Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
Vom Netzwerk:
Stimme flüsterte, dass es gut war, dass sie lebten. Langsam schien er den Verstand zu verlieren.
     
    „Abdallah, bist du das? Na endlich, mein alter Freund! Wir sind noch etwa eine halbe Stunde weit weg. Ist bei dir soweit alles in Ordnung? Nichts Auffälliges? – Das ist gut. Bei uns war zwischenzeitlich eine Bombenstimmung, aber das erzähle ich dir, wenn wir da sind. Halt die Augen offen, du weißt, dass es mehr als gefährlich werden kann.“ Raffaele legte das Funktelefon beiseite.
    „Bei ihnen ist alles ruhig.“, wandte er sich an seine Begleiter. „Einerseits ist das gut, andererseits aber schon etwas seltsam. Sie greifen uns an, aber gleichzeitig lassen sie ihn in Ruhe. Alexandre muss doch klar sein, dass es für ihn schwieriger wird, an Abdallah heranzukommen, sobald er unter unserem Schutz ist? Das verstehe, wer will. Nun ja, die Griechen hatten schon vor über zweitausend Jahren seltsame Kriegsstrategien.“ Noch immer angespannt, lehnte sich Raffaele in seinen Sitz zurück, soweit das in der Enge möglich war.
    „Ich hab ein verdammt mieses Gefühl im Bauch.“ Saif versuc hte neben dem Fahrer ohne allzu großen Erfolg, seine langen Beine irgendwie bequemer zu positionieren. „Irgendwie passt hier nichts zueinander. Warum wartet der Typ, bis wir hier auftauchen? Er weiß doch, dass er dann echte Probleme bekommt! Warum hat er sich nicht sofort und in großem Stil die Fürsten gegriffen? Warum tötete er über zehn Jahre hinweg ihre Kinder oder Enkel und wieso gibt er sich ausgerechnet jetzt zu erkennen? Leute, mal ganz im Ernst, kein Schwein hätte ohne all diese Zufälle gewusst, wer hier eigentlich diese Morde begeht. Warum das alles? Perdikkas war doch zu seiner Zeit nicht dumm, ganz im Gegenteil. Wieso dann jetzt diese seltsame Vorgehensweise? Korrigiert mich, wenn ich mich jetzt verrenne, aber könnte es sein, dass er uns lediglich von irgendetwas anderem ablenken möchte? Ich meine ja nur.“
    Saifs Augen richteten sich fragend auf die beiden Begleiter, während der arme zweite Fahrer, der zwischen den beiden riesigen Vampiren auf dem Rücksitz eingequetscht verharrte, alarmiert von einem zum anderen blickte.
    „Bitte verzeihen Sie, aber wenn ich mir eine Bemerkung erla uben darf: Herr Saif hat recht. Niemand konnte wissen, dass Samira und ihre Familie derzeit in Tunis sind. Normalerweise sind sie um diese Jahreszeit entweder auf Djerba oder bei einem ihrer Söhne Wie kann es sein, dass das Fahrzeug treffsicher präpariert wurde? Samira muss unter Beobachtung gestanden haben.“
    „Himmel, wenn das stimmt, dann wäre nicht vorrangig Abda llah, sondern Samira in Gefahr und wir haben sie zurückgelassen und ihr auch noch zwei Wächter abgezogen!“ Luca klang äußerst aufgebracht, am liebsten wäre er sofort umgekehrt.
    „Ruhe jetzt!“ Raffaele gebot den wilden Spekulationen Einhalt. „Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen lassen, auch wenn die Überlegung durchaus berechtigt ist.“ Beim Fahrer des Wagens erkundigte er sich sodann nach den Kommunikationsmöglichkeiten bei Abdallah. Der hatte leider keine besseren Informationen als sein Kollege. „Tut mir leid, aber bis auf das Funktelefon und, wenn man ein richtig gutes Mobiltelefon hat, ab und zu eine Handyverbindung geht dort so gut wie nichts. Was normalerweise ja auch kein Problem darstellt.“
    „Tja normalerweise. Jetzt gerade könnte aber das Leben seiner Tochter davon abhängen. Oh,  wir sind da.“
    Vor ihnen waren die Umrisse von Abdallahs Wüstenschloss fast wie aus dem Nichts aufgetaucht. Die hohen sandfarbenen Mauern verschmolzen so gut mit dem Wüstensand, dass man erst zweimal hinsehen musste, um das eindrucksvolle Gebäude zu erkennen. Der Fahrer drückte auf die Hupe und vor ihnen schwang die gigantische Doppelpforte auf und gab den Blick auf einen paradiesischen Innenhof frei. In zahllosen eisernen Schalen brannten Feuer und in ihren Halterungen warfen Fackeln zuckende Schatten an die Wände. Hier wuchsen überall Palmen, und Blumenbeete, die um kleine Springbrunnen herum angelegt waren, säumten die Wege im Hof.
    Jetzt, da er es wieder mit eigenen Augen sah, erinnerte sich Raffaele wieder, warum Abdallah sich so gern hierher zurückzog. Der Friede und die Ruhe, den das Anwesen ausströmte, übertrugen sich sofort auf jeden Ankömmling. Normalerweise. In dieser Nacht war aber nichts mehr so wie einst. Auf den Mauern standen schwer bewaffnete Wächter und auch im Hof waren an allen Ecken Wachposten

Weitere Kostenlose Bücher