Kinder der Dunkelheit
Ausrü stung schnallen wir zum Teil aufs Dach. Aber wir sollten uns beeilen, dann kommen wir bald in den Bereich von Fürst Abdallahs Funktelefon und ich kann ihn auch bitten, uns ein Auto entgegenzuschicken. So können wir auch in Erfahrung bringen, ob dort alles in Ordnung ist.“
„Sekunde mal“, Raffaele sah ihn an als könne er nicht glauben, was er gerade gehört hatte. „Willst du mir sagen, dass man ihn von hier aus gar nicht erreichen könnte?“
Der Fahrer verneinte ein wenig verlegen. „Leider nicht. Fürst Abdallah mag die moderne Technik nicht allzu sehr. Nur das, was unbedingt notwendig ist. Daher kann man ihn erst ab einer bestimmten Entfernung erreichen. Seine Tochter ist deswegen schon sehr verärgert gewesen, aber in diesem Punkt ist der Fürst ein wenig, sagen wir, eigen.“
Raffaele raufte sich die silberne Mähne. „Ich glaub es ja nicht! Manchmal denke ich dann doch, er ist der Meinung, wir stecken noch im Zeitalter der Haubitzen. Wie soll man ihm helfen, wenn man erst mal Trommelzeichen geben muss? Oh Mann, ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit ihm sprechen. Moment, das bedeutet aber, immer, wenn er bei uns anruft, lässt er sich allen Ernstes zu einem Sendemast bringen, beziehungsweise in dessen Nähe?“
Der Fahrer des in die Luft gejagten Wagens nickte zögerlich. „Ja, meist tut er das, lediglich das Mobiltelefon seines Sohnes war bislang immer so gut, dass sie dort ab und zu Empfang hatten.“
Raffaele war ehrlich erschüttert und konnte sich kaum beruh igen. „Nicht zu fassen! Dieser Schützer der Antike macht mich wahnsinnig! Also los, quetschen wir uns ins Auto, wir müssen weiter, und zwar schnell.“
Zu fünft drängten sie sich in den Geländewagen, der leider nicht ganz so komfortabel war wie der, welcher unweit von ihnen nur noch als qualmender Blechhaufen stand.
Luca warf einen letzten Blick auf die Überreste des noch bis vor Kurzem recht robusten Jeeps und musste sich eingestehen, ein weiteres Mal sehr froh über seine Fähigkeit zu sein, Gefahr zu erspüren. Er konnte in diesem Moment nicht ahnen, dass er genau das Talent in den nächsten Tagen öfter würde einsetzen müssen, als ihm lieb war.
„Verdammter Dreck! Ich hasse diese Hurensöhne! Nicht einmal anständig sterben können sie.“ Zornentbrannt schmetterte Ares das teure Fernglas in den Wüstensand.
„Bitte verzeihen Sie, Herr, aber wir wissen doch alle, wer dort in dem Auto saß. Man kann sie nicht so einfach in die Luft jagen wie andere Lebewesen. Egal ob Vampir oder Mensch, keiner hätte diese ausgefuchste Bombe entdeckt. Wir wussten doch, wenn wir ehrlich sind, dass das bestenfalls ein Versuch sein wird.“
Ares’ Begleiter blickte ein wenig verunsichert auf seinen Herrn. Zwar war der junge de Thyra bei Weitem nicht so jähzornig und brutal wie sein Vater, aber seine Zornausbrüche waren auch nicht gerade von schlechten Eltern und bei allen gefürchtet. Zu seiner großen Erleichterung schien sich Ares aber gerade wieder zu beruhigen.
„Herr, bitte versteht mich nicht falsch, aber wozu brauchen Sie eigentlich das Fernglas? Sie können doch ohne Hilfsmittel in weite Entfernung sehen.“
„Sonst noch eine schlaue Frage auf Lager? Das sind fast fünf Kilometer! Außerdem wollte ich sichergehen, dass sie alle schön brennen. Dumm gelaufen. Los, wir verschwinden hier! Ich muss herausfinden, ob wenigstens die anderen Aktionen so abgelaufen sind wie geplant. Falls mein Vater es nicht sowieso schon wieder weiß, wäre ich ausgesprochen dankbar, wenn ihm das hier keiner auf die Nase binden würde, ja?“
„Das werde ich mit Sicherheit nicht tun, Herr.“
„Gut, dann pack den Rest ein und lass das wertlose Mistglas hier.“
Der junge Mann, der nur gerade so viel des alten Blutes intus hatte, um ihnen zu Diensten sein zu können, blickte mit Bedauern auf das ruinierte Fernglas mit integriertem Nachtsichtgerät. Das Ding kostete so viel, wie er früher in drei Monaten verdient hatte. Letztendlich fügte er sich aber doch lieber der Anweisung seines Herrn. Was sollte es schon? Wenn alles vorbei war, winkte ihnen allen eine fürstliche Entlohnung, das machte die dauernde Angst vor seinen Gebietern zumindest etwas erträglicher.
Während er eilig einpackte und alles in den alten Army-Jeep lud, stand Ares auf einer der Dünen und starrte gedankenverloren in die Nacht. Er wäre jetzt gerade wirklich sehr dankbar gewesen, wenn ihm irgendjemand hätte erklären können, warum tief in ihm eine
Weitere Kostenlose Bücher