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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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sich presste, in den Rücken ploppten. Jetzt wäre der optimale Zeitpunkt, dass Angel auftauchte.
    „Komm, Schätzchen, geht schnell vorbei, gönn uns doch auch ein bisschen Spaß, sei mal nicht so.“ Silvio war jetzt so nahe, dass er die Hand ausstrecken und sie berühren konnte.
    Sabine hasste das Gefühl seiner feuchten Hand an ihrer Wange! Ein ziemlich fieses Déjà-vu schob sich in ihre Gedanken. Das war gar nicht gut, überhaupt nicht gut. Mühsam schluckte sie die aufsteigenden Tränen hinunter und verlegte sich auf Betteln. „Bitte, lasst mich in Ruhe, ich gebe euch alles, was ich hier habe, aber lasst mich doch einfach gehen!“
    „Nein, nein, einfach geht hier schon gar nichts, Blondie, du bist so ein hübsches Ding, dass wir blöd wären, wenn wir dich jetzt einfach heimlassen würden. Komm her zu mir und wage nicht zu schreien, mein kleiner Bruder ist verdammt schnell mit dem Messer, probier’s nicht aus.“
    Jetzt traten ihr doch Tränen in die Augen. Zu frisch war die Erinnerung an Thomas’ Attacke. Nur heute würde kein Luca als Retter in der Not auftauchen. Warum nur musste sie immer ihren Dickschädel durchsetzen? Wäre sie doch im Palazzo geblieben!
    Quälend langsam näherte sich Silvios Gesicht dem ihren. Sein Mundgeruch ließ ihren Mageninhalt in Aufruhr geraten und die Verzweiflung kroch ihr durch den ganzen Körper, sie zitterte wie Espenlaub, als er ihr Kinn unsanft mit einer Hand anhob.
    „Gibt es hier etwa ein Problem?“
    Sabine riss die Augen auf, die sie gerade erst fest zugekniffen ha tte, um ihren Angreifer wenigstens nicht ansehen zu müssen. Sie konnte nur auf einer Seite an diesem Silvio vorbeischielen, doch was sie sah, genügte völlig, um zu wissen, dass wohl jemand ihre stummen Bitten erhört hatte. Die fremde Stimme war tief und dunkel und passte wie die Faust aufs Auge zu dem, der dort stand.
    Im Schein der kleinen Laterne war der Fremde nur ein riesiger dun kler Schatten. Der Nieselregen hatte sein langes schwarzes Haar in eine glänzende Flut verwandelt, die ihm bis über die Ellbogen reichte. Ein beinahe schwarzes Augenpaar funkelte aus seinem alabasterfarbenen Gesicht. Unter der langen, geraden Nase kräuselten sich seine Lippen zu einem sehr bösen Lächeln. Von dem fast bodenlangen schwarzen Ledermantel tropfte Regenwasser, das sich in den Falten sammelte, auf seine mit Silberkappen besetzten Kampfstiefel.
    „Verschwinde, du Arsch, wir sind zu zweit und wir sind b ewaffnet! Such dir doch selbst was zum Spielen. Zieh Leine, aber zackig!“ Silvio schien ganz offensichtlich seine Beute nicht kampflos aufgeben zu wollen. Allerdings hatte er offenbar den dummen Fehler gemacht, sich seinen Gegner noch nicht genau angeschaut zu haben, denn sein gieriger Blick hatte sich an Sabines Gesicht bereits regelrecht festgesaugt.
    Sein Bruder hingegen starrte den Mann wie paralysiert an, hatte aber in diesem Augenblick offenbar so viel Ehre im Leib, Silvio nicht hängen zu lassen. Dieses Mal bestand allerdings durchaus die Mö glichkeit, dass ihn seine Loyalität teuer zu stehen kommen würde.
    Sabine dachte zuerst, das Gewitter sei zurückgekommen, bis sie begriff, dass das Grollen aus der Brust des Fremden kam.
    „Lass die Frau los, sofort! Ich pflege alles nur einmal zu sagen.“ Die Stimme ließ die Härchen auf Sabines Armen zu Berge stehen.
    „Gut, dann hast du es jetzt gesagt, ich sagte auch schon etwas, nämlich: Hau ab!“
    Der Kleine konnte seinen Bruder nicht mehr warnen. Der Mann bewegte sich so schnell, dass das normale menschliche Auge fast nicht wahrnehmen konnte, wie er neben Sabine trat und Silvio am Hals packte. Obwohl er nur eine Hand frei hatte, die andere hielt einen gigantischen über seiner Schulter hängenden Seesack fest, hielt er Silvio mit spielerischer Leichtigkeit fast einen Meter über dem Boden.
    Sabine versuchte, vorsichtig abzuschätzen, wie groß er wohl sein mochte. An Luca würde er sicherlich gut heranreichen. Als er direkt neben ihr stand, spürte sie aber noch etwas. Der Unb ekannte strahlte eindeutig Gefahr aus. Auf ihn passte die Bezeichnung „Kind der Dunkelheit“ nicht. Nein, hier stand ein Vampir!
    „Lass ihn los, lass sofort meinen Bruder los, oder ich stech dich ab, du Schwein!“
    Die Antwort auf die eher ängstlich gewimmerte Drohung war zunächst ein tiefes, kehliges Lachen. „Wenn du das möchtest, gern doch.“ Schon flog Silvio wie eine Spielzeugpuppe durch die Luft und landete mit einem knirschenden Geräusch an der Mauer

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