, die wusste, wie man es machte. Sie stellte sich die schlimmsten Dinge vor, deren Zeugin sie einmal geworden war, die schrecklichsten Bilder der abscheulichsten Gräueltaten der Dämonen und Einst-Menschen. Etwas von diesem Entsetzen spiegelte sich in ihren Augen, wenn sie das tat, und jeder, der hinsah, erhaschte einen kurzen Blick in die Hölle.
    »O Gott!«, hauchte die Frau. Sie sank innerlich zusammen und wäre gefallen, wenn Angel sie nicht festgehalten hätte. Sie schlug die Hände vors Gesicht, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Zeigen Sie mir nichts mehr davon, bitte.«
    Sie zitterte nun, vollkommen aufgelöst. Die anderen, die sie stützten, drängten sich beschützend um sie, hielten sie mit erschütterter Miene. Angel überließ ihnen die Frau und bedeutete ihnen zurückzutreten. »Mischen Sie sich nicht weiter ein. Helfen Sie entweder mit den Kindern oder lassen Sie uns in Ruhe.«
    Sie gingen weg, trösteten die entsetzte Frau, drängten sich zusammen und flüsterten hektisch aufeinander ein. Angel ignorierte sie und schickte Helen zu denen, die mit den Kindern helfen wollten. Sie standen schon bereit, hielten sich an den Händen, schauten hin und her, als sie auf weitere Anweisungen warteten. Einige wechselten Blicke mit ihr, aber keine versuchte, etwas zu sagen. Sie wartete noch ein paar Sekunden, dann öffnete sie den Teil der Wand, der sie in Sicherheit bringen würde.
    »Still jetzt«, flüsterte sie.
    Sie durchquerten die verborgene Tür, stiegen die Treppe zum Keller hinauf und gingen den schmalen Flur entlang zu dem größeren, heller beleuchteten Teil. Angel ging an der Spitze und schaute mehrmals zurück, überzeugte sich, dass die Kinder und ihre Begleiter Schritt halten konnten, gleichzeitig lauschte sie nach allem Auffälligen. Sie glaubte, dass man sie noch nicht entdeckt hatte, aber es hatte keinen Sinn, ein weiteres Risiko einzugehen.
    An der Öffnung des Flurs brachte sie die Prozession zum Stehen, ließ die Hinteren aufschließen. Sie wartete einen Augenblick, um sich umzusehen und nach Bewegung Ausschau zu halten. Der Flur schien leer zu sein. Sie trat ins Licht, winkte den anderen und ging wieder auf die Türen und Treppen zu, die zu dem verlassenen Hotel und den Straßen dahinter führten.
    Sie hatten gerade die letzte Tür erreicht, die sich zur Hoteltreppe öffnete, als sie die Gegenwart des Dämons spürte. Er befand sich vor ihr, wartete oben auf der Treppe. Sie konnte seinen Gestank deutlich wahrnehmen und seine Hitze spüren, und ihr Magen reagierte wie immer, wenn sie sich in der Gegenwart des Bösen befand – mit einem jähen Ruck und einer Übelkeit, die drohte, sie in die Knie zu zwingen. Sie blieb stehen, wartete darauf, dass das Gefühl verging, dass ihre Ausbildung Wirkung zeigte.
    Hinter ihr blieb die Reihe von Frauen und Kindern ebenfalls zögernd stehen. Helen erschien an ihrem Ellbogen. »Was ist?«
    Angel antwortete nicht. Sie starrte die Tür vor sich an und überlegte, was sie tun konnte. Es gab nur eins: Sie musste Helen sagen, dass sie in der Falle saßen.
    * **
    Als ihre Eltern sterben, wird Angel Perez ein wahres Kind der Straße. Sie hat jetzt keine Familie mehr und kein Zuhause. Sie hat niemanden mehr, der für sie sorgt. Sie weiß nichts und hat keine Ahnung, wie sie Essen, Wasser und Zuflucht finden oder länger als einen Tag überleben soll. Sie ist acht Jahre alt.
    Aber sie hat Glück. Es gelingt ihr, fünf Tage zu überleben, indem sie sich versteckt und von den wenigen Vorräten lebt, die ihre Eltern gesammelt hatten, bevor die Seuche sie umbrachte. Sie kämpft ihre Angst nieder und denkt darüber nach, was sie tun soll.
    Dann findet Johnny sie.
    Er heißt eigentlich Juan Gonzales, und wie ihre Eltern ist er über die Grenze gekommen, um ein besseres Leben zu führen. Er kommt ihr alt vor, obwohl er erst fünfundvierzig ist. Er hat langes, wirres Haar, einen Bart und Narben, und

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