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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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anging. Er verfügte über eine Begabung für solche Arbeit, es gefiel ihm, wenn Dinge wuchsen und gesund blieben. Er konnte spüren, was mit ihnen nicht stimmte, und handelte seinem Instinkt gemäß. Seine Schwester sagte, das liege in der Familie. Seine Mutter hatte schon über eine außergewöhnliche Heilerbegabung verfügt, und Simralin kannte sich sehr gut aus, wenn es um das Entziffern der Geheimnisse der Wildnis und des Verhaltens der Tiere ging, die dort lebten. Sie war als Fährtenleserin ausgebildet und nutzte ihre Begabung mittlerweile bei ihrer Arbeit als Jägerin.
    Nun, er sollte lieber anfangen zu arbeiten und seine eigenen Fähigkeiten nutzen, dachte er. Die anderen Auserwählten würden bald eintreffen. Er konnte sich ihre Gesichter vorstellen, wenn sie um den Baum herumstanden und einander die Hände reichten. Er konnte sich die vertraute Ansammlung von Mienen vorstellen – eifrig und gelangweilt, entschlossen und abgelenkt, erfreut und umwölkt –, die ihre Gefühle widerspiegelten. So vorhersehbar, dass er nicht weiter darüber nachzudenken brauchte. Er hoffte immer, dass einer von ihnen ihn überraschen würde. Sollte sich der Charakter eines jeden Auserwählten nicht deutlich während seiner Dienstzeit verändern? Sollte das kein wichtiger Bestandteil der Erfahrung sein?
    Das war seine Ansicht, aber er hatte bei den anderen noch keine Spur davon entdecken können. Und er selbst hatte sich auch nicht sonderlich verändert. Man konnte nicht gut anfangen, Steine zu werfen, wenn man in einem Glashaus lebte, obwohl ihn das vorher auch nicht aufgehalten hatte.
    Er ging einige Zeit um die Ellcrys herum, betrachtete den Boden und suchte nach Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingen an den kleineren Pflanzen, die sie umgaben. Probleme zeigten sich als Erstes bei ihnen – es war einer der Gründe, weshalb man sie gepflanzt hatte: Sie sollten vor möglichen Gefahren für die Ellcrys warnen.
    Nicht, dass ihr viel nahe gekommen wäre, denn die Auserwählten schenkten dem Baum und jedem Quadratzoll von Boden und Pflanzenleben in seiner Nähe große Aufmerksamkeit. Nicht, dass es wirkliche …
    Etwas berührte seine Schulter leicht.
    – Kirisin –
    Die Stimme kam aus dem Nichts, jäh und zwingend. Kirisin zuckte gewaltig zusammen, als er sie hörte. Ein schlanker Zweig ruhte leicht an seiner Schulter. Der Zweig hielt Kirisin nicht und umschlang ihn nicht, aber es war dennoch, als wäre er mit Ketten gebunden.
    – Mein Geliebter –
    Kirisin spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, und ihn schauderte, als fröre er, obwohl der Morgen warm und ruhig war.
    Die Ellcrys sprach zu ihm. Der Baum kommunizierte.
    – Warum hat man mich verlassen? Verlassen? Er zuckte bei dem Tadel zusammen und verstand seinen Grund nicht. Wobei hatte er versagt?
    – Höre auf mich. Ich habe nicht gelogen. Eine Veränderung kommt ins Land. Die Veränderung wird vernichtend und unausweichlich sein, und niemand wird verschont werden. Alles, was ihr kennt, wird verschwinden. Wenn ihr überleben wollt, muss ich überleben. Wenn ich überleben soll, musst du mir helfen. Sie mag sich entschieden haben, mir nicht zu gehorchen, aber du musst es tun  –
    Die Stimme kam von überall – von außerhalb von Kirisin, aber auch von innen. Dann erkannte er, dass es keine hörbare Stimme war, die er vernahm, es waren unausgesprochene Gedanken, die ihm in den Kopf projiziert wurden, was diesen Gedanken das Gewicht und die Substanz gesprochener Worte verlieh.
    Einen Augenblick mal! Sie? Wer war »sie« – von wem sprach der Baum?
    – Dein Orden hat mir lange und gut gedient, mein Geliebter, mein Auserwählter. Ihr seid mir seit meiner Geburt nicht von der Seite gewichen, seit meines Empfangs. Es mangelte mir nie an etwas. Ich brauchte nie etwas. Aber die Zeiten haben sich geändert, und du musst mir gehorchen. Du musst tun, was ich will –
    Kirisin lauschte angestrengt, obwohl er sich nicht ganz dazu bringen konnte zu glauben, dass das hier wirklich geschah. Die Ellcrys sprach niemals zu jemandem, außer den Auserwählten, und zu denen sprach sie nur einmal – am Tag ihrer Auswahl, wenn sie sie beim Namen nannte. Dass sie jetzt mit ihm kommunizierte, konnte er nicht begreifen. Was hatte sie gesagt? Eine Veränderung der Welt? Das Ende von allem, was sie kannten?
    »Worum geht es bei dieser Veränderung?«, flüsterte er, ohne zu erkennen, was er gesagt hatte.
    – Menschen und Dämonen führen Krieg gegeneinander. Es ist ein Krieg,

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