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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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was die Menschen begonnen hatten. Anfangs hatten die Elfen sich gesagt, dass viel von dem, was geschah, ein Teil des Kreislaufs der Natur war, und dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Das taten sie jetzt nicht mehr. Es war so schlimm geworden, dass einige sich dafür aussprachen, die Elfen sollten ihre Verstecke verlassen und alles wieder ins Lot bringen.
    Selbstverständlich waren sie ebenfalls schuld an vielem, was geschehen war, dachte Kirisin finster. Sie hatten sich vor Jahrhunderten entschlossen, sich zu verstecken, als die menschliche Bevölkerung gewachsen war und die der Elfen zu schrumpfen begonnen hatte. Die Koexistenz schien leichter zu sein, wenn die Menschen von den Elfen nichts wussten. Elfen hatten immer gewusst, wie man sich für die Augen der Menschen unsichtbar machte. Es fiel ihnen nicht schwer, sich in die Wälder zurückzuziehen, die seit Anbeginn der Zeit ihr Zuhause waren. Es war die weisere Entscheidung, hatten die Ältesten damals geglaubt.
    Also hatten sie überwiegend dadurch, dass sie sich versteckten, in einer menschlichen Welt überlebt. Die Menschen nannten die Cintra Willamette, und das Land rings umher hieß Oregon. Es war abgelegen und dünn besiedelt, und es fiel den Elfen nicht schwer, unsichtbar zu bleiben. Wenn Menschen zu nahe kamen, wurden sie abgelenkt. Für gewöhnlich genügten schon Kleinigkeiten – hier ein leises Geräusch, dort eine kleine Bewegung. Wenn das versagte, erwachten die Eindringlinge oft von einem unerwarteten Sturz oder einem unerklärbaren Schlag auf den Kopf. Das geschah jedoch nicht oft, es gab nichts in den tiefen Wäldern, was die Menschen interessierte. Die Elfen schützten ihre Heimat gegen Schäden, die Menschen ihr zufügen könnten, aber in letzter Zeit hatten sich ihre Anstrengungen als unzureichend erwiesen. Bald würde etwas geschehen müssen. Die Sache wurde bereits vom Hohen Elfenrat besprochen, aber die Meinungen waren geteilt und Lösungsvorschläge knapp.
    Die Elfen hatten feststellen müssen, dass sie die Katastrophen praktisch zu sich einluden, wenn sie sich aus der Welt zurückzogen.
    Vor ihm erschien der scharlachrote Wipfel der Ellcrys zwischen den Bäumen, hell und schimmernd selbst im Mondschein, ein Leuchtfeuer, dessen Anblick den Jungen stets zum Lächeln brachte. Sie war so schön, dachte er. Wie könnte etwas in einer Welt, die ihr Leben verliehen hatte, wirklich falsch sein?
    Er trat auf die Lichtung hinaus, auf der die Ellcrys wuchs, blieb stehen und starrte sie an. Er kam beinahe jeden Morgen vor den anderen hierher, eine private Zeit, in der er sich hinsetzte und alleine mit ihr sprach. Sie antwortete selbstverständlich nie, denn sie antwortete niemandem. Aber das war Kirisin gleich. Er kam, weil er irgendwie verstand, dass er hierhergehörte. Seine Zeit als Auserwählter begann nicht bei Sonnenaufgang und endete bei Sonnenuntergang. In diesem Jahr, in dem er ihr diente, schuldete er ihr alle Zeit, die er ihr geben konnte. Er konnte tun, was er wollte, solange er seine Pflicht erfüllte.
    Es war der Mangel an einer erkennbaren Struktur, der Erisha veranlasste, ihn für unzuverlässig zu halten. Sie glaubte daran, die Dinge auf eine bestimmte Weise erledigen zu müssen, nach einem organisierten und sorgfältig strukturierten Stundenplan. Sie mochte das nicht, was sie für seine undisziplinierten Gewohnheiten hielt. Aber sie war nicht er und er nicht sie – etwas, was sie offenbar nicht so recht verstand.
    Er verbrachte diese frühen Morgenstunden mit der Arbeit an kleinen eigenen Projekten. Manchmal glättete und säuberte er die Erde, in der die Ellcrys wuchs. Manchmal düngte er sie mit organischen Zusatzstoffen, die er selbst hergestellt hatte, Lebensmitteln und Antitoxinen, und das hätte Erisha verrückt gemacht, wenn sie es gewusst hätte. Manchmal saß er einfach nur bei ihr. Manchmal, wenn auch nicht sehr oft, berührte er sie, um sie wissen zu lassen, dass er da war. Er konnte nicht sagen, warum er das so angenehm fand, warum er sich darauf freute, früh aufzustehen, um insgeheim Zeit mit einem Geschöpf zu verbringen, das nicht reagierte. Er tat es einfach. Seine Verbindung zu ihr reichte tief, und es fühlte sich falsch an, daraus keine Konsequenzen zu ziehen. Ihm blieb schließlich nur ein Jahr, um für sie zu tun, was er konnte, und dann würden diese Aufgaben wieder anderen zufallen. Er wollte keine Minute verschwenden.
    Es half, dass er sehr gut war, was das Nähren lebender Dinge und ihre Aufzucht

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