Kinder der Dunkelheit
nach Sabine. Wie gern hätte er sie jetzt bei sich gehabt!
Sie bei Stefano zu wissen, war wahrscheinlich das Beste, was ihm passieren konnte, doch noch immer quälten ihn die G eschichten aus der Vergangenheit und ließen ihn um ihre Sicherheit fürchten. Tief in seinem Herzen wusste er, dass er damit Stefano unrecht tat, doch Erinnerungen auszulöschen, war nun einmal etwas, das er nur sehr schwer konnte. Wenn er ihm doch nur einmal die Gelegenheit gegeben hätte, seine Sicht der Dinge zu erklären, aber so stur wie der andere war, hatte er sich dieser Aussprache nie gestellt. Sein Blick fiel auf das Handy, das er neben dem Laptop abgelegt hatte. Sabine anzurufen, würde wohl das Einzige sein, das ihn jetzt einigermaßen erden konnte.
In dem Moment, als sie aus dem Wassertaxi gestiegen war und den Fahrer bezahlt hatte, klingelte ihr Handy. Verflixt, sie hatte doch tatsächlich vergessen, es auszuschalten. Wenn das Angel war, konnte er sie problemlos orten. Mist! Aber es war noch schlimmer. Der Blick auf das Display zeigte den Namen des Anrufers: Luca. Natürlich, es war helllichter Tag und normalerweise würde sie im Labor sitzen und wahlweise lesen oder experimentieren. Was sollte sie jetzt tun? Ihr blieb keine Wahl, sie musste das Gespräch annehmen und darauf hoffen, dass er noch nichts von ihrer Flucht wusste. Sabine atmete einmal tief durch, dann drückte sie das Knöpfchen. „Luca, guten Morgen.“
„Guten Morgen, mein Sonnenschein. Du ahnst nicht, wie gut es tut deine Stimme zu hören. Geht es dir gut?“
„Ja, danke, es geht mir sehr gut. Die Sonne scheint, Venedig ist im Frühlingsrausch, alle haben gute Laune und ich werde bestens versorgt. Ich denke, bei dir ist es eher nicht so schön?“
„Das darfst du laut sagen, aber das erzähle ich dir alles, wenn ich dich endlich wieder im Arm halten kann.“ Luca lauschte in den Hörer. „Warum ist es denn so laut bei dir? Nimmst du ein Bad im Kanal?“ So schwer es ihr auch fiel, lachte sie doch pflichtschuldig über Lucas Scherz. „Beinahe, ich stehe auf dem Balkon über dem Eingang und genieße ein klein wenig das bunte Treiben dort in den Straßen und auf den Kanälen. Die Touristen sind zurück und die großen Passagierschiffe sind eine Plage.“
„Siehst du, ich sagte es doch. Trotzdem wünschte ich, ich wäre dort.“
„Auf dem Balkon? Das würde deinem Teint schlecht beko mmen.“
„Kleiner Witzbold. Wenn ich jetzt dort wäre, hättest du mit a bsoluter Sicherheit keine Zeit, die Schönheiten Venedigs zu bestaunen.“ Fast konnte sie sein Lächeln fühlen und es tat verdammt weh. „Tja, leider bist du aber nicht hier, sondern nur ich.“
„Was heißt das, haben dich diese Kerle etwa allein gelassen?“
„Nein, nein“, beeilte sich Sabine, ihn zu beruhigen. „Angel ist hier, aber Stefano hat den Palazzo im Morgengrauen verlassen.“ Sie hörte, wie Luca am anderen Ende enttäuscht die Luft ausstieß.
„Dann ist er also schon wieder unterwegs?“
„Ja, das klingt ja fast so, als fändest du das schade.“
„Vielleicht ist es das, irgendetwas ist mit Stefano und ich habe es eigentlich satt, mir andauernd seltsame Gedanken zu machen. Ich wünschte mir, wir würden uns endlich aussprechen.“
„Das wäre sicher eine gute Idee. Ich glaube, du solltest ihm einfach einmal aufmerksam zuhören.“
„Wieder hat meine kluge und wunderschöne Frau sicherlich recht. Vorerst aber würde ich gern kurz mit Angel sprechen, kannst du ihn mir bitte rasch geben?“
Sabine schoss das Blut ins Gesicht und sie wurde dunkelrot vor Scham. Als habe sie ihn nicht schon genug angelogen, jetzt auch noch das. „Das tut mir leid, Angel schläft noch. Er kam mit Sonnenaufgang nach Hause und war doch sehr müde. Ich möchte ihn ehrlich gesagt nicht wecken. Sobald er aufwacht, sage ich ihm einfach, er soll dich anrufen. Ist das in Ordnung für dich?“
„Ist es, meine Prinzessin. Wir bringen nächste Nacht Abdallah und Janan nach Bologna, dort in unserem Castello sind sie in Sicherheit. Raffaele hat einen Jet gechartert, so geht es schneller. Abdallah wird es hassen, aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Sobald sie gut untergebracht sind, lassen wir ihnen eine entsprechende Wachmannschaft zurück und dann kommen wir nach Venedig und planen, was wir weiter tun können oder harren darauf, dass dieser Irre sich meldet. Du wirst wieder ein paar neue Leute kennenlernen.“
„Oh, wen denn?“
„Saif, Craigh und Sergej, du wirst sie
Weitere Kostenlose Bücher