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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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erst nach einiger Zeit erklang wieder die leise Stimme. „Ja, das bin ich, und wer bist du?“
    „Ich bin Samira, mein Vater ist Abdallah al Hayar und wenn ich jetzt richtig liege, dann sind nicht nur wir beide hier drin, nicht wahr?“ Samiras Verstand arbeitete auf Hochtouren.
    „Du liegst richtig Samira, leider. Ich bin Luisa, Domingos Tochter – und wenn ich jetzt eins und eins zusammenzähle, dann haben wir dort hinten in der Ecke unser Küken.“
    „Nenn mich ja nicht Küken, das verbitte ich mir! Aber abges ehen davon hast du recht. Auch wenn ihr das jetzt wahrscheinlich schon wisst, aber ich bin Selda, Mustafas Tochter.“
    „Na wunderbar, das heißt, er hat uns alle. Das darf doch einfach nicht wahr sein!“ Samira schnaubte wütend ins Dunkel.
    „Samira, bitte, ich bin eigentlich nicht der ängstliche Typ, aber seit mich die vier Kerle aus meiner Wohnung entführten, dabei meine Wächter mit einer Leichtigkeit beseitigt haben, dass ich meinen Augen nicht getraut habe, seitdem bin ich doch ein wenig in – ich denke, man kann es getrost Panik nennen.“ Audrey klang zwar etwas sicherer, nachdem sie wusste, wer mit ihr im Raum war, aber noch immer schwang deutlich große Angst in ihrer Stimme mit.
    „Haben eure Väter euch denn nichts gesagt?“ Samira war etwas verblüfft.
    „Was? Mir etwas sagen? Himmel, mein Vater würde am liebsten im Winter die Schneeflocken wegblasen lassen, damit sie mich ja nicht berühren. Ich hatte seit kurzer Zeit statt zwei plötzlich vier Wächter, und zwar aus einer Eliteeinheit! Alles, was mein Vater dazu sagte, war, dass die Zeiten immer gefährlicher werden und er wolle, dass ich sicher bin.“ Audrey war deutlich angesäuert, angesichts des überbordenden Beschützerdrangs Fürst Richards.
    „Dito, mein Vater hat meine Wächter ausgetauscht, ebenso g egen eine Elitetruppe, mit der gleichen fadenscheinigen Erklärung. Das heißt, sie haben sich abgesprochen und es lag tatsächlich etwas in der Luft?“ Luisa schien kaum weniger verärgert als Audrey.
    Samira richtete ihren Blick ganz nach hinten in den Raum, wo sie Selda wusste. „Und was ist mir dir, Selda? Auch keine Idee, was passiert sein könnte?“
    „Also, ehrlich gesagt, wäre ich jetzt wahrscheinlich in Sicherheit in der Residenz meines Vaters. Er wollte mich letzte Woche unbedingt überreden, eine Weile zu ihm zu ziehen. Ich habe natürlich sofort abgelehnt. Ich bin doch nicht verrückt und gebe mein freies Leben in Istanbul und meine schöne Galerie auf, um wieder unter seinem strengen Regiment zu stehen! Aus der jetzigen Sicht wäre es eventuell gar keine so blöde Idee gewesen. Mist!“
    Samira musste allen Widrigkeiten zum Trotz schmunzeln. Se lda klang exakt so, wie man sich eine verwöhnte junge Frau von fünfundzwanzig Jahren eben vorstellte. „Damit hast du recht, leider. Ich versuche, euch einmal zu erklären, was wahrscheinlich geschehen ist. Ihr habt eventuell erfahren, dass mein großer Bruder , Habib, in Venedig ermordet wurde? Jemand dem es gelingt, Habib zu töten, ist kein normaler Mensch oder Vampir. Er ist vom alten Blut. Der, mit dem wir es hier zu tun haben, ist älter als viele unserer Väter. Es ist Perdikkas, der beste Freund und oberste Feldherr von Alexander dem Großen. Er hat vor über zweitausend Jahren den Angriff der Kinder der Dunkelheit in Persien überlebt und seither tyrannisiert er die Menschheit und uns. All die Morde an unseren ältesten Brüdern gehen auf sein Konto, er hat sich ein geschichtsträchtiges Datum ausgesucht, um zu seinem letzten Schlag auszuholen. Zum Wechsel des Jahrtausends hat er damit begonnen, die Erstgeborenen der Fürsten töten zu lassen ...“
    „Und ihre Enkel!“
    Alle lauschten erschrocken ins Dunkel. Es gab nur vier Fürstentöchter, wer also war dort noch mit ihnen eingesperrt.
    „Wer ist da? Ich hab dich weder gespürt noch gesehen! Na komm schon, sag uns deinen Namen.“ Luisa, die der leisen Stimme am nächsten war, wandte sich um und versuchte, mit ihren Augen das Dunkel zu durchdringen. Endlich regte sich etwas ganz hinten an der anderen Wand.
    „Mein Name ist Clara, ich bin Fürst Massimos Enkelin. Sie haben zuerst mich auf Sardinien entführt und nur kurze Zeit später meinen Bruder umgebracht. Sie waren so freundlich, mich stets über alles zu informieren.“ Claras Stimme klang müde und traurig. „Sie haben mir auch erzählt, dass mein Vater wahnsinnig wurde und dass mein Großvater keinen anderen Rat mehr wusste, als den

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