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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verlassen bedeutete, die Ellcrys ebenfalls zu verlassen, eine Aussicht, die nur wenige akzeptieren konnten. Die meisten Elfen hatten niemals irgendwo anders als in ihrer Nähe gelebt und konnten es sich einfach nicht vorstellen. Es war einerlei, dass nur die Auserwählten wirklich gebraucht wurden, um sich um die Ellcrys zu kümmern. Das Leben außerhalb der Cintra war etwas für andere Elfen, die Cintra-Elfen gehörten dorthin, wo sie hingehören.
    Seine Eltern hatten sich in dem vergeblichen Bemühen aufgerieben, den König von ihrer Sache zu überzeugen. Der König war immerhin der Vetter seines Vaters und hätte zumindest willens sein sollen zuzuhören. Aber Arissen Belloruus hatte sich der Idee von Anfang an verschlossen und stattdessen keinen Zweifel daran gelassen, dass es keine zweite Enklave geben würde, solange er der König war und seine Familie die Cintra-Elfen beherrschte. Welche Probleme die Elfen auch haben mochten, sie würden sie hier lösen.
    Nicht, dass sie tatsächlich irgendwelche Probleme lösten. Sie machten keine Fortschritte dabei, gegen die Vergiftung der Erde vorzugehen. Sie hatten nichts gegen die Kriege und Seuchen getan, die die menschliche Bevölkerung vernichteten. Und noch schlimmer, sie ignorierten die größte Gefahr von allen – die neuen Dämonen und ihre Einst-Menschen-Soldaten. Es hatte nicht gereicht, dass die Elfen die Dämonen aus dem Feenland ausschlossen. Eine neue Art von Dämonen, die als Menschen zur Welt kamen, hatte ihren Platz eingenommen. Indem sie sich von den Belangen der Menschheit trennten, hatten die Elfen gestattet, dass dies geschah. Diese neuen Dämonen hatten sich noch nicht mit den Elfen befasst, vielleicht war ihnen nicht einmal klar, dass es Elfen überhaupt gab. Aber früher oder später würden sie es herausfinden, und wenn das geschah, würden die Elfen entdecken, was es bedeutete, den Kopf in den Sand zu stecken.
    Es machte ihn wütend, daran zu denken. Es machte ihn noch wütender, dass Erisha ihren Ernst auf Kleinigkeiten verschwendete und nicht auf Dinge, die wirklich etwas ändern würden.
    War das nicht, was man von Königstöchtern erwartete? Dass sie ihre Aufmerksamkeit den wichtigen Dingen zuwandten?
    Das Gleiche galt allerdings vermutlich auch für Vettern von Königen, also sollte er wohl zunächst bei sich selbst anfangen.
    »Weißt du, wie spät es ist?«, fragte sie ihn.
    Er seufzte. »Bald Morgen. Ich konnte nicht schlafen.«
    »Wenn du nicht schläfst, bist du nicht ausgeruht. Wenn du nicht ausgeruht bist, kannst du deine Pflichten als Auserwählter nicht angemessen erfüllen. Hast du darüber schon einmal nachgedacht? Du bist immer so zerstreut, Kirisin. Schlafmangel könnte eine Erklärung dafür sein.«
    Sie sahen einander ziemlich ähnlich – schlank und mit typischen Elfenzügen, schrägen Augen und bräunlichen, schmalen Gesichtern, leicht spitzen Ohren und einer Art sich zu bewegen, die nahelegte, dass sie jeden Augenblick davonlaufen könnten. Man sah ihnen ihre Verwandtschaft an, obwohl Kirisin dachte, dass sich das nur auf die Gesichter beschränkte.
    »Du hast wahrscheinlich Recht, Erisha«, sagte er immer noch lächelnd. »Ich werde es von heute Abend an besser machen. Aber jetzt bin ich wach, also bleibe ich wach bis zur Dämmerung.«
    »Kirisin …«
    Doch er hatte die Veranda bereits verlassen und ging davon. Er winkte ihr kurz zu, bevor er unter den Bäumen verschwand, um sie wissen zu lassen, dass er es ihr nicht übel nahm. Aber er wurde nicht langsamer.
    Die Elfen waren das alte Volk der Welt. Einige glaubten, sie seien der Prototyp für die Menschen gewesen, obwohl Kirisin das immer für Unsinn gehalten hatte. Elfen, sagte er sich, waren überhaupt nicht wie Menschen.
    Und dennoch lebten sie zusammen in einer Welt, in der beide Spezies ihre Spuren hinterlassen hatten, gute und schlechte. Im Augenblick blieb dieser Einfluss vor allem den Menschen vorbehalten und war sehr schlecht. Die Menschen hatten die Kontrolle über ihre Welt verloren. Es war im Laufe der Zeit geschehen, und in einem Ausmaß, das kein Elf begreifen konnte. Sie hatten systematisch die Rohstoffe vernichtet und den Rest der Welt vergiftet, zunächst in ihrer Nähe und schließlich überall. Sie hatten Kriege gegeneinander angezettelt und mit so grimmiger Entschlossenheit geführt, dass sie nach einem Jahrhundert der Gewalttätigkeit größtenteils eher tot als lebendig waren. Die Natur hatte reagiert. Seuchen, Unwetter und Unruhen hatten beendet,

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