Kinder der Dunkelheit
sich schnell, „bist Stef ano, nicht wahr?“
„Korrekt, Lady, man hat dich also schon vorgewarnt. Das hätte ich mir ja denken können.“ Ohne den Blick von ihr zu wenden, nahm er einen kleinen Schluck aus der Whiskyflasche, wobei sein Hemd ein wenig verrutschte und den Blick auf seine breite Brust und ein si lbernes Amulett in Form einer um ein Schwert geschlungenen Schlange freigab, das an einer Kette um seinen Hals baumelte. Er deutete auf den zweiten Stuhl und knurrte etwas entnervt, sie solle sich doch bitte endlich setzen. „Ich verspreche, dich nicht anzufallen – in keiner Form, in Ordnung, aber relax bitte etwas! Auch wenn meine Freunde dir eine Art Monster angekündigt haben, ich kann mich ab und zu durchaus benehmen. Also bitte, nimm Platz.“
Seiner Anweisung gehorchend, setzte sie sich, ohne ihn jedoch aus den Augen zu lassen. „Ganz so schlimm war es auch nicht, ich habe keine Angst vor dir, es ist nur seltsam, dich so plötzlich hier zu sehen. Es klang von den anderen eher so, als seist du unauffindbar.“
„Voilà! Du hast mich gefunden.“ Stefano beugte sich leicht nach vorn und griff nach dem Schürhaken. Mit spielerischer Leichtigkeit spießte er ein mächtiges Holzscheit auf und kickte es zielsicher ins Feuer. Zahllose Funken stoben auf und das Feuer tanzte eine kleine Weile um das Scheit herum, ehe dieses züngelnd und knackend zu brennen begann. Stefano betrachtete das Schauspiel einige Momente und legte dann sein Werkzeug wieder beiseite. „Du musst entschuldigen, ich bin eher so der archaische Typ. Heutzutage nennt man das dann wohl Pyromane, aber keine Bange, ich hab das im Griff.“
Sabine räusperte sich, bevor sie weitersprach. In Stefanos G egenwart fühlte sie sich zwar nicht gefährdet, war aber irgendwie doch sehr verunsichert. „Weißt du, was geschehen ist? Bist du deshalb zurückgekommen?“
„Du meinst das mit Habib? Ja, Marlon hat mich angerufen. Er ist einer der wenigen, die meine Nummer haben und bei denen ich auch antworte.“ Auf Sabines fragenden Blick hin fügte er erklärend hinzu: „Marlon ist der Anführer des Berliner Clans und, man höre und staune, ein Freund von mir. So etwas gibt es tatsächlich.“ Augenscheinlich erschöpft – wovon auch immer – legte er plötzlich den Kopf an die Lehne und schloss die Augen.
Sabine rutschte unruhig auf ihrem Sessel herum. „Ich sehe, du bist müde, ich lasse dich dann lieber in Frieden.“ Sie kam nicht dazu, aufzustehen.
„Nein, bleib da! Ich habe seit Tagen mit niemandem mehr geredet und du hast Verstand, das spüre ich. Ich spüre auch, dass ich dir unheimlich bin, aber das kann ich leider gerade nicht ändern.“
Das war keine Bitte gewesen, sondern eine Aufforderung, und so ließ sie sich wieder zurück in die Lederpolster sinken. „U nheimlich ist der falsche Ausdruck. Ich … ich kenne dich nicht, aber ich mache mir gern mein eigenes Bild von anderen und daher versuche ich, dich ein wenig einzuschätzen.“
„Gutes Mädchen! Ich sagte doch, du hast Verstand. Allerdings kön nte der Versuch, mich einzuschätzen, ein wenig zeitaufwendig werden.“
„Die Tatsache, dass du mir bei unserem ersten Zusammentre ffen gleich geholfen hast, zeigt mir, dass es ganz so schlimm nicht sein kann.“
Stefano schwieg eine Weile. „Wie viel Blut von Luca hast du in dir?“
„Wie bitte?“
„Du hast schon richtig verstanden. Du gehörst zu Luca, oder? Also könnte ich ja meinen Hintern darauf verwetten, dass er dir sein Blut gegeben hat. Daher noch mal die Frage, wie viel von seinem Blut du intus hast?“
„Findest du nicht, dass das jetzt etwas sehr persönlich ist?“ Sie fand die Frage doch relativ unverschämt.
Stefano grinste nur. „Ich hab dich ja nicht gefragt, wie der Sex mit ihm war, sondern wie viel Blut von ihm in deinen Adern fließt. Ich frage das aus einem ganz banalen Grund: Je mehr von seinem Blut du in dir hast, desto leichter fällt es dir, Gefahren zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen. Denn das hat ja wohl vorhin nicht ganz so gut geklappt.“
Sabine wand sich in ihrem Sessel wie ein Aal, ihr war die Situation enorm unangenehm, wohingegen er überhaupt nichts dabei zu finden schien, ihr derartige Fragen zu stellen. „Also, wohl nicht so viel, denn zuletzt war Luca durch den Tod seines Freundes und die ganzen Ereignisse doch sehr mitgenommen und …“
„Will sagen, du hast eher als sein Blutspender fungiert?“
„Wenn du es so nennen willst.“ Langsam wurde Sabine etwas
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