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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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bis auf ein paar leise gemu rmelte Befehle des Skippers, der die Jacht gerade aufs offene Meer hinaussteuerte, Totenstille. Seit Alexandre ein paar Minuten vor dem Ablegen an Bord gekommen war, vermied es jeder, ihn zu stören. Keiner wollte die derzeit ausnahmsweise gute Laune des Gebieters in irgendeiner Weise gefährden. Alexandre saß in der luxuriösen Eignerkabine und lächelte seinen Sohn zufrieden an. „Das war eine Meisterleistung, Ares, ich bin außerordentlich stolz auf dich.“
    Ares zog eine spöttische Grimasse. „Mit Privatjets, Privatland eflächen und gekaufter Flugerlaubnis fällt solch ein Unterfangen heutzutage tatsächlich leicht. Ich muss eingestehen, dass es vor zweihundert Jahren sicherlich geringfügig aufwendiger gewesen wäre. Lediglich dieser Wahnsinnsverkehr in Madrid wäre beinahe zu einem ernsten Problem geworden. Himmel, ich sage dir, diese Spanier schlafen nie. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen: durch die Bank Vampire!“
    Alexandre lachte herzlich über den kleinen Scherz seines So hnes. „Nun, wer weiß, was wir unternehmen werden, sobald das hier zu Ende gebracht wurde. Vielleicht erfüllen wir ihnen ja irgendwann allen den Wunsch, die Nächte noch mehr genießen zu können.“
    „Vater, kaum hast du den einen Schritt getan, schon hast du die nächste Bosheit im Blick? Du machst mir Sorgen. Aber sag, willst du nicht endlich unsere Gäste begrüßen? Ich vermisse deinen Sinn für die legendäre griechische Gastfreundschaft.“
    „Du hast recht, mein Sohn, lass uns gehen und sie willkommen heißen. Ich bin neugierig auf die Damen. Solch edle Gäste von reinem Blut hatte ich bis heute noch nie zu Besuch.“
    Ares zwinkerte seinem Vater verschwörerisch zu. „Neugierig darfst du auch sein, sie sind wahre Augenweiden, allesamt. Aber jetzt komm endlich. Nachdem du sie gebührend begrüßt hast, möchte ich ehrlich gesagt endlich einmal wieder etwas schlafen. Die letzten Tage und Nächte haben doch ein klein wenig an meiner Konstitution gezehrt. Ich war jetzt hundertzwanzig Stunden ohne Schlaf, bei aller Stärke kann ich dir sagen, das schlaucht!“
    Ares wartete die Antwort seines Vaters nicht mehr ab, sondern eilte in Richtung Heck der Jacht davon. Ihm war durchaus b ewusst, dass er von seinem Vater kein Mitleid bekommen würde, aber das änderte auch nichts daran, dass er endlich mal wieder ein Bett von innen sehen wollte.
    Schon nach wenigen Schritten standen sie vor der speziell au sgebauten Gästekabine. Sie war mit doppelten Eisenplatten gesichert und die Kabinentür mit kugelsicherem Stahl verstärkt. Die Eisenplatten waren mit Teakholz elegant vertäfelt worden, doch die schweren Ringe, an denen die Ketten befestigt waren, hingen fest verschweißt in Stahl und Eisen. Ares trat beiseite, um seinem Vater die Ehre zuteilwerden zu lassen, die Tür aufzuschließen.
    Mit erwartungsvollem Blick öffnete Alexandre die Kabinentür. Seine Augen durchdrangen das Dunkel im Inneren ohne die g eringste Mühe. Ein zufriedenes Strahlen glitt über sein Antlitz. „Guten Morgen, meine Damen, es ist mir eine große Ehre, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Bitte fühlen Sie sich doch, bis auf die zugegebenermaßen ein wenig klobigen Armbänder, wie zu Hause. Meine Männer und ich werden selbstverständlich rund um die Uhr dafür sorgen, dass es Ihnen an nichts fehlt. Ich empfehle mich mit größtem Bedauern, doch nach der Aufregung der letzten Tage brauche ich nunmehr dringend etwas Entspannung.“ Leise in sich hineinlachend, zog er die Tür von außen wieder ins Schloss.
    „Sie wissen nicht wer ich bin. Wie schön, ich werde ihnen die Zeit mit vielen makabren Geschichten zu vertreiben wissen.“ Alexandre schob seinen Sohn ein wenig beiseite und sah sich suchend um. Endlich entdeckte er jemanden von der Besatzung. „Du da! Komm her, du sorgst dafür, dass es dort drin in den nächsten Stunden ruhig bleibt. Und ehe ich es vergesse: Sie b ekommen für die nächsten vierundzwanzig Stunden weder Nahrung noch Flüssigkeit, egal, wie sehr sie betteln, hast du das verstanden?“
    Der Mann bejahte und verbeugte sich vor Alexandre. „Zu B efehl, Herr, ich werde darauf achten.“
    Ares verabschiedete sich in seine Kabine, schloss die Tür hinter sich ab und warf sich hundemüde auf sein Bett. Er war seltsam berührt von der Handlungsweise seines Vaters. Er hatte die Frauen doch jetzt in seiner Gewalt, sie waren auf See, warum musste er sie nun mit Hunger und Durst quälen? Manchmal

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